TVR begeistert

Beifall trotz Niederlage der Volleyballer

Das hat es in der letzten Zeit selten gegeben: Die Bundesliga-Volleyballer des TV Rottenburg verloren gegen Lüneburg – und wurden von den Zuschauern trotzdem gefeiert.

21.02.2018

Dirk Mehlberg und Idner Faustino Lima Martins (links, beide TV Rottenburg) in Aktion.Bild: Ulmer

Dirk Mehlberg und Idner Faustino Lima Martins (links, beide TV Rottenburg) in Aktion.Bild: Ulmer

Tübingen. Ein Phänomen, das heutzutage selten vorkommt im Hochleistungssport: Ein Team verliert und die Fans sind nicht sauer. Im Gegenteil – die Mannschaft wird gefeiert und mit Applaus verabschiedet. Das ist ein angenehmes Zeichen, vor allem wenn man noch die Hassgesänge und Gewaltandrohungen im Kopf hat, die sich die Anhänger des Fußballclubs Hamburger SV (HSV) am Wochenende leisteten. Da konnte einem tatsächlich Angst und Bange werden.

Die etwa 1900 Zuschauerinnen und Zuschauer in der Tübinger Paul-Horn-Halle sahen ein spannendes, umkämpftes, stellenweise dramatisches Spiel. Das bessere Ende für sich hatten dabei leider die Gegner der SVG Lüneburg. Das allerdings erst nach hartem Kampf. Doch der Reihe nach.

Bereits der erste Satz war höchst umkämpft. Da lagen die Rottenburger sogar schon 10:17 zurück. Doch dann kam Kapitän Idner Martins aufs Feld und der Satz schien fast zu kippen. Das war umso überraschender, da Martins sich am Morgen zum Spiel schleppte, bloß „um sein Gesicht zu zeigen“, wie er sagte. Denn in der Nacht hatte er vor Gliederschmerzen nicht schlafen können. Im Grunde ein Zeichen für eine sich anbahnende Erkältung oder Grippe.

Martins setzte sich auf die Bank. Doch dann verständigten sein Coach Hans Peter Müller-Angstenberger und er sich mit kurzem Blickkontakt – und der Kapitän ging aufs Feld. Und Rottenburg schaffte tatsächlich noch den Ausgleich zum 21:21 und zum 22:22. Doch trotz der Aufholjagd ging der Satz schließlich mit 32:25 an die Gegner aus Lüneburg.

Auf deren Seite spielte übrigens ein alter Bekannter der Rottenburger mit: Matthias Pompe, der sechs Jahre lang (2005 bis 2011) bei den Rottenburgern spielte. Der mittlerweile 34-Jährige ist mit Abstand der älteste Spieler bei den Lüneburgern. Nebenbei ist er auch deren Teammanager.

Den zweiten Satz verlor der TV Rottenburg dann mit 18:25. Und dann begann der Wahnsinn. Denn die Rottenburger schienen das Ding zu drehen. Federico Cipollone, Lars Willmsen, Tim Grozer oder Idner Martins – um nur ein paar zu nennen – liefen zu großer Form auf. Erst gewannen sie den dritten Satz, und dann kam der dramatische vierte, der schließlich mit 27:25 für die Rottenburger endete. Klar, dass danach in der Halle die Hölle los war. Konfetti regnete von den Rängen, Wasserflaschen wurden auf der Trainerbank in die Luft geschleudert. Dort standen übrigens auch Oberbürgermeister Stephan Neher und der Bürgermeister Thomas Weigel: Rottenburg war an dem Tag Spieltagssponsor.

Leider verließ die Rottenburger nach ihrer fulminanten Aufholjagd dann die Kraft. Der letzte Satz ging mit 10:15 verloren. Werner Bauknecht

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21.02.2018, 01:00 Uhr
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zuletzt aktualisiert: 21.02.2018, 01:00 Uhr

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