Kulturverbindendes Konzept

Das Reutlinger Inter:Komm-Festival steigt am Wochenende

Musik, die sich gegenseitig befruchtet und Traditionelles mit Modernem verbindet: Darauf zielt das Festival „Inter:Komm!“, bei dem auf dem Echaz-Hafen-Gelände hinter dem franz.K am Freitag, 19. Mai, und Samstag, 20. Mai, sechs Weltmusikbands auftreten.

17.05.2023

Die Organisatoren hinter den Kulissen des „Inter:Komm!“-Festivals Andreas Roth (links) und Sarah Petrasch vom Reutlinger franz.K. Bild: Jürgen Spieß

Die Organisatoren hinter den Kulissen des „Inter:Komm!“-Festivals Andreas Roth (links) und Sarah Petrasch vom Reutlinger franz.K. Bild: Jürgen Spieß

Mit Musik unter freiem Himmel die Menschen und Kulturen verbinden: Darum geht es bei dem dreitägigen Festival, das sich in jenem Grenzgebiet bewegt, das europäische, arabische und afrikanische Musiktraditionen zusammenbringt und Begegnungen von Menschen ganz unterschiedlicher Kulturen ermöglicht.

Die Organisatoren um franz.K-Geschäftsführer Andreas Roth möchten das interkulturelle Moment betonen, indem sie Künstler einladen, die Weltmusik nicht als reine Folklore verstehen, sondern als etwas musikalisch Eigenständiges abseits des Mainstreams: „Wir wollen eine Plattform bieten, auf der alle etwas Eigenes einbringen und etwas für sie Neues, Ungewohntes finden können“, betonte Andreas Roth bei der Vorstellung des Programms.

Interkulturelle Bezüge sollen aber nicht nur durch die Musik entstehen. Das franz.K-Team versucht auch, Menschen den Zugang zum Festival zu ermöglichen, die sich das sonst nicht leisten könnten. So wird, wie auch die Jahre zuvor, kein Eintritt erhoben, um die Hürden für ärmere Menschen, Migranten und Flüchtlinge niedrig zu halten. Das kulturverbindende Konzept wird auch am Familien-Sonntag wörtlich genommen, wenn auf der Bühne Künstler/innen genauso wie Vereine und Gruppen ihre Performances zeigen.

Zu guter Letzt wird auch an den Essens- und Getränkeständen die Verschmelzung der Kulturen praktiziert, indem verschiedene Vereine der Stadt zum Miteinanderessen und Zusammenkommen einladen. Unter ihnen sind etwa dialog e. V., görls e. V., Blacks connected, die Musikwerkstatt, der Alevitische Kulturverein und der Städtepartnerschaftsverein Bouaké.

Die beteiligten Bands präsentieren ihren kulturellen Hintergrund durch die Musik, begeben sich aber ebenfalls auf den Pfad des Dialogs und begeben sich auf musikalische Spurensuche. Wie etwa die achtköpfige, seit 2016 bestehende Formation Sitala aus Burkina Faso, die als Mittler zwischen Afrobeats, Calypso und Reggae fungiert und das Festival am Freitag eröffnet.

Getragen von einer Rhythmusgruppe aus Bass, Schlagzeug und Perkussion, ruht die Trompete auf den Melodien, lassen die Griots ihre Balafone und Gitarren für sich sprechen und halten zwei afrikanische Stimmen alles zusammen.

Auch die zweite Band des Abends, die aus Palästina stammenden Jamila & The Other Heroes, bewegt sich gekonnt zwischen den Kulturen und webt einen dichten Klangteppich aus psychedelischen Gitarrenriffs, warmen Bassläufen und arabischen Perkussionsklängen.

Als Hauptact steht das türkische Kolektif Istanbul auf der Bühne, das mit speziellen Instrumenten und überraschenden Arrangements zwischen Jazz, Funk und anatolischer Musik aufwartet.

Auch der Auftakt am Samstag mit der türkischen Band Kanada lässt sich nur schwer in Schubladen stecken. Einerseits lieben es die drei Musiker, gewohnte Funk-, Elektro- und Rock-Grooves mit Aromen des Orients zu versehen. Dann wieder klingen ihre Melodien wie ein Déjà Vu aus den psychedelischen 1970er-Jahren. Südamerikanische Roots treffen bei dem Freiburger Sextett El Flecha Negra auf karibische Leichtigkeit, torkelnde Chicha-Gitarren auf scharfe Trompetensätze. Das Ganze wird gekrönt vom mehrstimmigen Satzgesang.

Das Liveprogramm am Samstag beendet der bekannte afrikanische Ngoni-Spieler Bassekou Kouyaté mit seiner Band. Er revolutionierte das Ngoni-Spiel, indem er das Instrument an Verstärker und Effektgeräte anschloss, aber immer auch der traditionellen Spielweise treu blieb.

Was allen sechs Bands gemeinsam ist? Sie alle feiern an diesem Wochenende die fröhliche Verschmelzung der Kulturen, die Vertrautes und Ungewohntes gleichermaßen beinhaltet.Jürgen Spieß

Das inter:Komm! Open-Air-Festival im Reutlinger Echaz-Hafen (Unter den Linden 23) startet am Freitag um 19 Uhr, am Samstag um 18 Uhr und am Sonntag um 14 Uhr.