Aus der Luft und zu Fuß (7)

Bahnhof Mähringen

Die Gleise sind längst abgebaut. Achtzig Jahre lang, von 1902 bis 1982 verkehrte das Bähnlein „Somaschell“ zwischen Reutlingen und Gönningen und verband Härten, Steinlachtal und Alb mit der weiten Welt.

29.11.2017

Von Andrea Bachmann

Bild: Erich Sommer

Bild: Erich Sommer

Weil sich die Bahnstation von Mähringen anderthalb Kilometer außerhalb des Ortes befand, erhielt sie eine eigene, noch heute gebräuchliche Gemarkungsbezeichnung „Bahnhof Mähringen“. Dann kamen Auto und Bus, das Zügle war nicht mehr zeitgemäß und der Betrieb wurde eingestellt. Bis 2005 dachte man hin und wieder über einen Wiederaufbau nach und sprach von einer Verwendung für den Gütertransport, aber schließlich wurden die Gleise abgebaut und verschrottet, die Eichenschwellen machten im Gartenbau eine zweite Karriere. Auch Teile der Bahntrasse wurden verkauft, der eine oder andere Kilometer zum Radweg umfunktioniert. Der Rest verwilderte. Bei Mähringen liegt die geschotterte Trasse in einem Naturschutzgebiet und erinnert an Zeiten, an denen eine Eisenbahn gleichzeitig romantisch und fortschrittlich war.

Romantisch und fortschrittlich gestaltete sich auch die Zukunft der Bahnhöfe. Sie gingen in Privatbesitz über. Aus dem Bahnhof Mähringen ist ein Wohnhaus geworden, das ganz versteckt in einem Garten liegt. Auch die ehemalige Bahnhofswirtschaft und die dazugehörige Scheune sind bewohnt.

Neben dem Bahnhof befand sich eine Fabrik für Betonfertigteile, die auf die andere Straßenseite übersiedelte. Betonsilo, Fabrikhalle und Krananlage blieben stehen und wurden von dem Bewohner der Scheune, dem Architekten Frank Früh, in ein traumhaftes Kontrastprogramm zu dem verträumten Bahnhofshäuschen weiterentwickelt. Neben dem Bahnhof schwebt auf einem Sockel ein weißer Büroturm, der mit seinen gerundeten Kanten und seinen Nischenbalkons mit Reling ein ungewöhnlich maritimes Ambiente vermittelt. „Stellwerken dock“ heißt das Gebäude, in dem vier Büroeinheiten Platz finden und das direkt an die alte Fabrikhalle mit den schönen grünen Industrieglasscheiben „andockt“, in der sich mittlerweile eine Schreinerei befindet.

Bild: Erich Sommer

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Erstellt:
29.11.2017, 01:00 Uhr
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zuletzt aktualisiert: 29.11.2017, 01:00 Uhr

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