Bald wieder Normalität im Sport

Das Sportgeschehen unter Covid-19 fast wie früher – mit neuen Lockerungen

Gerold Knisel hat seine Läufergruppe von der LAV Stadtwerke Tübingen schon informiert. Gemeinsam laufen geht wieder, und zwar ab dem 1. Juli, ganz offiziell.

01.07.2020

Richtigen Fußball gibt es wieder – vielleicht bald auch wieder mit echten Zuschauern? Bild: Werner Bauknecht

Richtigen Fußball gibt es wieder – vielleicht bald auch wieder mit echten Zuschauern? Bild: Werner Bauknecht

Nix mehr mit alleine oder höchstens im Duo durch den Wald oder über Radwege hirschen, mit dem Abstand halten zum Mitläufer, mit Beschimpfungen von ganz gewissenhaften Spaziergängern, weil man vermeintlich keine 1,50 Meter Abstand beim Überholen eingehalten hätte.

„Wir können bald wieder in Gruppen trainieren, und gleich am Dienstag starten wir einen ersten Versuch.“ Zwar dürfen da noch nur 10 Sportler gemeinsam laufen, aber für den virtuellen 100-Kilometer-Staffellauf des Sportinstituts hat Knisel bereits etliche Fünfergruppen zusammengestellt. „Der Lauf fällt zwar aus“, sagt er, „aber zur Unterstützung machen wir die Läufe halt außerhalb des IfS.“

Grundlage des sportlichen Optimismus: Ab dem 1. Juli ersetzt die neue Corona-Verordnung die seitherigen „Verordnungen Sportstätten, Sportwettkämpfe sowie Profi- und Spitzensport.“ Die neuen Grundlagen der Verordnung Sport lassen unter anderem einen geregelten Sportbetrieb in Baden-Württemberg für die zweite Jahreshälfte fast vollumfänglich zu. Insbesondere die Ausweitung der Gruppengröße von bis zu 20 Personen pro Trainings- oder Übungseinheit in üblichen Sport-, Spiel- und Übungssituationen ermöglicht nun fast normalen Sportbetrieb.

Es sind auch Situationen ohne Mindestabstandsregelung möglich, lange ein Hindernis für Teamsportarten. Die Bedingung ist, dass bei der Wiederaufnahme des Trainings- und Wettkampfbetriebes feste Trainingspaare und -gruppen gebildet werden, um das Infektionsrisiko gering zu halten. Insgesamt gilt es nun, die jeweiligen Sportarten zu berücksichtigen, in denen eine Trainings- bzw. Wettkampfgruppe mehr als 20 Personen umfasst, also Disziplinen wie Feldhockey, Fußball oder Rugby.

Außerdem sind jetzt wieder Sportwettkämpfe und Sportwettbewerbe erlaubt. Damit können sowohl Vereine als auch Verbände ihre Planungen für die kommende Saison aufnehmen und unter hygienischen, vor Infektionen schützenden Voraussetzungen beginnen.

Für die Läufergruppe, die zum Beispiel dienstags immer im IfS (Institut für Sport) in Lustnau trainiert, haben die schönen neuen Zeiten noch nicht begonnen. Wie Knisel dort am 23. Juni erfuhr, sind erst mal die institutionalisierten Gruppen mit Übungsleiter an der Reihe. Allerdings: Für alle anderen rechnet die Leitung erst mit einer Öffnung zum August hin. Frühere Termine, natürlich, nicht ausgeschlossen.

Ein Stein wird auch den Fußballtrainern vom Herzen gefallen sein bei der neuen Nachrichtenlage: Die Kicker und Kickerinnen dürfen wieder Zweikämpfe üben, im Kopfballduell antreten, Trikots zupfen und nach einer gelungenen Aktion ganz offiziell abklatschen. Ebenfalls ab 1. Juli gilt das. Da kam viel Freude auf in den WhatsApp-Gruppen der Teams im Ländle. „Jetzt ist endlich wieder ‚richtiges‘ Training möglich“, schrieb zum Beispiel der Co-Trainer der C-Junioren-Landesligamannschaft der TSG Tübingen, Jonas Neurath, an seine Jungs.

Die nächste erfreuliche Nachricht betrifft die Zuschauerregelungen. Im Zuge der nun folgenden Öffnung ist es Zuschauern ebenfalls wieder gestattet, Sportwettkämpfe und Sportwettbewerbe zu besuchen. Zunächst bis zum 31. Juli mit 100 Sportlern und 100 Zuschauern – bei Vorlage eines entsprechenden Hygienekonzept sogar bis zu 250 Zuschauern. Ab dem 1. August bis zum 31. Oktober erhöht sich die Anzahl der Teilnehmenden auf bis zu 500 Personen. Dabei bleibt es dem Veranstalter freigestellt, welches Sportler-Zuschauerverhältnis er zulässt. Eine der kommenden Aufgaben ist es nun, umfassende Konzepte zu erarbeiten, die es dem Sport ermöglichen, zu einem Spiel- und Wettkampfbetrieb mit größerer Zuschauerkapazität, im Freien wie in der Halle, zurückzukehren.

Bisherige Dokumentationspflichten bleiben erhalten. Auch wird gebeten, sich weiterhin an die Hygienevorschriften zu halten. Erfreulich ist, gerade jetzt zur sommerlichen Trainingszeit, dass die Duschen wieder benutzt werden dürfen.

Die Mindestabstände sind dabei zwar einzuhalten – aber was bedeutet das schon gegen einen kalten, erfrischenden Guss nach einem Abendtraining bei schwüler Hitze. Bei den Sportarten, bei denen über einen längeren Zeitraum Körperkontakt gehalten werden muss – Beispiele sind Ringen oder Paartanz – soll darauf geachtet werden, dass möglichst die gleichen PartnerInnen zusammenbleiben.

Besonders gute Nachrichten sind das für Lauftreffs, die nun wieder regelmäßig stattfinden können, aber auch für Gymnastikgruppen oder für die Lustkicker auf den Bolzplätzen. „Jetzt beginnt das Sportjahr 2020 erst so richtig“, sagte zum Beispiel Oliver Ruckaberle, der läuft, schwimmt und Rad fährt. Außerdem können plötzlich so manche Herbstvolksläufe auf Durchführung hoffen, die eigentlich schon absagen wollten. Ganz vorne dabei wird da ganz sicher Winne Laube sein, der Lauftreffleiter des TSV Hirschau. Der wird bestimmt schon seine Spitzberglauf-Vorbereitungsläufe planen. Wer weiß – vielleicht haut es ja noch hin Ende September.

Die schöne neue Sportwelt hält nur so lange an, wie auch die Infektionsherde nicht zunehmen. Da ist der Landkreis auf einem guten Weg. Denn laut Pressebericht ist der Kreis Tübingen seit mehr als drei Wochen – Stand 29. Juni – frei von Neuinfektionen. Werner Bauknecht

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Erstellt:
01.07.2020, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 20sec
zuletzt aktualisiert: 01.07.2020, 01:00 Uhr

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