Dass der Laden läuft

Bernd Gugel ist Bademeister aus Leidenschaft

Im Tübinger Freibad gibt es neben dem Badleiter, dem Chef des Freibads und den festangestellten Schichtleitern auch noch die Beckenaufsichten, respektive Rettungsschwimmer. Einer von ihnen ist Bernd Gugel, der unter den Badegästen einen ziemlich guten Ruf genießt.

13.06.2018

Nur ganz kurz schaut Bernd Gugel mal zum Fotografen. Gleich danach hat er wieder das Schwimmbecken im Blick. Bild: Schmidt

Nur ganz kurz schaut Bernd Gugel mal zum Fotografen. Gleich danach hat er wieder das Schwimmbecken im Blick. Bild: Schmidt

Tübingen. Auch während der TAGBLATT ANZEIGER dieses Interview mit ihm führt, lässt Bernd Gugel seinen Verantwortungsbereich keine Sekunde aus dem Blick.

TAGBLATT ANZEIGER: Wie bist du dazu gekommen, Bademeister zu werden?

Bernd Gugel: Eigentlich durch einen Zufall. Früher war ich in der Medienbranche tätig. Ich bin aber schon lange ehrenamtlich bei der Tauchergruppe der Feuerwehr Tübingen. Seit vierzig Jahren bin ich dabei und Wasserrettung war und ist mein Spezialgebiet. Ein Freund hat mir den Tipp gegeben, dass die Stadtwerke jemanden suchen mit dem Profil: älter, sportlich, kommunikativ, ausgleichend. Darin habe ich mich wiedererkannt.

Wie lange übst du den Beruf schon aus?

Das ist meine sechste Saison.

Worin bestehen die Aufgaben eines Bademeisters?

Die Hauptaufgabe ist natürlich, für Sicherheit zu sorgen. Zu erkennen und einzugreifen, wenn jemand in Not gerät. Zum Glück passiert das nur selten. (lächelt) Ansonsten bin ich Ansprechpartner, Kommunikator, Seelsorger, Bespaßer und Konfliktschlichter. Wir Beckenaufsichten sorgen aber auch für Ordnung und Sauberkeit. Ich sehe es als meine Aufgabe, das soziale Gefüge im Bad aufrechtzuerhalten; für Einzelne, ganze Gruppen und für das Bad selber da zu sein, dafür zu sorgen, dass der Laden läuft. Ich mache aber auch einen Teil der Öffentlichkeitsarbeit. Beispielsweise betreue ich die Facebook-Seite des Freibads.

Wie lässt sich die Saison bislang an?

Die Gewitter sind ungewöhnlich, vor allem die Richtungen, aus denen sie kommen. Davon abgesehen ist die Saison bis jetzt extrem gut. Wir haben ja wegen gutem Wetter schon Ende April aufgemacht, was ganz selten vorkommt. Und wir haben lange Öffnungszeiten. Von morgens 6 Uhr bis abends um 21 Uhr kann man bei uns täglich schwimmen.

Das fast schon hochsommerliche Wetter sorgt für kontinuierlich hohe Besucherzahlen. Bisher gab es keine Einbrüche. Die Stimmung ist gut, keine ernsteren Unfälle – so wünscht man es sich.

Wie wirkt sich die Erweiterung des Geländes aus?

Viele Besucher gehen mittlerweile mehr nach hinten. Ich schaue mir das auch an, wenn ich Zeit habe. Ich habe den Eindruck, es wird immer besser angenommen. Weil mir das Gelände so gut gefällt und ich den Bedarf für freie Sport- und Erholungsangebote sehe, habe ich als Mitglied des Gemeinderats den Antrag gestellt, dass es auch außerhalb der Freibadsaison genutzt werden kann. Es wird jetzt noch nicht gemacht, perspektivisch soll es aber so kommen.

Verändert die Anwesenheit der Flüchtlinge etwas an der Stimmung?

Das war ein Thema, als die Flüchtlingswelle aktuell war. Aber das ist mittlerweile durch. Die Flüchtlingskinder, die seit zwei, drei Jahren da sind, sprechen teils besseres Hochdeutsch als ich. (lacht)

Dass wir im Bad wenig Probleme hatten, lag bestimmt auch daran, dass mein hochgeschätzter, syrischer Kollege Ayham Shalgin Arabisch und richtig gut Deutsch spricht und daher viel Hilfe in der Verständigung leisten konnte.

Was ist das Schönste daran, Bademeister zu sein?

Die Summe der kleinen Erfolgserlebnisse. Wenn man helfen kann, zum Beispiel, indem man ihren Schwimmstil korrigiert, ganz allgemein, wenn man Leute glücklich machen kann. Ich genieße das Freibad auch persönlich. Am besten gefällt mir die Morgenstimmung. Ich lebe für dieses Bad. Es ist kein Broterwerb für mich, sondern eine Berufung.

Und was machst du in der Zeit, wenn das Bad geschlossen hat?

Ein wenig im Hallenbad arbeiten. Und viel Skifahren, Mountainbike, Rennradfahren, Laufen… Ich bin ja Sportler, da wird einem nicht langweilig. Zudem habe ich Ehrenämter, die viel Zeit kosten. Ich genieße meine irre hohe Lebensqualität.

Die Fragen stellte Philipp Schmidt

Am Samstag, 21. Juli, gibt es im Freibad ein Einweihungsfest, bei dem das neue Areal der Öffentlichkeit präsentiert wird.

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Erstellt:
13.06.2018, 01:00 Uhr
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zuletzt aktualisiert: 13.06.2018, 01:00 Uhr

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