Die Lauftreffs bereiten sich auf die Saison vor

Tübingen. Den Zeitpunkt der Gründung ihres Lauftreffs wissen die Post-SVler ganz genau: Es war der 19. 4. 1975 um 16 Uhr. Denn an diesem Tag traf sich die Laufgemeinde des Post SV zum ersten Mal zu ihrem Läufchen auf dem Sand am Parkplatz. Da gab es noch einen Trimm-dich-Pfad, den gesundheitsbegierige Mitbürger in jenen Zeiten noch eifrig nutzten. Auf den nicht mal drei Kilometern waren auch etliche Trimmgeräte wie Reck oder Balance-Parcours aufgebaut. Reste davon kann man noch heute bewundern.

Jedenfalls gilt seit damals: Noch niemals ist seitdem der Lauftreff des Post SV ausgefallen – Wind hin oder Schnee und Regen her. Nicht mal Wirbelsturm Lothar tat dem ein Abbruch. Vor allem sind die regelmäßigen Ausläufe in den Schönbuch meist bestens besucht. Zur Auswahl stehen unterschiedliche Strecken. Die wiederum sind unterschiedlich lang und unterscheiden sich auch im Schwierigkeitsgrad. Die Strecken haben ihre eigenen Namen, die an Läufergrößen der Leichtathletik erinnern sollen. So heißt die kürzeste Strecke (4,6 km) „Dieter-Baumann-Runde.“ Definiert ist sie als „leichte, wellige Einstiegsrunde.“ Sie hat immerhin 90 Höhenmeter.

Die Grete-Waitz-Runde ist 5,5 km lang, die Abebe-Bikila-Runde schon 8,5 km. Sie führt in den Wald hinein, kreuzt die Straße von Bebenhausen kommend und führt den Bettelweg zum Heuberger Tor hinauf. Von da aus geht es zurück zum Ausgangspunkt über den Grünen-Plan-Weg und dann wellig entlang unterhalb der Walddorfschule.

Die Emil-Zatopek-Rundemisst 10,5 km, und die längste Strecke, die Paavo-Nurmi-Runde, immerhin 12 km mit sage und schreibe 187 Höhenmetern. Die Beschreibung zeigt, worauf die Teilnehmer sich dabei einlassen: „Anspruchsvolle Strecke für geübte Läufer, Teil des Nikolauslaufes.“ Tatsächlich entspricht die Piste etwas mehr als der Hälfte dem Nikolauslauf, der über den Spitz oberhalb Hagellochs führt.

Die Lauftreff-Termine sind immer Samstag, Mittwoch und Sonntag. Der Samstagtermin beginnt in der Sommerzeit um 16 Uhr, im Winter um 15 Uhr. Der Mittwochtreff ist immer um 17 Uhr, allerdings findet der nur im Sommer statt. Und der Sonntagtermin startet ganzjährig um 9 Uhr. Dabei ist der Sonntag dem sogenannten Long-Jog vorbehalten – also dem langen Lauf. Hier werden Strecken angeboten zwischen 15 und 24 Kilometern.

Samstags gibt es vor dem Lauf immer ein Aufwärmtraining: Gymnastik zu Musik. Dann werden die Strecken aufgeteilt, für jede gibt es einen oder mehrere Guides, also Läufer oder Läuferinnen, die die anderen anführen und das Tempo bestimmen. „Bei uns findet jeder und jede das Tempo, das ihm liegt“, sagt Wolfgang Amann, langjähriger Vorsitzender des Post SV und passionierter Läufer. Er und andere Läufer kümmern sich auch um Neuankömmlinge und begleiten sie bei ihrem Einstieg.

Lange Jahre war der Lauftreff auch Bestandteil der Stadtlauf-Vorbereitung. Da kamen dann Olympiasieger dazu wie Dieter Baumann oder David Rudisha oder Weltklasseläufer aus Kenia, die in Tübingen den Wettkampfsommer verbrachten, und führten einzelne Gruppen an. Zu dem Samstagtreff kommen auch heute noch Top-Läufer, die entweder eine Regenerationseinheit oder gleich eine schnelle Tempoeinheit machen. Für sie ist das wellige Gelände perfekt.

Aus dem Kreis des Post-SV ging auch der Klassiker „Nikolauslauf“ hervor, ein Event, das mittlerweile bundesweit einen ganz speziellen Ruf hat. Und jedes Jahr ausgebucht ist. Cheforganisator des Lauf, Gerold Knisel, ist ebenfalls ein regelmäßiger Teilnehmer des Lauftreffs. Wobei Lauftreff einen anderen, neuerdings auch zahlenmäßigen Bereich nicht klar erfasst – den des Nordic Walkings nämlich. Denn auch diese Gruppe hat inzwischen ihre Strecken und Führer, die sich vor allem samstags zusammenfinden.

Neu ist die Kooperation der Tübinger mit dem Lauftreff Hirschau während der Marathonvorbereitung. Hier beteiligen sich die Tübinger an der Organisation und bieten während der Vorbereitung auf den Marathon ebenfalls Laufstrecken an für die Läuferinnen und Läufer. Werner Bauknecht