Ein hochromantischer Ort

Besondere Bauten in der Region: Die Weilerburg

15.05.2019

Blick durch das Burgtor der Weilerburg auf die Hütte des Alpenvereins Rottenburg. Bild: Erich Sommer

Blick durch das Burgtor der Weilerburg auf die Hütte des Alpenvereins Rottenburg. Bild: Erich Sommer

Seit dem 1. Mai lohnt es sich wieder, zur Weilerburg zu wandern, am besten am Wochenende und mit ausreichend Grillgut im Gepäck: Dann ist das 1873 vom Sülchgauer Altertumsverein erbaute „Sieges- und Minnesängerdenkmal“ wieder geöffnet und wird vom Alpenverein Rottenburg bewirtschaftet.

Der Aussichtsturm steht an der Stelle, an der sich bis 1407 die Weilerburg befand, die im selben Jahr von Friedrich von Hohenzollern, gen. Öttinger in Schutt und Asche gelegt wurde – so berichtet es wenigstens der Tübinger poeta laureatus Nikodemus Frischlin. 1624 wurden die Steine der Burgruine noch für den Bau des Rottenburger Kapuzinerklosters verwendet, dann ist von der Burg der Grafen von Hohenberg nichts mehr übrig.

1833 wird der hochromantische Ort als Ausflugsziel wiederentdeckt. Man errichtete eine hölzerne Aussichtsplattform und der Bäckermeister Jacob Holzherr übernimmt die Bewirtung der Spaziergänger.

Zum ersten Mal erwähnt wird diese „Höhenburg“ der Herren von Rotenburg 1225, aber vermutlich gab es sie bereits früher. Spätestens im 13. Jahrhundert gehört die Burg den Grafen von Hohenberg. Ein illustres Geschwisterpaar wächst hier auf: die Kinder des Grafen Burkhard V. von Hohenberg und dessen Ehefrau Mechthild von Tübingen, eine Tochter der Tübinger Pfalzgrafen. Graf Albrecht II. von Hohenberg wird 1280 die Stadt Rottenburg gründen und dort eine Hofburg errichten. Die alte „Rotenburg“ verlor daraufhin ihre Funktion als Stammsitz der Grafen von Hohenberg.

Albrecht tat sich aber nicht nur als Stadtgründer, Reichslandvogt und Reichssturmfähnrich hervor, sondern auch als Minnesänger. In der umfangreichsten und berühmtesten Liederhandschrift des Mittelalters, dem Codex Manesse, findet sich eine Miniatur, die den Grafen Albrecht als Ritter in einem Gefecht zeigt. Auf der Rückseite des Blattes finden sich zwei Liedstrophen von ihm, in denen er die heimliche und die offene Liebe besingt.

Seine Schwester Gertrud ist sogar noch berühmter. Wie ihr Bruder Albrecht verbrachte sie ihre Kindheit und Jugend auf der Weilerburg, wo sie eine sorgfältige Ausbildung erhielt. Sie lernte Reiten, richtete Greifvögel ab und ging mit ihnen auf die Jagd, lernte Singen, Tanzen, Schach spielen und sogar Lesen und Schreiben. Im Alter von 20 Jahren heiratete sie den 15 Jahre älteren Rudolf von Habsburg, Kyburg und Löwenstein. Zwanzig Jahre lang führte sie das Leben einer braven Burggräfin und schenkte ihrem Gatten nicht weniger als vierzehn Kinder, von denen mindestens neun das Erwachsenenalter erreichten. Dann änderte sich Gertruds Leben gründlich und schlagartig: Am 1. Oktober 1273 wählten die deutschen Kurfürsten Rudolf von Habsburg in Frankfurt am Main einstimmig zum deutschen König. Gertrud wurde an der Seite ihres Mannes in der Pfalzkirche zu Aachen zur Königin gekrönt und nahm daraufhin den Namen Anna an. Als Anna von Habsburg ist sie die Stammmutter der Habsburger Kaiser.

Die Weilerburg, die die Hohenberger 1381 an die Habsburger veräußerten, wurde nach ihrer Zerstörung zu Beginn des 15. Jahrhunderts nur notdürftig wieder aufgebaut und diente anschließend nur noch als Gasthof und Ausflugsziel bei Jagden, bis sie immer mehr verfiel. Andrea Bachmann

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