Der Krise trotzen

Das Reutlinger franz.K stellt ein buntes Herbstprogramm vor

Corona ist auch für das franz.K weiterhin Thema: Dennoch startet das Reutlinger Kulturzentrum zuversichtlich in die neue Spielzeit. Der Vorverkauf laufe zwar deutlich schlechter als vor Corona, so franz.K-Chef Andreas Roth, „aber wir schauen nach vorne und sehen die Dinge positiv“.

22.09.2021

Andreas Roth, Mai Schäffer und Björn Dähn vom franz.K (von links nach rechts). Bild: Jürgen Spieß

Andreas Roth, Mai Schäffer und Björn Dähn vom franz.K (von links nach rechts). Bild: Jürgen Spieß

Für die Veranstaltungsbranche war nicht nur 2020, sondern auch 2021 wird ein Katastrophenjahr. Nicht nur, weil weiterhin zahlreiche Konzerte abgesagt oder ins nächste Jahr verschoben werden, sondern auch, weil viele Konzertgänger verunsichert sind und sich mit Ticketkäufen merklich zurückhalten. Das geht dem franz.K nicht anders: „Wir verkaufen wesentlich weniger Karten als vor Corona“, so Andreas Roth bei der Vorstellung des Herbstprogramms, „was Besucherzahlen und Planungssicherheit angeht, sind wir noch weit entfernt von Normalität“. Das bestätigt auch Björn Dähn, der beim franz.K für das Booking zuständig ist: Die Bands selber seien ebenso verunsichert, wie es mit Corona weitergehe, „viele verschieben deshalb ihre Tourneen ein weiteres Mal“.

Nichtsdestotrotz hat das franz.K die letzten anderthalb Jahre „noch glimpflich überstanden“, bilanziert Pressesprecherin Mai Schäffer. Zwar mussten alle Mitarbeiter im Frühjahr in Kurzarbeit gehen, aber durch die Einrichtung des neuen Echaz-Hafen-Geländes wurden zumindest die laufenden Kosten kompensiert. Andreas Roth ist guter Hoffnung, die für das Projekt aufgenommenen Kredite in sechsstelliger Höhe in den nächsten fünf Jahren abzuzahlen. Obwohl das Openair-Gelände zwischen franz.K und ehemaliger Paketpost nur etwa zur Hälfte ausgelastet war, „wird sich der Echaz-Hafen langfristig rechnen“, ist Roth überzeugt.

Zum Programm: Die franz.K-Macher möchten auch zukünftig das Erfolgsrezept der bunten Programmmischung beibehalten. Auch die selbst geprägten Formate wie das weit über die Region bekannte Indi(e)stinction Festival oder die Songs-&-Poesija-Reihe werden fortgeführt. Gleichwohl ist es dem franz.K-Vorstand wichtig, auch für kritisches Denken einzutreten und die während der Coronakrise auf der Strecke gebliebene Jugendkultur zu fördern: „Wir haben eine gesellschaftliche Aufgabe, wollen kritische Fragen stellen und den ernsthaften Meinungsaustausch unterstützen“.

Antworten darauf sollen auch bei diversen Veranstaltungen gesucht werden, wie etwa beim von Jugendlichen für Jugendliche organisierten Sturm & Klang Festival, bei dem neben einem Hip-Hop-Konzert von Mädness & Döll politische Workshops über Rechtspopulismus, Diskriminierung oder Extremismus auf dem Programm standen. Den Konzertauftakt im franz.K-Saal bilden dann die beiden Weltmusikbands Modus (23. September) und The KutiMangoes aus Kopenhagen (24. September), die beide zur Interkulturellen Woche auftreten.

Weiter geht es mit dem CD-Release-Konzert von Hysterese (25. September), dem dreitägigen Sonic Visions Festival (7. bis 9. Oktober) von Thomas Maos und Fried Dähn, den Nachholkonzerten von Hattler (16. Oktober), der Indiepop-Sängerin lùisa (17. Oktober) und Anna Depenbusch (19. Oktober), dem CD-Release-Konzert von Pauline & Aleksi (22. Oktober) sowie den Konzerten von Conexión Cubana mit Mayito Rivera (23. Oktober), Bär (25. Oktober), RasgaRasga (28. Oktober) und dem spanischen Topgitarristen Charly Gitanos (31. Oktober). Im November gibt es unter anderen ein Cinékonzert mit der Gruppe Maorie (4. November), das Cafe Cantante (5. November) und ein Jazzkonzert mit dem Trompeter Nils Wülker (7. November). Spannend versprechen auch die Lesungen mit Axel Hacke (2. Dezember) und Heinz Strunk (15. Dezember) sowie der diesjährige Kleinkunstherbst mit Urban Priol (30. September), Michael Krebs (29. Oktober), Jochen Malmsheimer (12. November), Werner Koczwara (19. November) und Bodo Wartke (27. November) zu werden.

Alle Veranstaltungen im franz.K-Saal, in dem bis zu 600 Besucher Platz finden, unterliegen der Maskenpflicht und der 3-G-Regel, die laut Andreas Roth auch kontrolliert wird. Weitere Vorkehrungen wie eine Lüftung nach dem neuesten Stand und eine CO2-Ampel sollen den Besuchern ihre Bedenken für einen Konzertbesuch nehmen. „Denn“, so Andreas Roth, „es geht viel verloren, wenn sich die Leute nicht mehr begegnen.“ Jürgen Spieß