Pandemie schadet Psyche

Besonders verletzliche Teile der Bevölkerung sind betroffen

Die Coronapandemie hat die psychische Gesundheit der Bevölkerung in Deutschland stark beeinträchtigt.

08.06.2022

Die Pandemie hat die Seele zahlreicher Menschen geschädigt und sie flüchten sich in Süchte. Bild: BZgA

Die Pandemie hat die Seele zahlreicher Menschen geschädigt und sie flüchten sich in Süchte. Bild: BZgA

„Wir wissen aus anderen Krisensituationen, dass Menschen vermehrt Suchtmittel und süchtiges Verhalten nutzen – mit dem Wunsch, Belastungen in schwierigen Zeiten auszugleichen. Daraus lässt sich allerdings nicht schlussfolgern, die Einwohnerinnen und Einwohner von Deutschland wären durch die Coronakrise süchtiger geworden. Dazu ist die Datenlage aktuell noch zu dünn“, sagt Christine Kreider, Referentin für Prävention bei der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (DHS).

Während der Coronapandemie waren Gaststätten zeitweilig geschlossen. Zahlreiche Volksfeste und gesellige Veranstaltungen fielen aus. Und damit auch Gelegenheiten, um außer Haus Alkohol zu trinken. Die Zahl der Alkoholunfälle ging im Jahr 2020 besonders stark zurück (minus 6,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr). Dies lässt sich auf das veränderte Mobilitätsverhalten während der COVID-19-Pandemie zurückführen.

Grundsätzlich ist aus der Perspektive der Suchthilfe zu beobachten: Die Coronapandemie ist vor allem für jene Menschen eine große Belastung, die bereits zuvor psycho-sozialen oder gesundheitlichen Problemen ausgesetzt waren. So führte die Krise beispielsweise bei Menschen, deren Alkoholkonsum schon vor der Pandemie problembehaftet war, zu einer Ausweitung des Konsums in Coronazeiten. Prävention, Frühintervention, Beratung, Behandlung und Sucht-Selbsthilfe braucht es daher nun umso mehr, um Suchtgefährdete und Abhängigkeitserkrankte zu unterstützen.

Aktuell ist es jedoch kaum möglich, Aussagen über einen möglichen Anstieg von Abhängigkeitserkrankungen zu treffen. „Für solche Erkenntnisse ist die Pandemie vergleichsweise ‚jung‘“, erläutert die DHS Referentin für Prävention, Christine Kreider. „Abhängigkeitserkrankungen entstehen zumeist schleichend über einen längeren Zeitraum. In den Statistiken bilden sie sich daher erst zeitverzögert ab. Fest steht allerdings schon jetzt: Wir müssen uns mehr denn je um besonders verletzliche Bevölkerungsgruppen kümmern, wie beispielsweise Kinder aus Suchtfamilien.“ TA