Die Goldkehlchen feiern ihr Ende

„Die Füenf“ sind auf Abschiedstournee und kommen ins Tübinger Sudhaus

Die Stuttgarter A-cappella-Band „Die Füenf“ hat nach 27 erfolgreichen Jahren beschlossen, sich als Gruppe aufzulösen. Zuvor geht es aber noch auf große Abschiedstournee, die die fünf Goldkehlchen am 20. Januar auch ins Sudhaus führt.

11.01.2023

Sie sind Kult, doch nach Tausenden Konzerten machen „Die Füenf“ nun Schluss. Bild: Jürgen Spieß

Sie sind Kult, doch nach Tausenden Konzerten machen „Die Füenf“ nun Schluss. Bild: Jürgen Spieß

Kunstvoll arrangiert, humorvoll und textlich voller Hintersinn, aber immer in gewissen Grenzen. Dazu fünf gute Stimmen, eine sympathische Bühnenpräsenz und eine unverwechselbare Handschrift: Das ist die Gruppe Die Füenf, eine der wenigen regionalen A-cappella-Formationen, die mehr als 27 Jahre lang erfolgreich durchs Ländle tourte und ohne Übertreibung als Kult bezeichnet werden darf.

Doch nun ist Schluss mit lustig, denn nach über 2000 Konzerten, zehn Bühnenprogrammen und 13 Alben löst sich die Gruppe auf: „Wir spürten, dass die Zeit gekommen war, dem Wunsch nach individueller Weiterentwicklung mehr Raum zu geben, als es im ständigen Touralltag in einer professionellen Band möglich ist“, so stand es bereits Ende 2021 in einem Statement der Füenf. Bis zum Frühjahr 2024 zeigt die Gruppe bei ihrer ausgedehnten Abschiedstour noch einmal, weshalb sie von ihren Fans so geliebt wird.

Tatsächlich bedarf es einer gehörigen Portion Selbstbewusstsein und das Wissen um die eigene Stärke, um sich im Trend der vokalen Sounds als eine unter vielen A-cappella-Gruppen abzuheben.

Was die fünf Jungs außerdem von manch anderen Ensembles unterscheidet, ist zum einen die überaus lockere, wie selbstverständlich erscheinende Präzision. Zum anderen die selbstironischen, gänzlich ungekünstelt wirkenden Moderationen. Dabei widmen sie sich mit Hingabe deutschsprachigen Eigenkompositionen wie „Mir im Süden“ oder „Bock drauf!“, die sich humorvoll mit den leichten, aber zuweilen auch provokanten Themen des Pop auseinandersetzen.

Kunstvoll arrangiert und textlich voller Hintersinn sind die Arrangements, und diese locken das Publikum bei Konzerten schnell aus der Reserve. Etwa mit Songs wie „Wo ich bin, ist Vorne“, „Rettungsgasse an der Supermarktkasse“, „Traumjobjobber Justice“ oder „Gut, dass wir geredet haben“ vom aktuellen und letzten Album „005 – Im Dienste Ihrer Mayonnaise“.

Die drei Tenöre Christian Langer (Justice), Jens Heckermann (Pelvis) und Kai Podack (Little Joe), Bariton Patrick Bopp (Memphis) und Bass Francesco Cagnetta (Dottore Basso) sind alle Profimusiker, absolvieren im Durchschnitt mehr als 100 Auftritte im Jahr, waren also häufig auf Tournee.

Bekannt geworden ist die Gruppe vor 20 Jahren, als sie ihre Single „Mir im Süden“ in der Stuttgarter Straßenbahnlinie 15 aufnahmen. Auch das darauf folgende Projekt „Singin‘ in the Train“ gemeinsam mit der Straßenbahn AG wurde zum Erfolg. Diverse Stuttgarter Haltestellennamen wurden von den Füenf mit bekannten Melodien besungen.

Vor allem bei ihren Konzerten ließen die fünf Vokalartisten aus Stuttgart keine Frage darüber aufkommen, wieso sie als eine der gefragtesten A-cappella-Gruppen des Landes gehandelt werden. Denn live bekam jeder der Fünf ausreichend Gelegenheit, sein komisches Talent zu entfalten, sei es durch die sich abwechselnde Moderationsführung oder dadurch, dass sich die Interpreten gegenseitig auf die Schippe nehmen.

Justice, Pelvis, Memphis, Little Joe und Dottore Basso gingen zweifellos immer ihren eigenen Weg zwischen Schlager, Pop und kultigen Kabarett-Chansons. Auch die souveräne Bühnenerscheinung des Quintetts vermag für sich einzunehmen. So spielten die Füenf ziemlich lange und weit oben in der Bundesliga des vokalen Spitzensports: „Die Band hat mehr als mein halbes Leben geprägt“, meint Justice jetzt schon ein wenig wehmütig, „länger, als manche Ehe hält“.Jürgen Spieß

Die Füenf spielen am Freitag, 20. Januar, ab 20 Uhr im Tübinger Sudhaus (Hechinger Straße 203).

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11.01.2023, 01:00 Uhr
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zuletzt aktualisiert: 11.01.2023, 01:00 Uhr

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