Der Kommentar

Die Zeit des Wachsens

10.05.2023

Von Martina Fischer

Der Mai ist der fünfte Monat des Kalenderjahres. Sein Name ist entlehnt aus dem Lateinischen mensis Maius = der Monat des Gottes Maius, des Beschützers des Wachstums und der Vegetation.

Wegen der zunehmenden Wärme und der zuverlässig scheinenden Sonne bürgerten sich im deutschen Sprachraum die Namen „Lenzmond“ und „Wonnemonat“ ein. Das Wetter wird endlich milder, Bäume und Sträucher stehen in voller Blüte und man sagt dazu auch „es maielet“. Endlich kann man die Tiere wieder auf die Weide treiben, weshalb der Mai auch „Weidemonat“ genannt wird.

Unser Jahresfünfter ist der Heiligen Mutter Gottes geweiht und ist der „Marienmonat“ (mensis Mariae) schlechthin. Fast täglich werden jetzt Maiandachten abgehalten. Bis in die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg war es in Deutschland üblich, dass jede Familie im Mai zu Hause vor dem Standbild der Muttergottes einen „Maialtar“ aufbaute und ihn täglich mit frischen „Maiblumen“ schmückte. Volkstümlich steht diese Bezeichnung für viele Frühlingsblumen, wie Löwenzahn, Sumpfdotterblume, Gänseblümchen und vor allem das Maiglöckchen, von dem man früher glaubte, dass es aus den Tränen entsprungen sei, die Maria am Kreuz vergossen hat.

Ein „Maibad“ zu nehmen galt in früherer Zeit als besonders gesundheitsfördernd. Man feierte „Maibrunnenfeste“, um das frische Wasser als gesegnetes Wasser das ganze Jahr über zu benutzen. Mädchen sollten das Gesicht vor Sonnenaufgang in „Maitau“ baden, das brachte Schönheit und half gegen „Rossmucka“ (Sommersprossen). „Mairegen“ hat eine besondere Heilkraft und wird wie Märzenschnee gesammelt und vor allem bei Augenleiden eingesetzt. Im Mai finden Flurumritte und Öschprozessionen statt, denn dieser Monat ist die Zeit des Wachsens und der Hoffnung auf eine gute Ernte. Ein kirchlicher Segen sollte die Früchte vor Hagelschlag und Misswuchs bewahren.

Jetzt labt man sich an der wohlschmeckenden Maibutter, die besondere Kraft hat, weil die Kühe jetzt die besten Kräuter fressen. In Schwaben spielte der „Maianken“ (Maibutter) eine große Rolle: Mit grünen Kräutern dekoriert musste sie sich ein jeder aufs Brot schmieren, um seine Gesundheit zu erhalten und die Butterhexe abzuwehren. Auch der „Maitrank“, eine mit Waldmeister gewürzte Bowle, schmeckt jetzt besonders gut.