Anzahl trauriger Kids steigt

Diagnose von Depression: Junge Frauen stärker betroffen

Manche haben Bauchschmerzen und kommen in der Schule nicht mehr mit, andere sind sehr launisch: Depressionen bei Kindern und Jugendlichen haben unterschiedliche Gesichter.

06.07.2022

Bei Jugendlichen werden Depressionen einfacher diagnostiziert als bei Kindern.Bild: Motortion/stock.adobe.com

Bei Jugendlichen werden Depressionen einfacher diagnostiziert als bei Kindern. Bild: Motortion/stock.adobe.com

Wie dramatisch die Entwicklung ist, zeigen Daten der KKH Kaufmännische Krankenkasse: Demnach ist die Zahl der 6- bis 18-Jährigen mit ärztlich diagnostizierten depressiven Episoden und wiederkehrenden Depressionen von 2010 bis 2020 insgesamt um rund 87 Prozent gestiegen.

Grund dafür ist sei allem das Plus von 117 Prozent bei 13- bis 18-jährigen jungen Frauen. Bei gleichaltrigen Männern registriert die KKH im selben Zeitraum einen Anstieg von nur 60 Prozent. Auch der Anteil der betroffenen Teenagerinnen in diesem Alter ist deutlich höher: Auf einen jungen Mann mit diagnostizierten Depressionen kommen zwei bis drei junge Frauen.

Bei den 6- bis 12-Jährigen sind hingegen gleich viele Mädchen und Jungen betroffen. Auch der Anteil der Kinder mit Depressionen ist laut KKH-Daten zehnmal geringer als der der Jugendlichen (0,4 zu 4 Prozent). Darüber hinaus zeigt sich in dieser Altersgruppe über die Jahre hinweg kaum eine Veränderung in Form einer Zu- oder Abnahme der Diagnosen.

Doch gerade bei Kindern dürfte die Dunkelziffer hoch sein, da Depressionen bei ihnen häufiger unerkannt bleiben als bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Ein Grund dafür ist die breite Palette teils untypischer Symptome: „Während sich Depressionen bei Jugendlichen und Erwachsenen häufig in Form von Ängsten, Selbstzweifeln, Traurigkeit und Antriebslosigkeit, sozialem Rückzug und Suizidgedanken äußern, erkennen wir sie bei Kindern eher an allgemeineren Symptomen wie geringer Lust zu spielen, Bauch- und Kopfschmerzen, Albträumen, Bettnässen oder starken Stimmungsschwankungen“, erläutert KKH-Psychologin Franziska Klemm.

Dies liegt unter anderem daran, dass es Kindern schwer fällt, ihre Gefühlslage gegenüber anderen zu beschreiben. „Lange waren sich Experten auch unsicher, ob Depressionen in diesem Alter überhaupt schon auftreten können. Heute wissen wir, dass es so ist. Deshalb müssen wir bei Kindern umso genauer hinschauen.“ TA

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Erstellt:
06.07.2022, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 1min 54sec
zuletzt aktualisiert: 06.07.2022, 01:00 Uhr

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