An jedem Ferientag

Das Sommerferienprogramm der Stadt Tübingen stemmt 300 Angebote für 1400 Kinder

Das Sommerferienprogramm der Stadt Tübingen gibt es schon seit Ende der 1970er Jahre. Damals wurden drei große Sonderzugfahrten in verschiedene Städte angeboten. In der heutigen Form existiert es seit 1992.

11.07.2018

Diplompädagoge Michael Munding koordiniert gemeinsam mit seiner Kollegin Marianne Haug das Ferienprogramm. Bild: Schmidt

Diplompädagoge Michael Munding koordiniert gemeinsam mit seiner Kollegin Marianne Haug das Ferienprogramm. Bild: Schmidt

Auch dieses Jahr stehen Tübinger Kindern und Jugendlichen von 6 bis 15 Jahren wieder knapp 300 Angebote zur freien Wahl. Der Diplompädagoge Michael Munding von der Fachabteilung Jugendarbeit koordiniert gemeinsam mit seiner Kollegin Marianne Haug das Ferienprogramm und leitet auch selbst Kurse.

TAGBLATT ANZEIGER: Sie sind schon sehr lange dabei …

Michael Munding: Seit 1980 bin ich bei der Fachabteilung Jugendarbeit tätig. Anfang der 1990er haben wir uns für die Umgestaltung entschieden. Wir wollten erreichen, dass an jedem Tag der Sommerferien etwas stattfinden kann und ein möglichst breites Angebot schaffen, das Bewegung, Sport, Kreativität, Kulturelles und Kulinarisches umfasst.

Wie kommen die Angebote zustande?

Etwa ein Viertel führen wir von der städtischen, offenen Jugendarbeit selbst durch. Zudem schreiben wir immer am Jahresbeginn Vereine, Verbände und auch manche Firmen an. Sehr beliebt sind bei den Kindern Angebote mit Tieren. Bei einer Sitzung kamen wir auf Kamele zu sprechen. Das sind schöne Tiere, die Kinder normalerweise nur im Zoo erleben können. Wir haben also recherchiert und einen Kamelhof gefunden, in dem es Kamele gibt, die auch an Menschen gewöhnt sind. Dann haben wir gemeinsam überlegt, wie man etwas gestalten könnte, so dass Kinder etwas über die Tiere erfahren und ein Erlebnis mit ihnen haben können. Auf die Art kam – zum Beispiel – der Nachmittag mit Kamelen zustande. Letztes Jahr hatten wir erstmalig eine Musical-Woche: Tanzen, Singen, Schauspielen, das hat den Kindern sehr gut gefallen. Hier konnten sehr gut auch Kinder mitmachen, die die deutsche Sprache noch nicht so gut beherrschten.

Wird das Angebot von Kindern mit Migrationshintergrund gut angenommen?

Ja. Es werden bewusst Betreuerkreise informiert. Insgesamt liegt die Gesamtteilnehmerzahl immer bei rund 1400 Kindern. Im Schnitt besucht jedes dieser teilnehmenden Kinder circa drei Angebote.

Wie hoch ist die Auslastung?

Durchaus hoch, sie liegt zwischen 75 und 80 Prozent für alle rund 300 Angebote. Schnell sein muss man bei der Anmeldung trotzdem nicht, weil wir alle Wünsche bis zum Anmeldeschluss erfassen. Wenn es mehr Wünsche als Plätze für eine Veranstaltung gibt, entscheidet das Los, da das Windhund-Prinzip eine gewisse Ungerechtigkeit hätte. So hat jede und jeder die gleiche Chance.

Was ist, wenn Tina sagt, sie möchte unbedingt zusammen mit Mohammed an einem Angebot teilnehmen?

Dafür gibt es die Gruppenanmeldung. Wenn Geschwister, Klassenkamerad/innen oder Freunde etwas zusammen machen wollen, werden am Ende beide oder keiner zugelassen. Damit es nicht zu Streitigkeiten kommt, im Sinne von: Warum darf er/sie und ich nicht? In den letzten Jahren war es allerdings immer so, dass jedes Kind, das sich angemeldet hat, zumindest einen Wunsch erfüllt bekommen hat. Das ist auch weiterhin unser Ziel.

Erhalten die Leiter der Angebote eine Bezahlung?

Das ist unterschiedlich. Die städtischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter machen diese Aufgabe während ihrer Arbeitszeit. Wenn der Sportverein XY etwas anbietet, macht es der jeweilige Jugendleiter oder die Jugendleiterin aus ehrenamtlichem Engagement. Es ist ja auch ein legitimes Interesse, Werbung für den Verein zu machen, um auf die Art möglicherweise neue Mitglieder zu gewinnen. Materialverbrauch ersetzen wir.

Findet eine Evaluation statt?

Insofern, als wir die Zahlen prüfen und uns fragen, was eventuell nachgesteuert werden sollte. Auf dieser Ebene lässt sich das gut machen, wenn man die Wünsche als Bedarf unterstellt. Resonanz von den Eltern erhalten wir oft leider nur dann, wenn etwas nicht optimal abgelaufen ist. Es gibt aber auch durchaus den Fall, dass Leute bei uns anrufen und sagen, das war ganz toll und hat den Kindern gut gefallen. Der Wunschzettel bietet ja auch die Möglichkeit von Anregungen und zur Kritik.

Interview: Philipp Schmidt

Ab Sonntag, 15. Juli, können die verbliebenen Restplätze online gebucht werden unter https://tuebingen.ferienprogramm-online.de/