Möglich und erwünscht

Corona ist kein Grund für weniger Mehrwegbehälter

Die öffentlichen Mülleimer quellen über mit Coffee-to-go-Bechern und Essens-Einwegverpackungen. Eines ist klar: Die Corona-Pandemie sorgt für noch mehr Verpackungsmüll als vorher. Das aber muss nicht so sein.

18.11.2020

Auch in Pandemiezeiten ist der Kaffee-Verkauf in Pfandbechern wie zum Beispiel Recup erlaubt. Archivbild: Anja Weber

Auch in Pandemiezeiten ist der Kaffee-Verkauf in Pfandbechern wie zum Beispiel Recup erlaubt. Archivbild: Anja Weber

Kreis Tübingen. Der Corona-Lockdown seit gut zwei Wochen macht Mittagessen in der Stadt zum Problem: Gaststätten und Restaurants sind geschlossen, allerhöchstens dürfen sie Essen zum Mitnehmen anbieten. Genauso darf in den Bäckereien kein Kaffee mehr getrunken werden: nur noch Coffee-to-go und Brötchentüte.

In Pandemiezeiten ist es verständlich, dass Mehrweg-Verpackungen wie Pfandbecher und -geschirr nicht verwendet werden dürfen. Mehrweg-Becher über dem Tresen hin und her reichen? Kaum vorstellbar, hygienemäßig sicher verboten. Dem ist aber gar nicht so. „Es ist eine Fehlinformation, dass das nicht mehr geht“, erklärt Hedwig Ogrzewalla, Umweltkoordinatorin der Universität Tübingen und da auch zuständig für die Tübinger Initiative „Besser bechern“ – eine Initiative, die Betriebe wie Cafés oder Bäckereien dabei unterstützt, Mehrweg-Becher wie Re-Cup oder Keep-Cup zu verwenden.

„Der Verkauf mit den Mehrwegbehältern muss kontaktlos sein“, erklärt Ogrzewalla. „Zum Beispiel kann auf dem Tresen ein Tablett liegen, auf das man seinen Becher stellt und die Verkäuferin schenkt da dann den Kaffee direkt ein.“ So ähnlich kann auch der Essens-Verkauf mit Mehrwegboxen ablaufen.

Dieses Verfahren ist im übrigen gar nicht neu: „Da hat sich durch Corona nichts geändert“, erklärt Tobias Staufenberg von der Stabsstelle Umwelt- und Klimaschutz der Stadt Tübingen. „Im Zuge des Lockdowns wurden keinerlei Maßnahmen geändert, die die Hygiene beim Mehrweg-Verkauf betreffen. Die Hygiene-Maßnahmen sind schon immer streng. Wenn ein Unternehmer Mehrweg verwenden will, dann darf er das.“

Hedwig Ogrzewalla, der die vielen Einzelverpackungs-Müllberge in der Stadt ein Dorn im Auge sind, ist auch im Aktionsbündnis „Müllarmes Tübingen“ aktiv. Das hat vor kurzem eine Pressemitteilung verschickt, das mit der Abteilung Veterinärwesen und Lebensmittelüberwachung des Tübinger Landratsamtes abgestimmt worden war, um auf dieses Thema aufmerksam zu machen. „Die bestehenden Hygieneregeln in diesem Bereich gelten weiterhin und haben sich seit Ausbruch der Pandemie nicht geändert“, steht da und für Ogrzewalla ist klar: „Mehrweg ist möglich und erwünscht“. Angelika Brieschke