Ein robuster Entwurf

Der städtebauliche Wettbewerb Mühlbachäcker ist entschieden

Landratsamt, Regierungspräsidium, Arbeitsagentur, Polizei-Hochhaus und Sparkassen-Carré: Die Mühlbachäcker in Derendingen sind Behördengebiet. Das soll nicht so bleiben. Die Stadt Tübingen möchte das Gebiet in den nächsten zehn Jahren zu einem „Quartier“ mit gemischter Nutzung weiter entwickeln. Wohnen inclusive.

29.06.2022

Die Mühlbachäcker werden von der Bahnlinie nach Hechingen und der Derendinger Straße eingefasst. Dort sind vor allem Behörden ansässig. Das soll sich ändern. Archivbild: Ulrich Metz

Die Mühlbachäcker werden von der Bahnlinie nach Hechingen und der Derendinger Straße eingefasst. Dort sind vor allem Behörden ansässig. Das soll sich ändern. Archivbild: Ulrich Metz

Derendingen. Einen wichtigen Schritt in Richtung Quartiers-Entwicklung für die Mühlbachäcker gab es in der vergangenen Woche: Um den besten Entwurf für diese Planungsaufgabe zu finden, hatte die Stadt Tübingen zusammen mit dem Land Baden-Württemberg und weiteren Grundstückseigentümern einen städtebaulichen Wettbewerb ausgeschrieben. Der wurde vergangenen Mittwoch entschieden. Gewonnen hat das Düsseldorfer Planungsbüro „Rheinflügel Severin“, bei insgesamt 11 Planungsbüros, die an dem Wettbewerb teilgenommen haben.

Das Gebiet Mühlbachäcker in Derendingen ist gut 20 Hektar groß. „Eine Fläche, die zwei Mal dem französischen Viertel entspricht“ – so veranschaulichte Tübingens Baubürgermeister Cord Soehlke die Größe beim Pressetermin am Donnerstag. Die Mühlbachäcker liegen zwischen der Bahnstrecke nach Hechingen im Westen und der Derendinger Straße im Osten. Im Norden endet das Gebiet an den Bahngleisen und im Süden an der Ludwig-Krapf-Straße.

Die Wettbewerbs-Aufgabe war nicht einfach: Zum einen haben die dort ansässigen Behörden Erweiterungswünsche, zum anderen soll neuer Wohnraum entstehen. Da 70 Prozent der Fläche dem Land Baden-Württemberg gehört, geht es dabei vor allem auch um Wohnraum für Studierende und für Landesbedienstete und für Klinikums-Beschäftige. Die Stadt Tübingen, die sich die restliche Fläche mit einem Investor auf dem DHL-Gelände teilt, möchte vor allem Wohnungen bauen. Zudem soll ein Supermarkt als Nahversorger ins Quartier kommen und die Flächen am Mühlbach entlang sollen als durchgängiger Grünzug erhalten bleiben. Außerdem sollte ein zukunftsfähiges Mobilitätskonzept möglich sein mit Bussen und Regional-Bahnhalt und Radwegen und eine Straßen-Anbindung an den Saiben sollte auch schon mitgeplant werden – das Baugebiet, das eventuell mal jenseits der Bahnlinie erschlossen werden wird.

„Das erfordert einen robusten Entwurf“, sagte Baubürgermeister Soehlke. Vor allem auch deswegen, weil die Mühlbachäcker-Umgestaltung zu einem Quartier sich über mindestens ein Jahrzehnt erstrecken wird. Da müssen auch größere Planänderungen immer möglich sein. So könnten sich zum Beispiel die Bedarfe der Behörden durchaus ändern. Da hat die Corona-Pandemie und das damit erzwungene Homeoffice samt Digitalisierung für ein Umdenken gesorgt.

Gebaut werden wird in drei Phasen von Ost nach West: Zunächst ist das Gebiet entlang der Derendinger Straße dran, dann das entlang der Konrad-Adenauer-Straße und zum Schluss werden die Flächen an der Bahnlinie bebaut.

Eingereichte Entwürfe, für die so ein phasenweises Bauen unrealistisch erschien und Entwürfe, die dem Quartiersgedanken nicht gerecht geworden sind, sind schon in der ersten Preisgericht-Runde durchgefallen. Wieso sich das Preisgericht letztendlich für den Entwurf des Düsseldorfer Planungsbüros „Rheinflügel Severin“ entschieden hat, begründete es so: „Mit ihrem konsequenten Grundkonzept, dem stringenten Katalog der ergänzenden Elemente, der gekonnten Verflechtung der Strukturen und dem kraftvollen Bekenntnis zu einem lesbar adressbildenden inneren Mühlbachpark bietet die Arbeit einen guten Beitrag für die zukünftige und auch langfristige Entwicklung dieses Areals.“

Oder, wie es der Baubürgermeister knapp formulierte: „Wir sind sehr glücklich mit diesem Entwurf.“ Angelika Brieschke

Die Wettbewerbsarbeiten sind bis Freitag, 8. Juli, im Foyer des Technischen Rathauses, Brunnenstraße 3, ausgestellt.

Geöffnet ist montags bis donnerstags von 8 bis 18 Uhr und freitags von 8 bis 15 Uhr. Auch am Samstag, 2. Juli, und Sonntag, 3. Juli, kann man die Ausstellung von 11 bis 15 Uhr besuchen.

Baubürgermeister Cord Soehlke und Planerin Barbara Landwehr bieten am Montag, 4. Juli, 19 Uhr eine Einführung in die Wettbewerbsergebnisse für die Öffentlichkeit an. Dafür ist keine Anmeldung erforderlich.

www.tuebingen.de/muehlbachaecker