100 Kilometer in Etappen

Den Kult-Staffellauf am Sportinstitut gab es wieder in analoger Form

Zum ersten Mal in der Pandemie gab es den Tübinger 100-Kilometer-Staffellauf wieder im Institut für Sportwissenschaft (IfS) in Tübingen – analog und bei bestem Läuferwetter.

06.07.2022

In der Wechselzone werden die nächsten Teams auf die Piste geschickt. Bild: Werner Bauknecht

In der Wechselzone werden die nächsten Teams auf die Piste geschickt. Bild: Werner Bauknecht

Tübingen. Die schlechte Nachricht zuerst: Dieses Jahr machten nur insgesamt 32 Teams beim Wettbewerb mit. Die gute Nachricht: Die Weggebliebenen haben etwas verpasst. Selten war die Stimmung unter den Teams besser als bei diesem Event im Sportinstitut, wie es die meisten noch immer nennen.

Organisiert wurde es wie immer zuletzt vom Hochschulsport in Kooperation mit dem Württembergischen Leichtathletikverband. Das Team um Ingrid Arzberger, der Leiterin des Hochschulsports, und der Post SV Tübingen mit seinen beiden Urgesteinen Helmut Helten und Wolfgang Amann, gaben alles, um das Event zu einem großen Ereignis zu machen. Mit Erfolg, auch wenn die Anmeldungen zu wünschen übrig ließen.

Die erste Hiobsbotschaft kam kurz vor dem Start: „Die Stimme der Veranstaltung“, Gerd Hänsel, lag überraschend mit Corona darnieder. Nicht schlimm, aber er musste halt zu Hause bleiben. Da gab es eben nur einen, der so eine Veranstaltung profimäßig beschallen konnte: Ewald Walker aus Pliezhausen, der auch schon acht Jahre lang den Stadtlauf Tübingen moderierte.

Und der sprang tatsächlich spontan ein. „Eigentlich müsste ich im Garten schaffen“, sagte er, „aber in dem Fall...“ Logisch, dass er Bühne und Mikro bestens im Griff hatte. Die Strecke war bekannt: Start und Wechselzone vor dem neuen Sportinstitut, über die Finnbahn ins Stadion, eine Runde auf rotem Tartan, dann zurück auf die Finnbahn und dort ins Ziel. Zwei Frauen pro Team sind vorgeschrieben, jeweils eine Frau läuft den ersten Kilometer alleine. Ab da gehen Duos auf die Piste. 50 Runden kommen so zustande, ehe die 100 Kilometer voll sind.

Der Titelverteidiger LT Holzgerlingen war wieder am Start. Teamchef Ralf Mickeler hatte sich kurzfristig verletzt, war aber trotzdem dabei. „Da könnte man heulen“, sagte er, „aber jetzt bin ich halt Betreuer.“ Der große Konkurrent war die LAV Tübingen. Die schickte gleich drei Teams ins Rennen. Im Top-Team rannte Anais Sabrie mit, die Nikolauslaufgewinnerin und Mitglied der französischen Nationalmannschaft zum Beispiel im Berglauf. Auch Matthias Koch, vielfacher Deutscher Meister zum Beispiel im Marathon, gehörte zum Team.

Ganz verrückt: Sonia Kinna. Die Läuferin hatte sich am Morgen ein 9-Euro-Ticket in Kufstein gekauft und war mit der Bahn nach Tübingen gekommen. Nach dem Event fuhr sie wieder zurück. „Das ist es mir wert“, sagte die exzellente LAV-Läuferin lachend, „ich finde die Veranstaltung einfach toll.“ Immerhin: Das Team gewann auch mit sechs Minuten Vorsprung vor den Holzgerlingern.

Auch Dieter Baumann war zu Gast, und machte Werbung für den 24-Stunden-Spendenlauf und für den Erbe-Lauf im September. Und um seine Tochter Jacky laufen zu sehen. Denn die startete bei „Schreinerei Uwe Jansen“, einem Dauergast bei der Staffel. Richtig ernst nahm Jacky das nicht: Ein paar Runden lief sie zusammen mit der sechsjährigen Lola, dem Kind einer Freundin. „Die läuft barfuß“, erzählte Baumann lachend, „und das bei dem warmen Asphalt.“

Seit einigen Jahren gibt es ja zwei Teamarten. Die mit den 10 Mitgliedern und eine mit 15. „Damit muss man als Ungeübter oder Ungeübte nicht ganz so viel laufen“, so die Begründung. Das gewann die „Älles Cooper“ vom Gymnasium Ditzingen, ebenfalls Dauergast in Tübingen.

Gleich dahinter die Staatsanwaltschaft Tübingen mit dem Namen „The running prosecuters.“ Auch dieses Jahr waren die Namen wieder Ausdruck höchster Kreativität. „Legs Miserables“ hießen sie, „Die Wanderwelle“, „Die Schnecken“, die „Thorlappen“ oder „Stiftung Wadentest.“

Nach 4:28 Stunden war das Rennen dann zu Ende. Nicht alle schafften die 50 Runden. „Da muss man halt auch mal mit weniger zufrieden sein“, sagte ein Mitglied der „neckartalrunners“ lachend, die nach 36 Runden finishten.

Werner Bauknecht

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Erstellt:
06.07.2022, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 51sec
zuletzt aktualisiert: 06.07.2022, 01:00 Uhr

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