Der Kommentar

1,65 Euro für ein letztes Zuhause

06.10.2021

Von Angelika Brieschke

Das Tübinger Hospiz auf der Lechlerhöhe ist fertig, nach nur 16 Monaten Bauzeit und einem unglaublichen Kraftakt, das Geld dafür zusammenzukriegen. 4,8 Millionen Euro insgesamt kostet der Hospizbau, für die der Träger gerade stehen muss. Und das ist nicht, wie vermutlich gerne gedacht, das Land oder der Bund oder der Landkreis.

Ein Hospiz, also ein Haus, in dem Menschen in Ruhe und Würde gut begleitet sterben können, ist keine staatliche Einrichtung und für das Tübinger Hospiz hat sich das Difäm, das Deutsche Institut für Ärztliche Mission, in die Verantwortung nehmen lassen. Das hat der Difäm-Direktorin, Dr. Gisela Schneider, sicher ein paar schlaflose Nächte eingebracht.

Zwei Monate nach Baubeginn im vergangenen Jahr fehlten noch gut 2,5 Millionen Euro und der Baufortschritt war rasch. „Wir brauchen das Geld ganz dringend“, sagte die Difäm-Direktorin damals und hoffte auf „großes bürgerschaftliches Engagement.“ Ein leicht gestresster Ton war da nicht zu überhören, aber deutlich zu verstehen war auch die Überzeugung, dass Sterbebegleitung selbstverständlich in die Hände einer Bürgerschaft gehöre und dass deswegen dieses Projekt, bitte, zusammen mit den Landkreisbevölkerung gestemmt werden sollte. Für diese Überzeugung konnte man die Difäm-Direktorin selbst immer mal wieder an einem Stand bei der Stiftskirche fürs Tübinger Hospiz werben sehen.

Und es kamen Spenden: große und kleine Beträge von regionalen Firmen, Vereinen, Stiftungen und Einzelpersonen; das Hospiz-Projekt war Teil der Weihnachtsspendenaktion 2018/19 des SCHWÄBISCHEN TAGBLATTs, es war Spendenempfänger des Erbe-Stadtlaufs dieses Jahr und es erhielt einen großen Geldbetrag von den jetzigen Namensgebern für das Haus, Merrit und Peter Renz.

Jetzt, kurz bevor die ersten Gäste in ihr letztes Zuhause in dieses wunderschön gewordene Haus auf der Lechlerhöhe kommen, fehlen noch 375 000 Euro. Macht 1,65 Euro pro Landkreisbewohner. „Mein Traum wäre, die Baukasse bis Jahresende abschließen zu können“, sagte Gisela Schneider beim Pressetermin zur Eröffnung des Hospizes. – Das sollte doch zu machen sein.

Difäm-Spendenkonto

Stichwort: Hospiz Tübingen Kreissparkasse Tübingen IBAN: DE 56 6415 0020 0004 2188 29