Radeln fürs Klima

Britta Zimmermann über die Ziele von Critical Mass

Britta Zimmermann gehört zum Leitungsteam der Tübinger Critical-Mass-Demos. Wir sprachen mit der 57-Jährigen über die Ziele einer Bewegung, die mittlerweile auch mit „Fridays for Future“ kooperiert.

09.10.2019

Britta Zimmermann wünscht sich eine autofreie Innenstadt in Tübingen.Bild: Dennis Duddek

Britta Zimmermann wünscht sich eine autofreie Innenstadt in Tübingen.Bild: Dennis Duddek

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Was ist Critical Mass genau?

Britta Zimmermann: Die Critical Mass ist eine unorganisierte Fahrradtour durch Tübingen, die einmal im Monat stattfindet. Mittlerweile findet sie jeden dritten Freitag im Monat statt. Wer will, kann bei dieser Tour kostenlos mitfahren. Auch wenn wir schon losgefahren sind, kann man noch jederzeit dazustoßen.

Wie kommen Sie dazu, bei der Tour mitzuwirken?

Ich möchte sehr gerne zum ökologisch korrekten Verkehr beitragen – in Tübingen und darüber hinaus. Aber mein größter Wunsch ist natürlich, dass in der Tübinger Innenstadt weniger Kohlenstoffdioxid ausgestoßen wird.

Sie arbeiten mittlerweile auch mit der Tübinger „Fridays for Future“-Gruppe zusammen. Wie kam es dazu?

Eine Teilnehmerin von „Fridays for Future“ hatte sich überlegt, dass es eigentlich ganz cool wäre, wenn sie auch Critical Mass Touren durch Tübingen anbieten würden. Im Internet hatte sie dann entdeckt, dass es Critical Mass in Tübingen schon gibt. Daraufhin hat sie mich dann kontaktiert. Ich finde die Zusammenarbeit toll, da auch junge Menschen sich jetzt um ihre Zukunft kümmern und dafür demonstrieren.

Ist Tübingen ein fahrradfreundliche Stadt?

Es ist zwar nicht lebensgefährlich, in Tübingen Fahrrad zu fahren. Aber es gibt in der Stadt noch viele Stellen, die für Fahrradfahrer sehr unangenehm sind. Wenn die Stadt wollen würde, dass der Fahrradverkehr besser fließt, müssten diese Stellen in Tübingen erstmal verbessert werden. Ein Beispiel ist die Neckarbrücke in Richtung Gartenstraße: Bis jetzt war es dort immer so, dass von rechts der Bus kommt, der vor den Fahrradfahrern grün hat, und von hinten noch die Autos. Diese Strecke bewältigen nur die ganz mutigen Fahrradfahrer. Ich habe schon von vielen Bekannten gehört, dass sie es sich einfach nicht trauen, dort mit dem Fahrrad zu fahren. Die Bushaltestelle „Nonnenhaus“, also in Richtung Mühlstraße, ist eine weitere gefährliche Stelle für Radfahrer. Dort bewegt man sich als Fahrradfahrer auch zwischen dem Bus und den Autos und weiß nicht so wirklich, wo man hin soll. Zumal der Bus auch noch ausschwenkt und an dieser Passage sehr viele Fußgänger unterwegs sind.

Wo sehen Sie in Tübingen noch Handlungsbedarf im Interesse der Radfahrer?

Natürlich liebe ich Fahrradstraßen, die es in Tübingen immer mehr gibt. Ich wünsche mir, dass sie in den nächsten Jahren ausgebaut werden. Außerdem fände ich Fahrradwege toll, die nicht immer zugeparkt sind, wie der in der Mühlstraße. Ein grosser Wunsch wäre auch eine durchgehende Trasse für langsame Fahrzeuge wie Fahrräder und Roller, die von der Bahnunterführung am Rewe und dem Europaplatz bis zur Uni führt. Ich fände es auch super, wenn in der gesamten Stadt ein flächendeckendes Tempolimit von 30 Stundenkilometern gelten würde. Und wenn neue Fahrradwege gebaut werden, sollte nicht einfach nur ein Streifen vom Gehweg umfunktioniert oder ein paar Striche auf die Straße gemalt werden. Stattdessen sollten Fahrradwege klug geplant werden.

Warum sollte man den bei Critical-Mass-Aktionen mitmachen und dafür seine Freizeit opfern?

Es macht auf jeden Fall Sinn, mitzumachen. Wir müssen den Autofahrern und allen anderen Verkehrsteilnehmern zeigen, dass wir viele sind und nicht nur ein paar Leute so denken. Nur wenn wir viele sind, können wir unsere Forderungen nach weniger Kohlenstoffdioxid-Emissionen Aufmerksamkeit verschaffen. Außerdem macht das Ganze auch eine Menge Spaß.

Fragen von Dennis Duddek

Die nächste Critical-Mass-Demo findet am Freitag, 18. Oktober, um 18 Uhr statt. Der Start ist wie jeden Monat vor der Uni-Bibliothek in der Tübinger Wilhelmstraße.