Der Handball gerät unter Druck

Der Mössinger Sportdirektor Axel Kromer agiert inzwischen als Feuerlöscher

Zur Zeit muss sich der Sportdirektor des Deutschen Handball-Bundes, Axel Kromer, mehr um Corona als um das Sportliche kümmern.

18.11.2020

Axel Kromer, Sportvorstand beim Deutschen Handball Bund, in Mössingen.Bild: Werner Bauknecht

Axel Kromer, Sportvorstand beim Deutschen Handball Bund, in Mössingen.Bild: Werner Bauknecht

Nachdem vier deutsche Nationalspieler jüngst positiv auf Corona getestet wurden, und das im Anschluss an die Länderspielwoche, fielen gleich weitere Bundesligaspiele aus. Dabei gab es durchaus Kritik an der Länderspielreise, „aber die Clubs sehen die Nationalmannschaftsmaßnahmen nicht tierisch gern, auch schon vor Corona.“ Dies sagte Axel Kromer im Hinblick auf Kritik an den Länderspielen von Seiten einiger Clubs.

Im Gegensatz zu seinen ureigenen Aufgaben muss der Ex-Handball sich nun mit Gesundheitsämtern unterhalten. Er ist nicht gern in den sozialen Medien. „Ich brauche keine Likes“, meint er dazu, „ich rede mit den Menschen direkt.“ Das macht der Mössinger häufig von zu Hause aus, direkt vor den Toren Tübingens. Nach der aktiven Karriere wechselte er ins Funktionärsfach.

Erst aktiver Spieler bis zur Handball-Bundesliga und dann erfolgreicher Trainer beim Verband. Bei den Europameisterschaften 2016 stand Kromer als Co-Trainer an der Seitenlinie. Bei der WM 2019 fieberte er auf der Tribüne mit – das war was Besonderes, sagt er, die WM im eigenen Land. In Mössingen ist er angekommen, der geborene Ludwigsburger. Schaut man auf seine Karrierestationen, dann ist er mit dem Süddeutschen verhaftet.

Als aktiver Spieler gab es Stationen in Kornwestheim, Pfullingen (Bundesliga) und Söflingen. Danach war er Auswahltrainer im württembergischen Verband. Seine nationale Karriere startete als Co-Trainer bei der Juniorennationalmannschaft, wechselte zu den Aktiven und war ebenfalls Co-Trainer beim legendären Europameisterschaftstitel 2016. Und jetzt also Funktionär. Geht das denn so einfach? Sportdirektor hört sich doch nach Büro, Computer, Krawatten, Meetings und gaaaanz viel Distanz zum schweißtreibenden Geschehen auf dem Hallenboden an.

„Ich liebe, was ich tue“, sagt Kromer dann ganz ernst, „gleich morgens nach dem Aufstehen geht die Arbeit los.“ Er arbeitet von seinem Homeoffice aus. In der Zentrale des Deutschen Handball-Bundes (DHB) in Dortmund hat er zwar ein Büro, aber das sieht ihn nicht sehr oft. „Ich bin viel unterwegs, reise häufig irgendwohin, den Rest erledige ich größtenteils zu Hause.“

Axel Kromer war nicht immer nur Handballer. Er musste sich zwischen Stabhochsprung und dem Handball entscheiden. Läuferisch ist er noch immer bestens in Form. Sein Trainingspartner ist dabei der Physiotherapeut der DHB-Nationalmannschaft, Peter Gräschus. „Mit ihm bin ich auch schon mal um die 100 Kilometer im Monat gejoggt“, so Axel Kromer.

Als eine Aufgabe sieht er es an, den Handball populär zu halten. „Beim letzten Länderspiel, das live übertragen wurde, schauten über zwei Millionen Zuschauer zu“, berichtet er, „und ich bekam viel Feedback von den Leuten.“ Er setzt dabei auch auf den Jugendbereich. „Viel hängt auch davon ab, dass Schulen im Sportunterricht auf ‚Spiele mit Ball und Hand’ setzen.“ Es gäbe bereits Grundschulaktionstage dafür. Natürlich erschwere die Corona-Pandemie dies zur Zeit.

Und was ist mit ihm, wie geht es mit Axel Kromer weiter? „Mit dem, was ich tue, bin ich sehr zufrieden und wir haben noch viel vor. Ob ich irgendwann nochmal den Drang verspüre, ein Spitzenteam hauptverantwortlich als Trainer zu führen, weiß ich nicht – ausschließen möchte ich es aber keinesfalls. Dann wird er grundsätzlich: „Dazu liebe ich das zu sehr, was ich im Augenblick mache.“

Obwohl sich das derzeit unter erschwerten Bedingungen abspielt. Dennoch bricht er eine Lanze für Länderspiele, die er als wichtige Katalysatoren betrachtet. „Länderspiele, Welt- und Europameisterschaften sorgen für Begeisterung und eine Bindung an den Sport.“ Deshalb, führt er weiter aus, brauche der Handball die WM als Visitenkarte für den Sport. Der Mössinger arbeitet daran. Werner Bauknecht