Der Kommentar

Alles liegt im Anfange

09.01.2019

Von Martina Fischer

Der Januar trägt den Namen des römischen Gottes Ianus. Er hatte keinen griechischen Vorläufer und war ein mythischer Urkönig der italischen Landschaft Latium.

Das lateinische Wort „ianua“ bezeichnet die Haustüre oder den Zugang. Ianus ist somit ursprünglich der Gott der Türen und der Eingänge. Als dem Gott des Eingangs und Anfangs in der Zeit war dem Ianus der Beginn des Tages geweiht. Die Priester riefen ihn jeden Morgen als den Eröffner des Tages an. In jedem Gebet nannte man ihn zuerst, denn er eröffnete, so glaubte man, den Gebeten die Pforten des Himmels. Am Beginn jeden Monats erhielt er Opfer von Wein, Weihrauch und Früchten; der erste Monat des Jahres war ihm geweiht, und am Neujahrstag feierte man sein vorzüglichstes Fest, suchte nur Schönes und Gutes zu sprechen, begrüßte sich mit Glückwünschen und kleinen Geschenken, um eine glückliche Vorbedeutung für das kommende Jahr zu erbitten.

Der Römer legte auf den Anfang großes Gewicht, denn von einem guten oder schlechten Beginn hing der Erfolg der kommenden Dinge ab.

„Alles liegt im Anfange; auf den ersten Ton lauscht ihr mit ängstlichem Ohre, nur der erste Vogel, der sich zeigt, ist dem Augur (Weissager, Vogelschauer) bedeutungsvoll“, sagt Ianus selbst bei Ovid.

Wie ihm der Anfang des Tages, des Monats und des Jahres gewidmet waren, so galt dies auch für den Beginn des menschlichen Lebens. Überhaupt stand jegliche Art von Tätigkeit, die ihren Anfang nimmt, unter seiner Obhut. Symbol seiner Gegenwart am Anfang und am Ende aller Dinge war seine Doppelgesichtigkeit. Der sprichwörtlich gewordene „Januskopf“ hat zwei Gesichter, blickt also gleichzeitig nach vorne und zurück, in das Künftige und ins Vergangene, und ist die metaphorische Dualität von Gut und Böse. Er ist die zuständige Instanz für Dinge, die aus zwei Blickwinkeln betrachtet werden können.

Ianus wachte in Stein gehauen vor allem über die Torbögen und Durchgänge der römischen Stadtmauer, die deshalb auch Iani heißen. Der Janusbogen in Rom soll auf Numa Pompilius zurückgehen. Dieser friedliebende König errichtete auf dem Forum Romanum für den Gott einen Bogen, dessen Durchgang geschlossen war, wenn Rom mit allen Völkern Frieden hielt, was in der gesamten Regierungszeit des Numa übrigens der Fall war. Begann ein Krieg, wurde das Tor geöffnet und blieb solange offen, bis das Heer zurückgekehrt und der Krieg beendet war.