Der Kommentar

Die Qual der Wahl beim Fasten

15.03.2017

Von Fabio Maion

Die Qual der Wahl beim Fasten

Es ist wieder so weit! Seit Aschermittwoch wird gefastet, auch in Tübingen. Die Fastenzeit sei eine Zeit des Verzichts auf Luxus, um hinterher bewusster leben zu können, lasse ich mir sagen. Das klingt super, finde ich und will auch fasten. Mir stellt sich nur die Frage, worauf ich eigentlich verzichten soll.

Fleisch fällt mir sofort ein, wohl der Klassiker schlechthin. Aber Fleisch esse ich vielleicht zweimal in der Woche und wenn, dann immer sehr bewusst. Fleisch zu fasten, ist für mich keine Option.

Deshalb suche ich im Internet nach Anregungen. „Die Grünen empfehlen den Verzicht auf das Auto in der Fastenzeit“ lese ich eine Schlagzeile. Tolle Idee! Nur schade, dass ich keinen Führerschein habe. Und auf mein Fahrrad zu verzichten, ist wohl kaum Sinn der Sache.

Die Möglichkeiten des Fastens seien vielfältig, lese ich auf der nächsten Seite. Dort wird empfohlen, auf Shopping zu verzichten. So könnte auch mein Geldbeutel ganz konkret vom Fasten profitieren. Das ist sehr interessant, nur leider nicht für mich. Denn wann ich das letzte Mal in einem Kaufhaus war, das weiß ich beim besten Willen nicht mehr.

Was gibt es noch an Möglichkeiten zum Fasten? Die Katholische Fernseharbeit regt mich dazu an, auf mein Smartphone zu verzichten. Die Evangelische Kirche schlägt mir vor, ihrem Motto „Ohne Sofort“ zu folgen. Außerdem kann ich, so ich will, auf Fernsehen, Sex, Internet, Alkohol oder Zucker verzichten.

Und das ist dann Fasten? In einer Zeit des sogenannten Bewusstwerdens Angebote miteinander zu vergleichen, um am Ende das beste auszusuchen? Aber das kann ich doch auch das ganze restliche Jahr.

Ich werde also doch nicht fasten, gewinne meiner Suche aber etwas Positives ab: ich bin mir bewusst (!) geworden, auf wie viele Dinge zu verzichten ich in der Lage bin. Und ist das nicht der größte Luxus?