Ein musikalischer Insider-Blick

Das franz.K in Reutlingen bietet unter freiem Himmel eine Reihe von Events

Die Sängerin Thabilé setzt sich musikalisch mit ihren afrikanischen Wurzeln auseinander.

24.06.2020

„Weltmusik mit südafrikanischen Wurzeln“ bietet Thabilé aus Südafrika. Bild: Jürgen Spieß

„Weltmusik mit südafrikanischen Wurzeln“ bietet Thabilé aus Südafrika. Bild: Jürgen Spieß

Thabilé veröffentlichte im Frühjahr 2018 ihr erstes Album: Am 11. Juli eröffnet die seit 2015 in Stuttgart lebende Sängerin aus Südafrika das Corona-Sommerprogramm des Reutlinger franz.K, das unter freiem Himmel stattfindet. Insgesamt acht Veranstaltungen gibt es bis zum 25. Juli. Sie sind erstmals open-air vor der alten Paketpost zu erleben.

Ihr Markenzeichen sind eine zugleich sanfte und ausdrucksstarke Stimme, eine fesselnde Bühnenpräsenz sowie eine eigenwillige Verbindung von Elementen aus Jazz, Soul, Reggae, Pop und traditionellen afrikanischen Rhythmen: „Musik ist eine Sprache, die man auf der ganzen Welt versteht und die immer mein Leben bestimmen wird“, sagt Thabilé, die das afrikanische Lebensgefühl allein schon mit ihrer Stimme zu transportieren weiß.

Geboren wurde die 32-jährige Sängerin in dem Township Dlamini, der zu Soweto gehört und unweit von Johannesburg liegt. Hier kam sie schon von klein auf in Berührung mit der Musik. Kein Wunder, schließlich war die Mutter Gospelsängerin und sang in dem in Südafrika bekannten „Teachers Choir“.

Dadurch angeregt begann auch die junge Thabilé bereits im Kindesalter im Chor zu singen. 2014 führte sie ihr Wirtschaftsstudium erstmals für längere Zeit ins Ausland nach Österreich und von dort siedelte sie ein Jahr später nach Stuttgart über, wo sie den kongolesischen Musiker und Produzent Steve Bimamisa kennenlernte. Sie beendete an der Stuttgarter Uni ihr Wirtschaftsstudium und stieg danach mit Steve als ihren Mentor voll in die Musik ein.

Ein weiterer Schritt ihrer musikalischen Entwicklung war 2016 die Gründung einer Band mit wechselnder Besetzung. Mit deren Hilfe reifte der Entschluss, ein Album „mit handgemachter Musik“, mit Gesang, jazzigen Elementen und traditioneller afrikanischer Musik aufzunehmen.

Im Frühjahr 2018 wurde das Album mit dem Titel „Dlamini Echo“ veröffentlicht, das in dem Stuttgarter Studio „Bimsum Production“ aufgenommen wurde. Thabilés erstes Album ist eine intensive Auseinandersetzung mit ihrem Leben in dem südafrikanischen Township – und es spiegelt in jedem Takt ihr musikalisches Selbstverständnis wider.

Es ist eine Verschmelzung von Soul, Jazz und knackigen Afrobeats, wobei die Sängerin die Kategorisierung ihrer Musik gar nicht so gerne sieht: „Ich mag es eigentlich nicht, meine Musik in irgendwelche Schubladen zu stecken, am ehesten würde ich von Weltmusik mit südafrikanischen Wurzeln sprechen“, sagt die selbstbewusste Sängerin.

In den Songtexten beschreibt sie ihre Sicht auf Afrika, setzt sich mit verschiedenen Lebensgeschichten von afrikanischen Frauen auseinander und prangert die Ursachen für Rassismus, Missbrauch und die Not der Menschen an. Auch praktisch engagiert sich Thabilé für soziale Projekte: So spielte sie umsonst in der Welzheimer Lebens- und Arbeitsgemeinschaft Laufenmühle, als die Einrichtung für Menschen mit Behinderung ihr zehnjähriges Bestehen feierte.

Und während der „Bunt statt Braun – Jugendkulturwoche“ hat sie mit KonfirmandInnen der Michaelskirche Waiblingen einen Workshop zum Thema Gospelgesang angeleitet. Doch zurück zu ihrem aktuellen Album: Mal singt Thabilé auf Englisch, mal in den afrikanischen Sprachen Xhosa, Zulu oder Lingála. Titel wie „Jacaranda Trees“, „Zibuyile“ oder „The last bow“ klingen wie spirituelle Gute-Laune-Lieder – doch gleichzeitig sind sie ein Weckruf für ein selbstbewusstes Selbstverständnis.

Die in Stuttgart lebende Thabilé ist eine aufstrebende Sängerin, die sich mit der Einfalt von Rassismus und der Dummheit der Gewalt nicht abfinden will. Sie lässt sich aber auch nicht die entspannte Leichtigkeit nehmen, mit der sie dem Echo ihres Lebens nachspürt.

Bei ihr wechseln traditionelle Elemente mit moderner Spielweise und geben der afrikanisch geprägten Musik eine ganz eigene Note: „Alle Kunst muss ein Ziel haben, nicht nur einfach Tralala“, beschreibt die Stuttgarter Sängerin aus Südafrika ihr Selbstverständnis. Jürgen Spieß

Am Samstag, 11. Juli, ist Thabilé um 20 Uhr mit ihrer Band Teil des Corona-Sommerprogramms des Reutlinger Kulturzentrums franz.K (Unter den Linden 23).

Sie tritt open-air vor der alten

Paketpost auf.