Kein Ausbilder greifbar

DGB-Ausbildungsreport belegt Mängel in Ausbildung und Berufsorientierung

Fast jeder dritte Azubi macht Überstunden: Viele müssen Aufgaben erledigen, die nichts mit der Ausbildung zu tun haben und ihre Betreuung durch die Ausbilder ist oft mangelhaft. Das sind nur drei Ergebnisse des neuen Ausbildungsreports der DGB-Jugend, der letzte Woche in Berlin vorgestellt wurde.

14.09.2022

Kein Ausbilder in Sicht und allgemein schlechte Ausbildungsbedingungen: Der DGB-Ausbildungsreport legt Mängel offen. Bild: JenkoAtaman/Adobe Stock

Kein Ausbilder in Sicht und allgemein schlechte Ausbildungsbedingungen: Der DGB-Ausbildungsreport legt Mängel offen. Bild: JenkoAtaman/Adobe Stock

„Wer Fachkräfte will, muss gut ausbilden“, sagt dazu DGB-Bundesjugendsekretär Kristof Becker.

„Gerade in Branchen, die für einen rauen Umgangston und für Mängel in der Ausbildung bekannt sind, haben es die Arbeitgeber selbst in der Hand, neue Auszubildende zu finden. Wenn die Ausbildungsqualität schlecht ist und die Perspektive fehlt, spricht es sich unter den jungen Menschen eben rum“, so Becker.

Ebenso sei es „kein Ausweis von Attraktivität“, wenn fast die Hälfte der Azubis im letzten Ausbildungsjahr noch immer nicht weiß, ob sie übernommen werden.

Der Ausbildungsmarkt habe sich „noch lange nicht vom Corona-Schock erholt“, sagte die stellvertretende DGB-Vorsitzende Elke Hannack. „Im letzten Jahr bekamen nicht einmal 70 Prozent aller bei der Bundesagentur für Arbeit gemeldeten Jugendlichen einen Ausbildungsplatz. Nicht einmal mehr jedes fünfte Unternehmen bildet hierzulande noch aus.

Auf der anderen Seite gibt es aber ein enormes Potenzial an jungen Menschen, die keine Ausbildung finden. Über 220 000 Jugendliche stecken jedes Jahr in den sogenannten Übergangsmaßnahmen zwischen Schule und Ausbildung fest. Dazu kommen über 2,3 Millionen junge Menschen im Alter zwischen 20 und 34 Jahren, die keinen Berufsabschluss haben. “

Schwerpunkt des diesjährigen Ausbildungsreports ist die Berufsorientierung. Die schulische Berufsorientierung schnitt in der Befragung schlecht ab: Fast drei Viertel bzw. 72,2 Prozent der Befragten gaben an, dass ihnen an der Schule kaum bei der Berufswahl geholfen wurde. Überdies haben nicht einmal 29 Prozent der Befragten die Berufsberatung der Agentur für Arbeit genutzt. Von ihnen gaben außerdem 40,5 Prozent an, dass sie ihnen „weniger“ oder „gar nicht“ geholfen hat.

Mangelhaft ist oft auch die fachliche Anleitung im Ausbildungsbetrieb. So stieg der Anteil derjenigen Auszubildenden, deren Ausbilder selten oder nie am Ausbildungsplatz verfügbar sind, mit 11,6 Prozent auf den höchsten seit 2008 dokumentierten Wert.

Zudem gaben 13,2 Prozent der Auszubildenden an, Arbeitsvorgänge nur „selten“ oder „nie“ zufriedenstellend erklärt zu bekommen. Ausbildungsfremde Tätigkeiten wie Toiletten putzen, Gläser spülen und tagelange Renovierungsarbeiten im Betrieb mussten mehr als 11 Prozent der Befragten „immer“ oder „häufig“ erledigen.

Mehr als jeder dritte Befragte (34,5 Prozent) gab an, dass ihr/sein Betrieb keinen Ausbildungsplan vorgelegt hätte, obwohl dieser gesetzlich vorgeschrieben ist.

TA

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Erstellt:
14.09.2022, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 14sec
zuletzt aktualisiert: 14.09.2022, 01:00 Uhr

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