Fürstliche Wunderkammer
Das Schlossmuseum Kirchentellinsfurt beherbergt 10000 Objekte
Im Kirchentellinsfurter Schloss baute der ehemalige Lehrer Walter Tiedemann über Jahrzehnte hinweg sein privates Museum auf.
Kirchentellinsfurt. Walter Tiedemann sammelte im Stil einer fürstlichen Wunderkammer alles, was ihn staunen ließ oder dem er Bedeutung beimaß. Im Laufe der Zeit kam so eine riesige Menge an Objekten zusammen – im Schlossmuseum gibt es deshalb nichts, was es nicht gibt!
Wer etwas über die Vergangenheit des Landkreises Tübingen wissen möchte, kann hier zu wirklich jedem Thema etwas finden, egal ob er sich für Politik, Religion oder das Alltagsleben der Menschen interessiert. An vielen Dingen lässt sich die beständige Armut der Menschen ablesen, aber auch mit welchem Erfindungsgeist sie sich der Alltagsnot entgegen stellten: In der Küche des Museums findet sich zum Beispiel ein Topf, an dem auf den ersten Blick nichts besonderes zu sehen ist. Wer ihn aber umdreht, erkennt, dass ihm jemand eine neue Unterseite angenietet hat. Offensichtlich wollte dieser „Jemand“ einen alten Topf nicht einfach wegwerfen, nur weil der Boden kaputt gegangen war. Solche geflickten Gegenstände waren früher in den Bauernhäuser sicher keine Ausnahme.
Schwäbische Sparsamkeit gepaart mit schwäbischem Erfindergeist zeigt sich auch an einem ehemaligen LKW-Scheinwerfer, dem die eingestanzten Löcher und die angenieteten Griffe ein neues Leben als Sieb ermöglichten. Der schwäbische Tüftler entdeckt einfach in jedem Gegenstand verschiedene Nutzungsmöglichkeiten, denn nur weil ein Lastwagen nicht mehr fährt, muss man noch lange nicht alle Einzelteile verschrotten.
Das sind nur zwei von 10 000 Objekten, die sich im Kirchentellinsfurter Schlossmuseum entdecken lassen. Die Besucher sollten sich unbedingt die Zeit nehmen, um ihr persönliches Lieblingsstück zu suchen: Ist es der ausgestopfte Elchkopf, das Fenster aus der Tübinger Jakobuskirche, das alte Brautkleid – oder gar der Pfeifenkopf, auf dem Karl Marx abgebildet ist? Elke Thran
Öffnungszeiten: Sonntags von
14 Uhr bis 17 Uhr oder nach telefonischer Vereinbarung
Im Juni, Juli und August ist das Museum geschlossen. Sonderführungen auf Anfrage
Eintrittspreise: Erwachsenezwei Euro, Kinder ein Euro