Der Kommentar

Regnet‘s ohne Unterlass

22.06.2022

Der Name Siebenschläfer leitet sich nicht, wie man vermuten könnte, vom gleichnamigen, zur Familie der Bilche gehörenden Nagetier ab. Bilche sind Schlafmäuse, die in Eurasien und Afrika beheimatet sind und deren Winterschlaf tatsächlich sieben Monate andauern kann. Der Siebenschläfer gehört inzwischen zu den bedrohten Tierarten.

In Wirklichkeit leitet sich der Name des Tages 27. Juni von einer Legende ab, die aus der Zeit des römischen Kaisers Decius (249-251). Die Sage handelt von sieben Jünglingen, die sich bei einer Christenverfolgung im Jahre 251 auf der Flucht vor ihren Häschern in einer Höhle bei Ephesus verborgen haben sollen. Dort wurden sie entdeckt und bei lebendigem Leib eingemauert. Die Zeit ihrer 195 Jahre andauernden Gefangenschaft verbrachten sie schlafend und wurden am 27. Juni 446 zufällig dort entdeckt, erwachten und bezeugten so den Glauben an die Auferstehung der Toten.

Der Siebenschläfertag ist als Lostag für das Wetter bekannt: „Das Wetter am Siebenschläfertag sieben Wochen bleiben mag.“ Und: „Ist der Siebenschläfer nass, regnet‘s ohne Unterlass.“ Dabei ist der eigentliche Gedenktag nicht der 27. Juni, sondern der 7. Juli, denn die Wetterregel wurde vor der Kalenderreform von 1582 aufgestellt, bei der zehn Tage ersatzlos gestrichen wurden.

In Süddeutschland, so haben Aufzeichnungen ergeben, ist vom Wetter um den Siebenschläfertag eine um bis zu 80 Prozent zutreffende Voraussage möglich. Zwei unversöhnliche Kontrahenten prallen meist Ende Juni aufeinander: Aus dem Norden drängt polare Kaltluft vor, aus dem Süden hält tropische Warmluft dagegen. Der Verlauf der Front wird den Sommer bestimmen: Liegt sie hoch im Norden, dann beglücken später Azorenhochs die Deutschen. Befindet sie sich tiefer im Süden, schicken Islandtiefs ihre Ausläufer in hiesige Breiten.

Dies haben die Bauern früher nicht gewusst. Aber sie haben ihre Erfahrungen gesammelt und daraus Regeln gebildet, die sich als Spruchweisheiten erhalten haben. Martina Fischer /