Ohne Hornissen und im Schatten

Den Kusterdinger Volkslauf gibt es endlich wieder in analogem Format

Der Kusterdinger Hornissenlauf hat Tradition: Seit 1990 kann auf den Härten gestartet werden – nur die Strecken des Volkslaufs ändern sich immer wieder.

20.07.2022

Anthony Tomsich, Top-Favorit für Sonntag, beim Lauftraining im Trainingslager. Privatbild

Anthony Tomsich, Top-Favorit für Sonntag, beim Lauftraining im Trainingslager. Privatbild

Nach den pandemiebedingten Absagen des Kultlaufs in Kusterdingen gibt es ihn dieses Jahr wieder in alter Frische.

Neu ist am Lauf, dass er dieses Mal erstmals zum VR-Cup zählt. Manche wundern sich, wieso er nicht ohnehin schon längst in diesen Kreis aufgenommen wurde. Das lag schlicht an seiner geographischen Lage: Die Teilnehmerorte liegen traditionell im Westen der Stadt Tübingen und im Steinlachtal.

Dabei ist auch die terminliche Lage äußerst günstig, als so eine Art letzter Lauf vor der Sommer- und Feriendürre. Und die Gefahr, dass es zu heiß werden könnte gegen Ende Juli, ist durch die aktuelle Streckenregelung auch vom Tisch.

Um die letzten 32 Jahre ein wenig Revue passieren zu lassen: Die Strecke wurde inzwischen mehrfach geändert. Bereits im zweiten Jahr kam der Lauf zum Namen, der ihn seither begleitet. „Der Name zeichnet uns eigentlich aus“, hatte Erich Knapp, Lauftreffleiter der Kusterdinger, vor Jahren gesagt, „denn das macht uns einmalig und nicht nur zum Volkslauf.“

Tatsächlich hat sich der Name, kreiert von einem TAGBLATT-Mitarbeiter, mittlerweile wie eine Handelsmarke durchgesetzt.

Damals hatten Hornissen die Läufer/innen auf der Strecke angegriffen und ihnen einen gehörigen Schreck eingejagt. Nicht nur das: Auch im Jahr darauf griffen die gelben Schwärmer wieder an. Damals hieß das so, wie auf der Kusterdinger Vereinsseite nachzulesen ist:

„Denn während im Zielraum die Erstplatzierten schon feierten, gesellte sich beim ominösen Kilometer neun bei der zweiten Hälfte des Teilnehmerfeldes zum Schweiß der Laufstrapazen verständlicherweise Angstschweiß. Die Hornissen waren wieder da und starteten ihre Angriffe. Mehr als zwanzig Läufer wurden gestochen, setzten daraufhin gezwungenermaßen zu einem langgezogenen Endspurt an und mussten sich im Ziel in die Obhut des bereitstehenden Deutschen Roten Kreuzes begeben. Diese wiederum kamen dadurch bei der Versorgung der ‚Überfallenen‘ gehörig ins Schwitzen und machten die Notwendigkeit ihrer Anwesenheit mehr als deutlich. Zu Schaden allerdings kam glücklicherweise keiner der Läufer. Und zu Schaden kommen sollen auch die Hornissen nicht.“

Hornissen-Passage passé

Das ist es dann aber auch gewesen. Die furchterregenden Insekten tauchten nie wieder auf. Am Anfang lauerten die Läufer/innen noch an der ominösen Stelle, doch heute ist das vergessen. Zumal auch der Streckenverlauf längst nicht mehr an der Stelle des Angriffs vorbeiführt.

Lange hatten die Kusterdinger an der 10 Kilometer-Strecke festgehalten, die vom Wasserturm aus nach Osten führt, dann zweimal nach links abbiegt und in den Wald führt. Dort geht es etwa 2,5 Kilometer nach Westen, oberhalb vom Baumarkt kam ein 1000-Meter-Anstieg.

Über die freien Felder auf den Härten führte die Strecke wieder zurück zum Wasserturm und nach einer dreiviertel Stadionrunde ins Ziel.

Nach weiteren Versuchen der Streckenwahl sind der Start geblieben und auch die ersten drei Kilometer. Dann aber geht es hinab zum Baumarkt, flach nach Tübingen Richtung Tierheim, zurück zum Baumarkt und in einem langen, etwa 5-Kilometer langen Schwung hoch zum Ziel im Stadion. Anspruchsvoll – aber machbar. „Man muss den Anstieg ja nicht volle Kanne laufen“, sagte Frank Weber, der die Strecke schon 2019 lief.

Für den 10-Kilometer-Hauptlauf sind bislang um die 140 Teilnehmer/innen gemeldet. Eine Nachmeldung ist jederzeit möglich. Das Positive an der Strecke: Man läuft fast ausschließlich im Schatten, nur eine kurze Passage unten im Tal führt über einen offenen Feldweg zum Tierheim hin. Flach zurück geht es am Waldrand im tiefen Schatten.

Als Top-Favorit hat sich Anthony Tomsich (LAV Stadtwerke Tübingen) angemeldet, der momentan das lokale Laufgeschehen bestimmt, nach Lust und Laune – folglich auch den VR-Cup. Da gewann er jüngst erst den Mössinger Lauf und vor eineinhalb Wochen siegte er beim Ermstal-Halbmarathon in einer Zeit von 1:09 Stunden.

Die Läufer dahinter sind Florian Neu (Kost Racing Team), Lukas Müller (LAV Tübingen) oder Nils Holocher (LG farbtex).

Bei den Frauen kann es eng werden, gewinnen kann da zum Beispiel Meike Zimmermann aus Rottenburg. Aber auch Sarah Hunger (Personal Best) will vorne mitlaufen. Der Hauptlauf startet um 9.30 Uhr. Werner Bauknecht