Malerische Holzschnitte

Das Tübinger Landratsamt zeigt Kunstwerke von Heiner Bauschert

Am Dienstag, 5. April, wird im Tübinger Landratsamt in der Glashalle eine Kunstausstellung mit Werken des bekannten Tübinger Holzschneiders Heiner Bauschert eröffnet. Seine beachtlichen Werke sind dort bis zum 27. Mai zu sehen.

30.03.2022

1944 hat Heinrich Bauschert seinen Vater Fritz Bauschert gemalt.

1944 hat Heinrich Bauschert seinen Vater Fritz Bauschert gemalt.

Tübingen. Nicht alle kennen Heiner Bauschert. Der 1928 in Tübingen geborene Künstler war ein Sohn des in Tübingen ebenfalls bekannten Fritz Bauschert. Zunächst zu Fritz Bauschert: Einer Bäckerfamilie in Neckargartach entstammend kam er 1926 nach Tübingen. Fritz Bauschert war Lehrer, passionierter Maler, musisch begabt und überzeugter Pazifist. Durch seine ständige Ermunterung zu Toleranz löst sein Name noch immer bei vielen, die ihn kannten große Sympathie und Hochachtung aus. Weil er beim Unterrichten nicht linientreu war und auch den Eintritt in die NSDAP verweigerte, verlor er seinen Posten als stellvertretender Rektor in der Derendinger Schule und wurde 1941 nach Dußlingen zwangsversetzt. Viele seiner Motive fand er in den Landschaften und Gebäuden in und um Tübingen, aber auch Menschen skizzierte er eindrucksvoll. Sein Leben wurde auch von Schicksalsschlägen geformt. So starb seine erste Frau in der Zeit des Umzugs nach Tübingen 1926 an einer Blutvergiftung und er war mit seinen fünf Kindern alleine. Später heiratete er eine Tübingerin und 1928 wurden noch die Zwillinge Heiner und Frieder geboren.

Heiner Bauschert erbte offensichtlich das künstlerische Talent seines Papas und machte seine Liebe für Kunst zum Beruf. Nach dem Zweiten Weltkrieg studierte er an der Staatlichen Kunstakademie Karlsruhe, unter anderem beim Expressionisten Erich Heckel. 1950 erhielt er ein Stipendium des Amerikahauses in Karlsruhe und in dieser Zeit entstanden seine ersten Holzschnitte. Damals verdiente er seinen Unterhalt u.a. als wissenschaftlicher Zeichner am Zoologischen Institut der Universität Tübingen. In den folgenden Jahren machte er immer wieder Einzel- und Gruppenausstellungen, viele in Deutschland, aber auch im Ausland wie in Porto Alegre, Rio Grande do Sul, São Paulo und Washington D.C.. Ab 1966 bereiste er häufig mediterrane Länder, was ihn auch zu vielen künstlerischen Werken inspirierte. Er liebte den Holzschnitt wegen seiner Reduktionen von Raum und Menschen, einer Ausdrucksform des Expressionismus.

Der 1986 verstorbene Heiner Bauschert gilt heute als Meister des malerischen Holzschnitts und zählt zu den Künstlern der klassischen Moderne. Er hinterließ auch zahlreiche Holzschnitte mit Motiven seiner Tübinger Heimat, von denen sein Sohn Thomas Bauschert einige auf dieser Ausstellung präsentiert.

Bei der Eröffnung der von Thomas Bauschert initiierten Ausstellung „Heimat im Holzschnitt“ am 5. April (Beginn 18:30) sprechen er und der Kreisarchivar Wolfgang Sannwald über das Werk dieses besonderen Künstlers. Bei der Ausstellung stehen auch einzelne Handdrucke zum Verkauf. Arndt Spieth

Heiner Bauschert ist ein Künstler der klassischen Moderne. Bild: Thomas Bauschert

Heiner Bauschert ist ein Künstler der klassischen Moderne. Bild: Thomas Bauschert

Der Holzschnitt „Kuhgespann“ von Heiner Bauschert aus dem Jahr 1962.

Der Holzschnitt „Kuhgespann“ von Heiner Bauschert aus dem Jahr 1962.