Immer schneller gelöscht

Die Ausstellung Tatü-Tata erinnert an 175 Jahre Feuerwehr

Die Freiwillige Feuerwehr Tübingen besteht bereits seit 175 Jahren. An die stolze Geschichte erinnert die neue Ausstellung „Tatü- Tata“ im Stadtmuseum mit vielen spannenden Mitmachstationen.

25.05.2022

Ein großes Team steckt hinter der Ausstellung zur Geschichte der Tübinger Feuerwehr.

Ein großes Team steckt hinter der Ausstellung zur Geschichte der Tübinger Feuerwehr.

Tübingen. Im Garten der Museumsvilla sind weitere Aktionen aufgebaut. Hier können Kinder löschen und retten üben wie die echte Feuerwehr. Auch Begleitveranstaltungen und das Sommerferienprogramm für Kinder widmen sich verschiedenen Aspekten der Feuerwehrarbeit. Die Objektbeschreibungen im Museum sind in deutscher, englischer und türkischer Sprache abgefasst.

Die Feuerwehr war in Tübingen immer sehr herausgefordert. Davon künden Ausstellungsstücke wie das Modell eines frühen Spritzenwagens von 1917, von dem im Original immerhin noch der Richtungsanzeiger erhalten ist. Weit entfernt von modernen Feuerwehrfahrzeugen musste das Wasser noch in Fässern zum Brandort transportiert werden. Und das war schon ein Fortschritt gegenüber den Eimerketten, mit denen Bürger früher gemeinschaftlich löschten, wie Bernd Gugel von der Freiwilligen Feuerwehr erläutert. Ein Brand im Karlsruher Staatstheater mit vielen Opfern hatte dann zu einem Umdenken und in vielen Orten zur Gründung der Feuerwehr geführt.

In Tübingen entstand sie im Jahr 1847 unter dem französischen Namen „Pompier-Corps“. „Im Grunde ist die älteste Abteilung die der Stadtmitte, die jetzt Jubiläum feiert“, so Gugel. Ein wertvolles Relikt aus der frühen Zeit ist die Fahne, die erst 1964 ausgemustert wurde.

„Schnell wie die Feuerwehr“ lautete bald ein gängiger Spruch. Öffentliche Feuermelder, die von jedermann bedient werden konnten, traten an die Stelle des Rufes „Feurio!“ vom Kirchturm und setzten in Windeseile eine Hilfsmaschinerie in Gang. Immer schneller und effizienter wurde die Feuerwehr bis hin zum heutigen Funkalarm. Weil Fitness immer schon extrem wichtig war, seien – laut Gugel – viele Sportler der TSG Tübingen auch Mitglieder der Feuerwehr gewesen.

Anfassen und ausprobieren ist bei der Feuerwehrausrüstung erlaubt. Uniformen dürfen angezogen, Hydranten gedreht und das Gewicht einer vollen Ausrüstung durch Anheben per Seil erfasst werden. Das Stoffjäckle, bis in die 80er Jahre genutzt, ist heute durch ein spezielles, schwer entflammbares Material ersetzt.

Videos über die Rolle der Frauen in der Feuerwehr oder über den tragischen Unfall von 2005, als die Kameraden Kurt Schwägerle und Andreas Mang bei einem Einsatz ums Leben kamen, geben tiefere Einblicke in die Arbeit der Feuerwehr. Weitere Stationen informieren darüber, wie man im Brandfall selbst vorgehen sollte. Selbst (einen Teddy) retten und ein (Spiel)-Haus löschen, kann man an mehreren Stationen im Museumsgarten. Ein Quiz lädt zum Entdecken ein. An verschiedenen Stellen in der Stadt wird ein knallrotes italienisches Ape für die Ausstellung werben, am Museum selbst soll es Bobbycars im Feuerwehrlook geben, für deren Nutzung man sich allerdings anmelden muss.

Tübingen, so Gugel, sei kein einfaches Pflaster. „Die enge, verwinkelte Altstadt ist eine Riesenherausforderung.“ Die Zufahrt sei vielfach eingeschränkt, die Drehleiter nicht ohne weiteres ausfahrbar. Das Komplexeste sei das Schloss Hohentübingen. „Unsere Fahrzeuge werden immer größer, die Probleme fangen hinter dem ersten Schlosstor an.“ Deshalb besitzt das Schloss für alle Fälle ein unterirdisches Wasserreservoir. Sehr oft sei man in den Kliniken mit ihren langen Gängen und großen Kellern unterwegs, um einen Brand oder eine Störung in der Elektrik zu finden.

Immer mal wieder gibt es Sondereinsätze wie das Einfangen und Abtransportieren der Schwäne vom Anlagensee in den Neckar. „Da merkt man, wieviel Kraft ein Schwan hat und wie entschlossen er sich verteidigen kann“, sagt Bernd Gugel. Gabriele Böhm

Stadtmuseum Tübingen

Kornhausstraße 10

Öffnungszeiten:

Mittwoch und Freitag bis

Sonntag von 11 bis 17 Uhr sowie am Donnerstag zwischen 11 und 19 Uhr

www.tuebingen.de/

stadtmuseum

www.feuerwehr-

tuebingen.de/jubilaeum-2022

Ein kleines Automobil wirbt für die Ausstellung der Tübinger Feuerwehr im Stadtmuseum. Bilder: Gabriele Böhm

Ein kleines Automobil wirbt für die Ausstellung der Tübinger Feuerwehr im Stadtmuseum. Bilder: Gabriele Böhm

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Erstellt:
25.05.2022, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 43sec
zuletzt aktualisiert: 25.05.2022, 01:00 Uhr

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