Erstaunlich klug

Der Früchte sammelnde Rabe

Im Dezember kann man ein besonderes Naturspektakel bewundern: große Schwärme von Saatkrähen (oft mit Dohlen fliegend), die aus ihren Brutgebieten im Osten und Nordosten Europas einfliegen, um bei uns zu überwintern.

12.12.2018

Der Früchte sammelnde Rabe

Mit fast 50 Zentimetern Größe und ihrem je nach Lichteinfall blau oder grün-metallisch schillernden schwarzen Gefieder sind die Krähen kaum zu übersehen. Westlich der Elbe sind sie mit der ebenfalls reinschwarzen Rabenkrähe leicht zu verwechseln, bestes Unterscheidungsmerkmal ist der nackte helle Schnabelgrund der Saatkrähe.

Ihr Name Corvus frugilegus setzt sich aus dem lateinischen Wort für Rabe = corvus, Frucht = frugis und dem Verb sammeln = legere zusammen: der Früchte sammelnde Rabe. Dies entspricht jedoch nur halb der Wahrheit. Saatkrähen ernähren sich zu etwa gleichen Anteilen pflanzlich und tierisch. Neben Samen, Nüssen und Früchten stehen auch Insekten, Käfer, Mäuse, kleine Echsen oder Jungvögel auf dem Speiseplan.

Im Zusammenhang mit ihrem Essverhalten wurde auch die erstaunliche Intelligenz der Rabenvögel nachgewiesen. Um an einen Leckerbissen in einer Glasröhre zu kommen, nutzten die Tiere Stöckchen oder auch Drahtstücke, deren Enden sie zu Haken umformten.

Die Saatkrähen zählen zu den Singvögeln, ihre Sangeskünste sind jedoch beschränkt. Häufigster Ruf ist ein tiefes und heiseres „krraa“ oder „korr“, geäußert etwa beim rituellen Verbeugen sich begrüßender Partner, die in einer monogamen Dauerehe leben. Paare zeigen auch soziales Verhalten wie gegenseitige Gefiederpflege, Füttern und Kraulen. Als gesellige Tiere verbringen Saatkrähen die Nächte gemeinsam auf Schlafbäumen und brüten in großen Kolonien. In früheren Zeiten galten junge Saatkrähen als Delikatesse, und dies obwohl sie wegen ihres schwarzen Gefieders als Unglücksboten galten.

Beobachtungstipp:

Die Saatkrähe bevorzugt offene Landschaften, ist aber als Kulturfolger auch in Parks zu finden. Jetzt im Winter sind die in Schwärmen fliegenden Krähen leicht zu entdecken.

Eine alte Bauernregel besagt: Steckt die Krähe zu Weihnacht im Klee, sitzt sie zu Ostern oft im Schnee. Ob die Regel sich in diesem Winter bestätigt? Der Dezember wird es zeigen ...

Dieser BUND-Tipp zur Naturbeobachtung stammt von K. Schmiing (Diplombiologin). TA

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Erstellt:
12.12.2018, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 1min 56sec
zuletzt aktualisiert: 12.12.2018, 01:00 Uhr

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