Die Mischung macht’s

Die 17 Hippies kommen auf ihrer Jubiläumstour auch in das Tübinger Sudhaus

17 Hippies? Wem ist denn dieser abenteuerliche Name eingefallen? Die Berliner Spaßtruppe ist zwar schon mit 3 oder auch 25 Mitgliedern aufgetreten (derzeit sind sie zu zwölft), aber wohl noch nie mit 17. Und auch Hippies kann man in den Multiinstrumentalisten nur schwerlich erkennen.

15.03.2023

Die 17 Hippies begeisten ihre Fans mit ergreifender und farbenfroher Weltmusik. Bild: Jürgen Spieß

Die 17 Hippies begeisten ihre Fans mit ergreifender und farbenfroher Weltmusik. Bild: Jürgen Spieß

Seit ihrer Gründung im Frühjahr 1995 fasziniert die Multikulti-Band durch ihre unbändige Spielfreude, den temperamentvollen Wechseln zwischen osteuropäischen Polkas, Americana, französisch anmutenden Chansons und absurden Hochzeitstänzen. Fast wird einem schwindelig von dieser Musik, die auf CD eher unspektakulär daherkommt, live dafür ein echtes Erlebnis verspricht. Wie eine Art „Öko-Techno“ lassen die schnellen Rhythmen das Blut pulsieren. Ältere und neue Melodien vom aktuellen Jubiläumsalbum „9000 Nächte“ werden mal mit Volldampf, dann wieder mit viel Gefühl präsentiert. Innovativ und zukunftsweisend ist auch die CD-begleitende interaktive Musik-App, die das Werk in drei verschiedene Sound-Ebenen auffächert. Wahlweise beatbetont oder atmosphärisch können die Hörer darin in einen erweiterten Hippie-Kosmos eintauchen.

Dabei vermischen sich die Kulturen und Musikstile in ihrer Musik zu einem abenteuerlichen Mix. Funken sprühend und voller Energie überträgt sich die Ausgelassenheit der Band schnell aufs Publikum. Dabei trat die multikulturell zusammengesetzte Band in ihren Anfangszeiten in Berliner Altenheimen, Kindergärten und auf der Straße auf. Bei ihren „offenen Proben“ durfte jeder mitspielen, der ein Instrument halten konnte und Lust dazu hatte und mehr als einmal kam es bei ihren Konzerten vor, dass mehr Musiker auf der Bühne standen als Zuhörer davor. Doch schon bald sprach sich in der Hauptstadt herum, dass die Band live eine echte Attraktion ist.

Mittlerweile haben die 17 Hippies 14 Alben veröffentlicht, sind weltweit in über 25 Ländern aufgetreten – darunter USA, China, Jordanien und Mexiko – und spielten 2009 sogar als erste deutsche Band auf dem legendären „WOMAD“-Festival in Australien und Neuseeland. Oft steht die Musik unter Hochdruck, aber nicht selten ist es auch die verführerisch reiche Farbigkeit, die ins Ohr geht. Der ausufernde und doch so schwerblütig stampfende Rhythmus, die sich bis in schrille Eskapaden der Melodieinstrumente temperamentvoll steigernden Stücke und kompromisslose Tempokontraste zeichnen die Formation zusätzlich aus.

Beeindruckend auch die Vielschichtigkeit der Musik, die es durch einfachste Rhythmik jedem ungelenken Nichttänzer ermöglicht, sich zur Musik zu bewegen. Mitklatschen ist sowieso oberste Pflicht. Oder das Publikum fällt singend in einen vielstimmigen Chor ein. Das mittlerweile konstante Gruppengefüge aus drei Frauen und neun Männern, die ihren Durchbruch durch einen Auftritt bei Andreas Dresens Kinofilm „Halbe Treppe“ schafften, übernehmen abwechselnd den Frontpart und sorgen damit für weitere Abwechslung.

Ob das folkloristisch angehauchte Stück „Six green bottles“, das osteuropäische „El Dorado“ oder das chansonhafte „Atchafalaya“: Das musikalische Ergebnis der 17 Hippies geht zu Herzen und in die Beine. Es ist so ergreifend wie großartige Weltmusik nur sein kann. Wenn plötzlich eine Fatima unterm Baldachin hervor treten und einen der Bandmitglieder zum Bauchtanz auffordern würde – man bräuchte sich nicht zu wundern.Jürgen Spieß

Die 17 Hippies treten am Sonntag, 2. April, um 20 Uhr im Tübinger Sudhaus auf.