Auf verschlungenen Pfaden helfen

Der Jugendmigrationsdienst feierte sein 30-jähriges Bestehen

Den Jugendmigrationsdienst des Diakonischen Werkes Tübingen gibt es schon seit 30 Jahren.

12.12.2018

Elena Gerhard, Walter Weissgärber und Uwe Gieseler (von links). Bild: Andrea Bachmann

Elena Gerhard, Walter Weissgärber und Uwe Gieseler (von links). Bild: Andrea Bachmann

Fremd und jung in Tübingen. Zum Beispiel als Au-pair-Mädchen. Oder, falls sich daran noch jemand erinnert, als Spätaussiedler. Oder FSJlerin. Oder Austauschstudent. Oder Geflüchtete.

Es gibt viele Wege, auf denen junge Menschen zwischen 12 und 27 Jahren nach Deutschland kommen. Eines haben sie fast alle gemeinsam: Sie brauchen Unterstützung bei der Ausbildungs- und Jobsuche, bei der Anerkennung von Bildungsabschlüssen, bei der Wahl des für sie passenden Deutschkurses und bei vielen anderen Dingen mehr. Seit 30 Jahren unterhält der Jugendmigrationsdienst (JMD) des Diakonischen Werks Tübingen eine Beratungs- und Begegnungsstelle für Jugendliche mit Migrationshintergrund.

Es ist eine von insgesamt 450 JMD-Standorten in Deutschland und die älteste Institution dieser Art in Tübingen. Uwe Gieseler und Elena Gerhard teilen sich die anderthalb Stellen. „Wir sind in der Trägerlandschaft eine eher kleine Einrichtung und könnten ohne unser großes und großartiges Netzwerk unsere Aufgaben gar nicht erfüllen“, meint Uwe Gieseler bei der Jubiläumsfeier Mitte November in der „Villa Metz“, dem Haus der Kirche. Dazu gehören zum Beispiel die über 40 Asylkreise im Landkreis oder die Volkshochschulen. Der JMD sieht sich hier vor allem als Rückgrat und Ausgangspunkt für Projekte, die sich an junge Migrant/innen richten.

Als der JMD Tübingen vor dreißig Jahren seine Arbeit aufnahm, lebten in der ehemaligen Lorettokaserne 800 Spätaussiedler, im Landkreis waren es noch viel mehr. „Die haben sich bei mir im Büro die Klinke in die Hand gegeben, für die waren wir eine ganz wichtige Anlaufstelle“, erinnert sich Uwe Gieseler. Das damals initiierte Sprachcafé für junge Frauen gibt es übrigens heute noch.

Die Zielgruppe des JMD sind alle jungen Ausländer/innen, im vergangenen Jahr betreute die Tübinger Beratungsstelle 276 Jugendliche, von denen 60 Prozent aus Ländern der Europäischen Union kamen. Seit 2017 ist der JMD auch für junge Geflüchtete zuständig. Dadurch steigen die Beratungszahlen und die neue Zielgruppe hat auch andere Probleme als zum Beispiel die junge US-Amerikanerin, die nach Ablauf ihres Au-Pair-Jahres gerne länger in Deutschland bleiben und hier studieren möchte.

Da sei es wichtig, dass der JMD sich ständig neuen Entwicklungen anpasse, meint Walter Weissgärber, der Bereichsleiter für Migration und Integration der Bundesarbeitsgemeinschaft Evangelischer Jugendsozialarbeit. Die Fachkräfte des Jugendmigrationsdienstes würden den Jugendlichen oft auf verschlungenen Pfaden helfen. „Jugendsozialarbeit hat kein abgegrenztes Betätigungsfeld, sondern lebt von der Nähe zu den Jugendlichen. Dabei geht es immer darum, die Schwierigkeiten zu beseitigen, die die Jugendlichen haben und nicht die, die sie machen.“

Wichtig ist dem Jugendmigrationsdienst dabei auch immer die Hilfe zur Selbsthilfe: “Wir sind dazu da, die jungen Leute darin zu unterstützen, ihre Herausforderungen selbst zu bewältigen.“ Andrea Bachmann

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Erstellt:
12.12.2018, 01:00 Uhr
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zuletzt aktualisiert: 12.12.2018, 01:00 Uhr

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