Musik für eine Farm

Der Lesedi Show Choir ist auf Deutschlandtournée

Am Freitag, 9. September, tritt der Lesedi Show Choir, einer der besten Chöre Südafrikas, im Sparkassen Carré in Tübingen auf.

07.09.2022

Der Lesedi Show Choir ist einer der besten Chöre Südafrikas. Privatbild

Der Lesedi Show Choir ist einer der besten Chöre Südafrikas. Privatbild

Der Lesedi Show Choir ist auf Deutschland-Tournée, mit den Einnahmen aus den Konzerten soll eine Farm unterstützt werden, die Chormitglieder in Arbeit und Ausbildung bringt, die wegen der Corona-Pandemie arbeitslos geworden sind.

Die Tournee wird von der Heidelberger Musikerin Eva Buckman organisiert, in Tübingen sind auch der „Afrikor“ und seine Chorleiterin Susanne Frische an dem Konzert beteiligt. Eva Buckman ist eine echte Brückenbauerin in der deutsch-afrikanischen Musikszene. Der TAGBLATT ANZEIGER sprach mit ihr.

Wie bist du zur afrikanischen Musik gekommen?

Eigentlich bin ich Querflötistin und Fachbereichsleiterin an der Musikschule Heidelberg. Vor über 35 Jahren habe ich in Ghana trommeln gelernt und das dann auch an der Musikschule unterrichtet. Irgendwann hat mir beim Trommeln die Melodie gefehlt und ich habe mit den Eltern meiner Schülerinnen und Schüler einen kleinen Chor gegründet. Mit diesem Chor bin ich vor 20 Jahren nach Heidelberg/Südafrika gefahren und dort habe ich den Musiker Thabang Mokoena kennen gelernt.

Mit ihm arbeitest du seit
dem zusammen?

Genau. Thabang ist ein unglaublich charismatischer Mann, der für die Musik lebt. Mit ihm bin ich nach Kenia und Tansania gereist, um neue Lieder zu lernen und er kommt regelmäßig nach Deutschland und arbeitet mit meinen Chören – mittlerweile leite ich sechs Afrika-Chöre. Alle zwei Jahre lade ich seinen Lesedi Show Choir nach Deutschland ein und die Konzerte sind jedes Mal ein echtes Ereignis.

Thabang Mokoena hat auch schon mit Susanne Frische und dem Tübinger „Afrikor“ gearbeitet. Deshalb planen die beiden Chöre im Sparkassen Carré auch einen gemeinsamen Auftritt.

Die Veranstaltung im Sparkassen Carré ist ein Benefiz-Konzert. Was wird denn da unterstützt?

Während der Corona-Pandemie sind viele Mitglieder des Lesedi Show Choirs arbeitslos geworden und konnten ihre Familien nicht mehr ernähren. Wir haben in Deutschland Geld gesammelt, um Lebensmittel kaufen zu können. Daraus ist dann ein langfristiges Projekt entstanden: Wir haben mit Spendengeldern aus Deutschland eine Farm gekauft, auf der Gemüse angebaut wird und Hühner gehalten werden. Später soll eine Nähstube und vielleicht noch eine Glaserei dazu kommen. Außerdem gibt es dort Probenräume für den Chor.

Ist der Lesedi Show Choir
ein Profichor?

Nein, aber die Auftritte sind hochprofessionell. Der Chor stammt aus Ratanda, einer schwarzen Township in der Nähe von Heidelberg/Südafrika. Hier hat sich jeden Abend eine Gruppe junger Leute um Thabang Mokoena getroffen, um gemeinsam zu singen, zu trommeln und zu tanzen. Das sind mittlerweile unglaublich talentierte Musikerinnen und Musiker, die mit ihren erstklassigen Leistungen erfolgreich an Chorwettbewerben teilnehmen, im Fernsehen auftreten und eigene Konzerte geben.

Stimmt es, dass Südafrika berühmt für seine
Chormusik ist?

Ja, das stimmt. Auch für andere afrikanische Länder ist Südafrika das Chorland schlechthin mit einer herausragenden Chor-Tradition. Vielleicht liegt das am Apartheid-Regime. Damals war es den Schwarzen verboten, ihre traditionellen Musikinstrumente zu spielen. Wenn ich Musik machen möchte, aber keine Instrumente habe, bleibt mir immer noch die Stimme und der Gesang.

Gesungen werden Alltagslieder, Liebeslieder, auch kritische, politische Songs und Gospels. Das sind alles traditionelle Lieder und Tänze mit einer wirklich atemberaubenden Energie. Mich fasziniert ihr Optimismus und ihre Lebensfreude.

Wir haben hier (fast) alles und jammern so oft und so viel – und die haben (fast) nichts und sind einfach gut drauf.

Fragen von Andrea Bachmann