Viel Spaß an guter Unterhaltung

Der Tübinger Regisseur Gero Weinreuter dreht gerne Fernseh-Serien

Gero Weinreuter ist Regisseur vieler bekannter deutscher Fernsehserien wie zum Beispiel „Dr. Klein“ oder „Soko Stuttgart“. Eine neue Serie zu drehen, findet der 48-jährige Tübinger meist anspruchsvoller, als einen Fernsehfilm zu gestalten.

08.01.2020

Gero Weinreuter mag es, beim Start einer Fernsehserie Regie zu führen, denn zu Beginn wird die Serie erfunden und filmisch gestaltet. Bild: Dennis Duddek

Gero Weinreuter mag es, beim Start einer Fernsehserie Regie zu führen, denn zu Beginn wird die Serie erfunden und filmisch gestaltet. Bild: Dennis Duddek

TAGBLATT ANZEIGER: Wie kamen Sie dazu, Regisseur zu werden?

Gero Weinreuter: In jungen Jahren war mir noch nicht klar, dass die Arbeit eines Regisseurs später zu meinem Traumberuf wird. Als Jugendlicher habe ich an Wochenenden zwar schon immer kleine Filme gedreht, damals hatte ich dabei sehr viel Spaß. Damals dachte ich, dass ich mein Hobby verlieren würde, wenn ich die Arbeit des Regisseurs zu meinem Beruf mache. Ich habe mich dann aber doch an der damals neugegründeten Filmakademie in Ludwigsburg beworben und wurde prompt abgelehnt. Als Begründung hatte mir Professor Ade, der damalige Leiter der Akademie, erklärt, dass ich schon alles könne und mir nur noch ein bisschen Theorie fehle. Somit bin ich wohl einer der letzten Regisseure mit einer autodidaktischen Ausbildung statt einem Studium.

Was mögen Sie daran, Filme und Serien zu drehen?

Zusammen mit meinem Geschäftspartner habe 16 Jahre lang Werbefilme für unsere Kunden produziert. Der Unterschied zu den Filmen, die ich heute mache: Werbung soll den Betrachter beeinflussen und beispielsweise einen Kaufimpuls auslösen. Deshalb wollte ich auch Geschichten verfilmen, die sich das Publikum freiwillig anschaut, ohne quasi dazu genötigt zu werden. Ich finde es toll, wenn Millionen Menschen meine Arbeit, etwa eine Serie, anschauen, um sich unterhalten zu lassen.

Welche Serien und Filme schauen Sie sich privat gerne an?

Ich sage immer: Das bisschen Fernsehen, das ich schaue, habe ich selbst gedreht. Diesen Spruch meine ich natürlich nicht ernst. Ich schaue aus beruflichen Gründen vieles an. Man muss ja auf dem Laufenden bleiben. Allerdings schaue ich kaum noch das klassische, lineare Fernsehen, sondern fast ausschließlich über die Mediatheken und/oder Streaming-Anbieter. Die Technik hat sich weiter entwickelt und es gibt heute eigentlich keinen Grund mehr, zu einer bestimmten Uhrzeit vor dem Fernseher zu sitzen, um ein bestimmtes Programm zu sehen. Oder anders ausgedrückt: Jeder so, wie er mag – es gibt viele Möglichkeiten, Filme zu konsumieren, also kann man sie auch nutzen.

Schauen Ihre Freunde und Bekannten auch Ihre Serien an?

Ja, klar. Allerdings höre ich immer wieder, dass sie es nicht schaffen, zu einer bestimmten Uhrzeit vor dem Fernseher zu sitzen. Ich erkläre ihnen dann, dass die öffentlich-rechtlichen Sender auch Mediatheken zur Verfügung stellen, die wie Netflix und Co. funktionieren. Das ist seltsamerweise in den Köpfen vieler Menschen immer noch nicht angekommen. Also gibt es keine Entschuldigung mehr, meine Folgen einer Serie nicht gesehen zu haben. (lacht)

Finden Sie es schade, dass Sie weniger Aufmerksamkeit bekommen als die Schauspieler Ihrer Serien?

Nein! Ich finde es durchaus sehr angenehm, keine Autogramme geben zu müssen. Wenn ich mit meiner Freundin, der Schauspielerin Christine Urspruch, bekannt als Alberich im Tatort und als Hauptfigur in der Serie „Dr. Klein“, durch die Stadt gehe, vergeht keine Stunde, in der sie nicht mindestens um ein Autogramm oder ein Selfie mit einem Fan gebeten wird. Und genau damit muss man umgehen können. Da genieße ich, dass wir uns innerhalb der Filmbranche alle kennen, ich aber ansonsten in Ruhe Abendessen gehen kann.

Sind die Partys und roten Teppiche auch etwas, das Ihnen an Ihrem Beruf gefällt?

Wer mag nicht gerne schöne Veranstaltungen mit interessanten Menschen? Der „rote Teppich“, die Stars, das Blitzlicht-Gewitter, ist die Fassade, das Image unserer Branche. Die sogenannten „Partys“, am wichtigsten ist die Berlinale, sind eher Mittel zum Zweck. Auf diesen Veranstaltungen werden Kontakte geknüpft, neue Projekte besprochen und Zusammenarbeiten beschlossen. Die Berlinale ist quasi die Messeveranstaltung der Filmbranche. Wenn ich eine der unzähligen Partys der Berlinale verlasse, kann ich, ohne dass mich Fans aufhalten, ins Taxi steigen und bin somit viel früher im Hotel. (lacht)

Fragen von Dennis Duddek

Ab 29. Januar läuft unter dem

Titel „Blutige Anfänger“ die

neueste Serie von Gero

Weinreuter im ZDF.

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Erstellt:
08.01.2020, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 57sec
zuletzt aktualisiert: 08.01.2020, 01:00 Uhr

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