Schwer zu entsorgen

Besser: Kunst-Rasen recyceln

Mehr als 250 Teilnehmer informierten sich kürzlich bei der Stuttgarter Fachtagung zu „Fairplay für die Umwelt – Recycling und Entsorgung von Kunststoffrasen- und Reitplätzen mit kunststoffhaltigen Tretschichten“ über den Umgang mit Mikroplastik.

02.11.2022

Kunst-Rasen mit Kork-Granulat auf dem Sportgelände des SV Weiler (Kreis Tübingen). Bild: Ulmer

Kunst-Rasen mit Kork-Granulat auf dem Sportgelände des SV Weiler (Kreis Tübingen). Bild: Ulmer

Umwelt-Staatssekretär Andre Baumann sagte zu Beginn der Tagung: „Ausgediente Kunststoffsportplätze dürfen nicht verbrannt, sondern müssen unbedingt in den Kreislauf zurückgeführt werden.“ Jürgen Scholz, Präsident des Landessportverbandes Baden-Württemberg (LSVBW), ergänzte: „Eine intakte Infrastruktur und intakte Umwelt sind und werden das Herzstück der Sportvereine in Baden-Württemberg bleiben.“

Die meisten der etwa 1000 Kunststoffrasen-Sportplätze im Land haben ein Plastikproblem. Mikroplastik, also kleine Kunststoffteilchen, gelangen über diese Sportplätze, die überwiegend mit Kunststoffgranulat verfüllt werden, durch den Sport oder durch verkehrte Platzpflege in die Gewässer und Böden: So schädigen sie die Natur.

Wie man das verhindern kann und wie man vor allem auch die ausgedienten Kunststoffrasen-Sportplätze sowie Reitplätze so wiederverwerten kann, damit sie in den Kreislauf zurückgeführt werden, darüber haben am 27. Oktober in Stuttgart mehr als 250 Teilnehmer/innen aus ganz Deutschland bei der Fachtagung „Fairplay für die Umwelt – Recycling und Entsorgung von Kunststoffrasen- und Reitplätzen mit kunststoffhaltigen Tretschichten“ intensiv diskutiert.

Organisiert wurde das Event vom Landessportverband Baden-Württemberg (LSVBW), dem Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft sowie der Universität Stuttgart.

Etwa 25 Kunststoffrasen-Sportplätze werden im Land jährlich entsorgt. Mittlerweile gebe es ausgezeichnete Alternativen für das Kunststoffgranulat, hob Umweltstaatssekretär Andre Baumann in seinem Grußwort hervor.

Deshalb fördere das Land seit 2019 auch keine Kunstrasensportplätze mit Kunststoffgranulat mehr. „Die Vereine favorisieren nun beim Neubau oder der Sanierung von Plätzen Füllstoffe wie Kork oder Olivensteine sowie innovative Fasern, die ganz ohne Füllstoffe auskommen“, sagte Baumann.

Ein Schwerpunkt bei der Fachtagung im SpOrt Stuttgart war auch die Wiederverwertung der alten Kunststoffrasen-Sportplätze. Bei der Entsorgung besagter Plätze in Baden-Württemberg, führte Baumann aus, fallen pro Platz etwa 200 bis 250 Tonnen Material an, das entspreche zwölf bis 14 LKW-Ladungen.

„Das Thema Recycling“, verdeutlichte der Staatssekretär, sei bisher im Sport kaum beachtet worden. „Das muss sich ändern. Denn bisher werden die verwendeten Materialien vorwiegend verbrannt. Vielmehr sollten sie jedoch im Sinne der Kreislaufwirtschaft sortenrein getrennt und zu hochwertigen Recyclingprodukten weiterverwertet werden. Das hilft auch dem Klimaschutz.“

Baumann lobte, dass es schon zahlreiche Vereine im Land gebe, die hier vorbildlich vorangingen. „Wir brauchen mehr Bewusstsein und mutige Nachahmer in Baden-Württemberg, damit wir den Austrag von Mikroplastik in die Umwelt verringern können. Denn Sport darf nicht zu Lasten der Umwelt gehen.“ Jürgen Scholz, Präsident des LSVBW, betonte, dass „eine intakte Infrastruktur und intakte Umwelt das Herzstück der Sportvereine in Baden-Württemberg sind und bleiben werden.

Im Sportkreis Tübingen wurde der Bau von Kunstrasenplätzen in den vergangenen Jahren stetig vorangetrieben. Speziell in Tübingen haben nahezu alle Stadtteile einen Kunstrasenplatz zur Verfügung. Derzeit wird daran gearbeitet, sie in einem fest bestimmten Rhythmus zu erneuern beziehungsweise zu sanieren.

Nicht ganz so gut bestückt ist Rottenburg, wo es derzeit mit dem Hohenberg und dem Platz in Ergenzingen erst zwei voll bespielbare Kunstrasenplätze gibt. Weitere Informationen zu Mikroplastik gibt es im Nachhaltigkeitsportal des LSVBW.

Werner Bauknecht