Regen wäre ein Segen

Die Landwirtschaft hofft auf kontinuierliche Niederschläge

Der vergangene Sommer war sehr heiß, sehr lang und sehr trocken. Zudem fällt seit langer Zeit im Durchschnitt immer viel zu wenig Regen. So war Ende März der Grundwasserspiegel auf nur 60 Prozent – ein großes Problem für die Landwirtschaft. Hat nun der durchgehend verregnete Mai da eine Verbesserung gebracht?

12.06.2019

Spätere Nutzpflanzen wie die Sojabohne brauchen für ihr Wachstum in diesem Sommer noch viel Regen. Das gilt auch für Mais und Futterleguminosen. Archivbild: Marion Beisswenger

Spätere Nutzpflanzen wie die Sojabohne brauchen für ihr Wachstum in diesem Sommer noch viel Regen. Das gilt auch für Mais und Futterleguminosen. Archivbild: Marion Beisswenger

Kreis Tübingen. Leider kaum. „Die Wasserversorgung durch die Niederschläge im Mai hat die Lage für die Landwirtschaft etwas entspannt“, erklärt Katharina Weiß vom Amt für Landwirtschaft des Kreises Tübingen. „Für die Wintergetreide wird das vorhandene Wasser vermutlich reichen. Für die späteren Kulturarten wie Soja, Mais, Futterleguminosen und auch das Grünland ist es aber notwendig, dass weiterhin möglichst kontinuierlich Niederschläge kommen.“

Wie kann das sein? Gefühlt war der Mai hier doch ein einziger, sehr ergiebiger Regentag. Auch der Deutsche Wetterdienst bestätigt das: „Der Mai übertraf sein Soll von 71 Litern pro Quadratmeter mit gut 80 Litern um 16 Prozent.“

Wieso das viele Regenwasser nicht direkt dem Grundwasser zu Gute kommt, erklärt Landratsamts-Mitarbeiterin Weiß so: „Idealerweise werden die Niederschläge vom Boden aufgenommen und gespeichert. Aus diesem Speicher holen sich die wachsenden Pflanzenbestände das erforderliche Wasser. Erst wenn die Speicherkapazität des Bodens aufgefüllt ist, sickert das Niederschlagswasser durch den Boden und kommt nach mehr oder weniger langer Fließzeit im Grundwasser an. Das kann zwischen zwei und 20 Jahren dauern.“

Ins Grundwasser gelangt Regenwasser eigentlich nur zu Zeiten, wenn nichts im Boden wachsen soll, in der „vegetationsfreien Zeit“. Da die Region in den vergangenen Jahren mehrfach Trockenheit hatte, lag der Wasserverbrauch der Pflanzen immer höher als die Niederschläge. Im Herbst 2018 waren deswegen die Böden bis in Tiefen von zwei Metern völlig ausgetrocknet.

Weiß veranschaulicht das an einem lokalen Beispiel: „Im Mai wurden an der nächst gelegenen Wetterstation Bondorf 100 Millimeter Niederschlag gemessen. Die Speicherkapazität unserer Böden liegt bei etwa 180 Millimeter. Da die Böden im Winter ihren Wasservorrat mangels Niederschlägen nicht auffüllen konnten und die Vegetation bereits einen hohen Wasserverbrauch hat, waren die Niederschläge im Mai wichtig zur Versorgung der wachsenden Bestände, haben aber bei weitem nicht ausgereicht, den Wasservorrat des Bodens aufzufüllen – die klimatische Wasserbilanz des letzten Jahres liegt bei minus 207 Liter.“ Erschwerend komme hinzu, dass der viele Regen teilweise von den Böden gar nicht aufgenommen werden konnte, weil er zu schnell gekommen war und deswegen oberflächig abgeflossen ist – als schlammige Gewässer. Das wiederum führt zu einer Erosion der Böden: eine Gefahr für die Bodenfruchtbarkeit. Angelika Brieschke

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Erstellt:
12.06.2019, 01:00 Uhr
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zuletzt aktualisiert: 12.06.2019, 01:00 Uhr

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