In der Probezeit

Das Tübinger Riesen-Weinfass kann besichtigt werden

Seit 1. Januar ist das Riesen-Weinfass im Tübinger Schlosskeller für die Öffentlichkeit zu besichtigen – aber nur zwei Monate lang. Die Führungen zum Fass sind gut besucht und das Unimuseum hofft, dass der Keller auch im nächsten Winter geöffnet werden darf (siehe auch den Kommentar auf Seite 2).

14.02.2018

Das Tübinger Riesenfass stammt aus dem Jahr 1546 und fasst 84000 Liter Wein – theoretisch. Es leckt nämlich und steht nach zwei enttäuschenden Füll-Versuchen leer im Keller.Bild: Brieschke

Das Tübinger Riesenfass stammt aus dem Jahr 1546 und fasst 84 000 Liter Wein – theoretisch. Es leckt nämlich und steht nach zwei enttäuschenden Füll-Versuchen leer im Keller.Bild: Brieschke

Tübingen. Weil sich Anfang der 1990-Jahre eine Gruppe Maus-ohr-Fledermäuse den Schlosskeller als Wohnraum ausgesucht hatte, durfte der mitsamt Riesen-Weinfass seither nicht mehr besichtigt werden. Das hätte die licht- und geräuschempfindlichen Tiere gestört. So war eine wichtige Tübinger Attraktion – das Weinfass ist vermutlich das älteste Riesenfass der Welt – jahrelang nicht zu sehen.

Jetzt ist ein Zugang hinter dem Weinfass eingerichtet worden, durch den die Fledermäuse nicht gestört werden. Zudem überwintert der größte Teil der Kolonie in irgendwelchen Albhöhlen. Momentan sind noch sieben Fledermäuse im Schlosskeller. So ist es möglich, im Januar und Februar tägliche Führungen zum Fass anzubieten – in kleinen Gruppen bis zu 20 Personen.

„Das ist eine Probezeit“, erklärt Ernst Seidl, Direktor des Unimuseums, zu dessen Ausstellungsstücken das Riesenfass im Schlosskeller gehört. „Wir haben die Führungen von den Fledermaus-Freunden genehmigt bekommen und die überprüfen auch ständig, wie es den Fledermäusen damit geht.“ So werden zum Beispiel alle Führungen auf Video aufgenommen und auf diese Weise kon-trolliert. Ingrid Kaipf, die Vorsitzende der AG Fledermausschutz, hat auch schon angemahnt, bei den Führungen leiser zu sprechen oder das Licht nicht brennen zu lassen.

Insgesamt aber ist Seidl zuversichtlich, dass das Museum auch im kommenden Winter wieder in den Keller führen darf. „Es sieht gut aus“, sagt er. Die wenigen Tiere, die im Keller überwintern, scheinen die vier Führungen pro Tag gut zu verkraften. Zudem hofft Seidl, dass die Führungen nicht nur zwei, sondern vier oder fünf Monate lang stattfinden können. Oktober, November ist angepeilt. Entschieden wird das alles aber erst, wenn die jetzige Führungssaison vorbei ist – und zwar von den Fledermausschützern.

Obwohl die Führungen jetzt sehr gut besucht sind, würde Ernst Seidl auch in Zukunft nicht mehr als vier Führungen pro Tag haben wollen: „Der Andrang wird sich normalisieren“, vermutet er. „Es gab jetzt einen Stau, weil man das Fass jahrelang nicht besichtigen konnte.“Angelika Brieschke

INFO: Das Riesenfass kann noch bis zum 28. Februar täglich besichtigt werden. Die Führungen (inclusive „Eiszeitkunst“) sind jeweils um 14, 15, 16 und 17 Uhr. Reservierung unter Telefon (0 70 71 ) 2 97 73 84.

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Erstellt:
14.02.2018, 01:00 Uhr
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zuletzt aktualisiert: 14.02.2018, 01:00 Uhr

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