Endlich herrscht Klarheit

Die Fußballsaison ist beendet: Bei den Amateuren wird jetzt nicht mehr gekickt

Die Abstimmung am vergangenen Freitag war einstimmig: Der Beirat des Württembergischen Fußballverbandes (WFV) entschied sich, die laufende Saison 2020/21 endgültig abzubrechen.

14.04.2021

Auch bei den Wurmlinger Kickern herrscht endgültig Ruhe bis 2021/22. Bild: Werner Bauknecht

Auch bei den Wurmlinger Kickern herrscht endgültig Ruhe bis 2021/22. Bild: Werner Bauknecht

Man hatte es erwartet, doch dann war die Enttäuschung über den Abbruch bei den Fußballern und bei den Funktionären trotzdem groß. Konkret bedeutet das für alle Spielklassen von der Verbandsliga bis zu den Kreisligen, dass es weder Auf- noch Absteiger gibt und mit demselben Teilnehmerfeld in die neue Saison 2021/22 gestartet wird.

Das gilt nicht nur für die Aktiven, sondern reicht hinunter bis zu den Jugendmannschaften. So werden beispielsweise A-Juniorenteams, die sich Hoffnungen auf den Aufstieg in die Oberliga machten – hier in der Region könnte das die TuS Ergenzingen sein –, damit abfinden müssen, auch die kommende Saison in der unteren Liga zu verbringen.

Grundlage der Beiratsentscheidung seien die anhaltenden Beschränkungen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie, die eine Wiederaufnahme des Spielbetriebs bis zum 9. Mai nach einer angemessenen Vorbereitungszeit unmöglich machen. Dieses Datum war eine Art Stichtag, bis zu dem wenigstens noch eine Hinrunde im zeitlichen Rahmen bestritten hätte werden können. „Man darf nicht vergessen“, hatte der WFV bereits in einer früheren Stellungnahme kommuniziert, „dass die Vereine ja auch noch eine gewisse Vorbereitungszeit der Spieler einplanen müssen.“

WFV-Präsident Matthias Schöck erklärte, sie hätten zwar bis zuletzt gehofft, doch müssten sie „nun aber diese bittere Entscheidung treffen.“ Sie hätten mit der Entscheidung gezögert, weil sie gegenüber den Vereinen eine auch wirtschaftliche Verantwortung hätten. „Ein Abbruch ist deshalb erst dann sachgerecht, wenn in der verbleibenden Zeit keine sportliche Entscheidung mehr herbeigeführt werden kann“, schrieb Schöck auf den Seiten des Verbandes.

Allerdings ist ein heikles Problem nach wie vor ungeklärt: Was geschieht an dem Scharnier zwischen Ober- und Regionalliga? Wie wird die Auf- und Abstiegsfrage geklärt? Darüber wurde bereits in der zurückliegenden Saison diskutiert. Das führte zu Aufblähungen der einzelnen Ligen. Falls jetzt wieder Absteiger in die Oberligen kommen, die Oberligisten aber nicht aufsteigen, weil es keine Meister gibt – was dann? Noch mehr Teams vertragen die Ligen nicht.

Das ist nicht das einzige, was die Fußballer/innen umtreibt. Viele Vereinsvorsitzende, aber auch Spieler/innen fühlen sich von ihrem Verband, vom DFB allgemein nicht gut vertreten: „Wenn man sieht“, sagte der Vorstand eines A-Ligisten, der lieber nicht öffentlich genannt werden will, „wie Lehrer- und Elternvertreter für Schulen und Schüler kämpfen, dann sehen wir das beim Fußball nicht. Die Lobbyarbeit bei der Politik war dilettantisch.“

Ähnlich sehen es auch andere Vereinsvertreter, die davon überzeugt sind, dass gerade die Hygienekonzepte im Fußball mit die besten waren, die es während der Pandemie gab. Doch das sei nie genügend und nachhaltig vorgetragen worden. Und die Politik habe das einfach ignoriert.

Als Ergebnis des Saisonabbruchs wird es also ab der Verbandsliga bis hinab zu den Kreisligen und in allen Jugendligen keine Auf- und Absteiger geben. Ausnahmen sind die Pokalwettbewerbe. Bei denen geht es auch um die Teilnahme am DFB-Pokal, zumindest auf Verbandsebene. Was damit auf Bezirksebene passiert, wird dort entschieden. Schöck spricht auch davon, dass er „zuversichtlich“ sei, dass die Saison 2021/22 fristgerecht zum Spätsommer wie gewohnt starten kann.

Er spricht auch von der „Enttäuschung über die verlorene Saison 2020/21“ – vergisst darüber allerdings, dass auch die vorige Saison 2019/20 zu einem großen Teil in der Rückrunde Covid-19 zum Opfer fiel. Da wurden dann Meister ernannt, die man aus einem Verhältnis aus Spielen und Punkten errechnete. So müssen die Teams nun bereits zwei Spielzeiten abhaken. Besonders tragisch ist das natürlich für den Nachwuchs.

Gerade die Altersklassen, von denen man sich für die deutsche Fußballzukunft viel verspricht – Talente, Stützpunktspieler/innen bis zur C-Jugend –, konnten monatelang nicht gegen den Ball treten. Und können es auch in naher Zukunft nicht. Es ist schwer zu benennen, wie viel an sportlichem Talent da verloren geht oder bei wie vielen die Leidenschaft verblasst, so dass sie aufhören mit dem Kicken. „Ich weiß noch nicht, wie ich den Verein nach der Pandemie zusammenhalten soll“, sagt ein Vorstand. Werner Bauknecht

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Erstellt:
14.04.2021, 01:00 Uhr
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zuletzt aktualisiert: 14.04.2021, 01:00 Uhr

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