Potenziale nutzen

Berufsbildungsbericht: Ausbildung laut Gewerkschaftsbund weiter in der Krise

Erstmals haben mehr als 2,64 Millionen junge Menschen zwischen 20 und 34 Jahren keinen Berufsabschluss. Nur noch knapp 19 Prozent der hiesigen Unternehmen bilden überhaupt aus.

17.05.2023

Der Deutsche Gewerkschaftsbund fordert eine bundesweite Ausbildungsumlage, damit junge Menschen nicht durch das Raster fallen. Bild: goodluz / stock.adobe.com

Der Deutsche Gewerkschaftsbund fordert eine bundesweite Ausbildungsumlage, damit junge Menschen nicht durch das Raster fallen. Bild: goodluz / stock.adobe.com

Dies sind zwei zentrale Ergebnisse des neuen Berufsbildungsberichtes. Die stellvertretende DGB-Vorsitzende Elke Hannack sagte in Berlin: „Immer mehr junge Menschen sind ohne Berufsausbildung, das ist ein bildungspolitischer Skandal. Um diesen Trend umzukehren, müssen Politik und Arbeitgeber endlich effektiv gegensteuern.

Nach wie vor fallen zu viele junge Menschen durch das Raster und bekommen nicht die Unterstützung, die nötig wäre. Die von der Bundesregierung beschlossene Ausbildungsgarantie muss nun zügig vom Bundestag beschlossen werden, um diese Entwicklung aufzuhalten.

Wichtig ist auch eine Stärkung der betrieblichen Ausbildung. Hier sind zuallererst die Arbeitgeber gefordert, denn seit Jahren sinkt die Zahl der Ausbildungsbetriebe. Wer nach Fachkräften ruft, muss auch in die Ausbildung investieren.

Da der Markt allein es offensichtlich nicht regelt, fordert der DGB zudem eine bundesweite Ausbildungsumlage, in die alle Unternehmen einzahlen und aus der ausbildende Betriebe gefördert werden. Bremen hat ein solches Modell vor Kurzem eingeführt. Trotz unbesetzter Ausbildungsstellen sind wieder über 200 000 junge Menschen in den vielen Maßnahmen des Übergangsbereichs gelandet. Es gibt also genügend Ausbildungsinteressierte.

Die Betriebe sollten ihre Erwartungen bei der Vergabe von Ausbildungsplätzen hinterfragen und auch jungen Menschen mit schwächeren Schulleistungen eine Chance geben. Wir können es uns nicht länger leisten, diese jungen Menschen und ihre Potenziale links liegen zu lassen.“

Recht auf Ausbildung

Nach den Plänen der Bundesregierung sollen ab dem 1. August 2024 junge Menschen, die keinen Ausbildungsplatz in einem Betrieb gefunden haben, ein Recht auf eine außerbetriebliche Ausbildung bekommen.

Die Ausbildungsdauer soll 24 bis 42 Monate betragen und mit einem vollqualifizierten und formell gleichwertigen Berufsabschluss enden. Dennoch soll laut Bundesarbeitsminister Hubertus Heil die betriebliche Ausbildung weiterhin die Regel sein. Die Ausbildungsgarantie ist ein Erfolg der Gewerkschaften: Die DGB-Jugend hat dafür lange Druck gemacht, und der DGB und seine Mitglieder begrüßen, dass das Recht auf einen Ausbildungsplatz kommen soll. Doch ist das Ziel noch nicht erreicht: In den Betrieben muss es mehr Ausbildungsplätze geben. Hier muss die Politik Maßnahmen ergreifen, die die betriebliche Ausbildung stärken. Zum Beispiel: die Anreize für eine Verbundausbildung erhöhen und tarifvertraglich vereinbarte Ausgleichsfonds fördern – so, wie es auch der Koalitionsvertrag vorsieht. TA

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17.05.2023, 01:00 Uhr
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zuletzt aktualisiert: 17.05.2023, 01:00 Uhr

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