Trübsal und Sorgen betäuben

Deutsche greifen stärker zu Alkohol und Medikamenten

Die Krisen haben den Konsum von Alkohol und Medikamenten erhöht und zu Problemen bei den Patienten geführt.

24.05.2023

Nehmen die Krisen überhand, greifen laut einer Studie der Pronova BKK viele Menschen verstärkt zu Alkohol und Co. Archivbild: dglimages / Fotolia.com

Nehmen die Krisen überhand, greifen laut einer Studie der Pronova BKK viele Menschen verstärkt zu Alkohol und Co. Archivbild: dglimages / Fotolia.com

71 Prozent der Psychiater und Psychotherapeuten sagen, der Alkohol- und Drogenkonsum habe aufgrund der aktuellen Krisen und der gestiegenen Lebenshaltungskosten zugenommen.

Dies sind Ergebnisse der Studie „Psychische Gesundheit in der Krise“ der Pronova BKK, für die im Januar und Februar 2023 insgesamt 150 Psychiater und Psychotherapeuten befragt wurden.

Die Menschen in Deutschland konsumieren verstärkt die Volksdroge Alkohol: 51 Prozent der Psychiater und Psychotherapeuten berichten, dass sie bei ihren Patienten 2022 erhöhten Alkoholkonsum festgestellt haben. 2020 waren es 29 Prozent, 2021 schon 43 Prozent. Vor allem neue Patienten werden mit durch von Corona und nachfolgende Krisen ausgelöstem erhöhtem Alkoholkonsum behandelt: 69 Prozent der Experten bestätigen dies. 70 Prozent der Psychiater in Kliniken behandeln im multiplen Krisenjahr 2022 verstärkt Menschen mit psychischen Störungen im Zusammenhang mit Alkohol. 2020 waren es dort nur 46 Prozent. „Dauerkrisen und die existenziellen Sorgen durch gestiegene Lebenshaltungskosten haben zu einer Zunahme an psychischen Beschwerden geführt. Manche betäuben diese mit Alkohol“, sagt Dr. med. Sabine Köhler, Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie.

„Doch Alkohol oder Medikamente sind keine Lösung. Der erhöhte Konsum muss Patienten gespiegelt werden. Zu erkennen, dass es einem Menschen schlecht geht, ist wertschätzend. Die Betroffenen fühlen sich in ihrer Not gesehen. Dann benötigen sie Hilfe von Hausärzten, Fachärzten oder einer Suchtberatung.“

Zugenommen hat über die vergangenen drei Krisenjahre auch der Konsum von stimmungsaufhellenden Medikamenten oder Schmerzmitteln. 42 Prozent der Psychiater und Psychotherapeuten diagnostizierten 2022 diese Probleme mit Medikamenten.

Das bedeutet einen deutlichen Anstieg, denn im Vorjahr waren es 30 Prozent und 2020 nur 14 Prozent der Befragten. Von ihren Patienten, die erst nach Coronabeginn zu ihnen gekommen sind, bekamen 52 Prozent der Befragten Drogenprobleme und 51 Prozent Medikamentenprobleme diagnostiziert. TA