Weltweit unterwegs

Der Nikolauslauf auch in Seoul und Düsseldorf

Corona macht erfinderisch – und bietet völlig neue Gelegenheiten, Sport zu treiben.

09.12.2020

Heinrich Hempel am Start auf der Originalstrecke des Nikolauslaufs mitten im leichten Schneematsch. Bild: Heinrich Hempel

Heinrich Hempel am Start auf der Originalstrecke des Nikolauslaufs mitten im leichten Schneematsch. Bild: Heinrich Hempel

So lief Heinrich Hempel vom Post SV Tübingen seinen virtuellen Nikolauslauf (NLL) quasi Schulter an Schulter mit einer Freundin, Uta Wessing – sie in Düsseldorf, er auf der Originalstrecke ab Waldhäuser-Ost im Schönbuch. Während sie am Rheinufer bei Sonnenschein ihr Headset überstülpte und auf dem Smartphone eine gemeinsame Videokonferenz startet, tut Hempel dasselbe auf WHO. „Also mit 450 Kilometer Hygieneabstand“, so Hempel lachend. LaufApp und GPS wird gedrückt und beide laufen los. Der gemeinsame Itdesign-Nikolauslauf 2020 ging für die beiden am vergangenen Samstag um 15 Uhr los.

Den ersten Kilometer sind sie völlig mit der Technik beschäftigt. Ständig gleichen sie die gemeinsame Pace ab und schauen auf die Smartphones.

Das mit der Videokonferenz funktioniert sehr gut bei einem gemütlichen gemeinsamen virtuellen Spaziergang, aber nicht beim Laufen. Beide schalten die Videoübertragung ab und belassen es bei einer Audiokonferenz. Das klappt.

Die Pace passt und mit ein wenig Phantasie werden aus den 450 Kilometer, welche sie trennen, gefühlte 45 Zentimeter. Als ob sie Schulter an Schulter in Tübingen laufen würden oder in Düsseldorf am Rheinufer. Bei Kilometer 8 kommt Heinrich Hempel ein befreundetes Ehepaar entgegen. Ob er Selbstgespräche führe? Auch Uta Wessing muss kurz anhalten, Hempel erklärt derweil, dass er gerade gemeinsam den virtuellen Nikolauslauf läuft. Sie schalten kurzfristig die Videokonferenz ein und zeigen das Düsseldorfer Rheinufer bei Sonnenschein. Dann, nach den 21,095 Kilometern, laufen sie gemeinsam ins Ziel. Aber: Kein gemeinsames „High Five“ und sich in den Arm nehmen im Ziel. Kein Teetrinken und kein – von freundlichen Helfern dargereichtes – Rosinenbrötchen miteinander essen.

Fazit: Spaß hat es gemacht, aber für 2021 und alle folgenden Jahre wünschen sich alle einen ganz normalen Nikolauslauf.

Dabei gibt es weitere Läufe, die nur Corona zu Stande bringt. Der schnelle LAV-Athlet Björn Browatzki, den es berufsbedingt ans andere Ende der Welt verschlagen hat, wird den Nikolauslauf demnächst virtuell in Seoul laufen. Natürlich im NLL-Shirt. Und ein Kusterdinger Läufer, berichtet Organisator Gerold Knisel, startet in Südafrika die etwas mehr als 21 Kilometer. Werner Bauknecht