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Die Stadtbibliothek Reutlingen startet ein Projekt mit 19 Veeh-Harfen

Ein Instrument spielen ganz ohne Noten? Die Veeh-Harfe macht’s möglich: Insgesamt 19 dieser leicht zu erlernenden Musikinstrumente sowie mehr als 200 Notenschablonen bietet die Reutlinger Stadtbibliothek künftig zur Ausleihe an. Bibliotheksleiterin Beate Meinck und Projektleiterin Tanja Schleyerbach stellten das Harfen-Projekt vor, das mit 47 000 Euro Kosten veranschlagt ist.

02.06.2021

Bruderhaus-Mitarbeiter Koucem Giuliano und Gudrun Tacke an der Veeh-Harfe. Bild: Jürgen Spieß

Bruderhaus-Mitarbeiter Koucem Giuliano und Gudrun Tacke an der Veeh-Harfe. Bild: Jürgen Spieß

Ein Musikinstrument zu spielen kann anregend und kreativ sein oder auch zum Tanzen und Mitsingen verleiten. Es kann aber auch entspannend wirken, Ruhe, Gelassenheit und innere Stärke vermitteln. Und nicht zuletzt kann Musik Menschen vernetzen und die verbindende Kraft der Musik erlebbar machen. Was liegt also näher als ein generationsübergreifendes Angebot bereitzustellen, das sowohl für inklusive Gruppenangebote und Seniorenarbeit als auch im interkulturellen Kontext geeignet ist. Zumal das Spielen auf einer Veeh-Harfe intuitiv erlernbar ist und keine Musikerfahrung, Sprachkenntnisse oder besondere Voraussetzungen erfordert.

Ziel des auf zwei Jahre angelegten Projektes ist es, „ein Angebot zu schaffen, das mit Hilfe dieses leicht zu erlernenden Instruments die Musik nach außen trägt“, betonte Bibliotheksleiterin Beate Meinck bei der Vorstellung des Konzepts. Auch Projektleiterin Tanja Schleyerbach ist überzeugt, dass das Zupfinstrument „Menschen zusammenbringt, die sonst nie zusammen Musik machen würden.“ Zehn der 19 Veeh-Harfen werden deshalb für Workshops, Schulungen, eine offene Spielgruppe und die inklusive Gruppenarbeit reserviert. Dafür hat sich die Stadtbibliothek die Bruderhaus-Diakonie, die Lebenshilfe und Einrichtungen wie das Eninger Hospiz Veronika als Kooperationspartner mit ins Boot geholt. Sechs der Standard-Harfen können aber auch für vier Wochen an Bibliotheksnutzer ausgeliehen werden.

Das Ende der 1980er Jahre von Hermann Veeh (1935–2020) aus der Akkordzither entwickelte Instrument eröffnet die Möglichkeit, auch ohne Notenkenntnisse ein Musikinstrument zu erlernen. So wie Veehs Sohn Andreas, der mit dem Down-Syndrom auf die Welt kam und seine Liebe zur Musik deshalb nicht ausleben konnte. Das war für den fränkischen Landwirt der entscheidende Impuls, ein einfach zu handhabendes Instrument mit einer Notenschrift zu entwickeln, die auf das Wesentliche reduziert ist. Dazu werden Notenschablonen zwischen Saiten und Resonanzkörper geschoben, die es auch einem musikalischen Laien ermöglichen, ein Musikstück zu spielen, indem er die untereinander verbundenen Noten einfach in der vorgegebenen Reihenfolge zupft.

Wie einfach das funktioniert, führten die beiden Bruderhaus-Mitarbeiter Gudrun Tacke und Koucem Giuliano vor, indem sie ein einfaches Volkslied auf der Veeh-Harfe anstimmten. Es gibt aber auch Notenschablonen mit Klassik-, Blues-, Folk- und Popstücken, die innerhalb kurzer Zeit nachgespielt werden können. Aus diesem Grund hat die Bruderhaus-Diakonie die Veeh-Harfe bei ihrer inklusiven Arbeit bereits erfolgreich eingesetzt. Und nicht nur das: 1990 war die Reutlinger Einrichtung sogar der allererste Abnehmer der kleinen „Zauberharfe“. Jürgen Spieß

Ab 17. Juni findet wöchentlich in der Reutlinger Stadtbibliothek eine offene und kostenlose Veeh-Harfengruppe statt.

Ab 19. Juni werden drei Samstags-Workshops (mit Teilnahmegebühr) angeboten.

Gefördert wird das Projekt „Gemeinsam InTakt“ mit 35 000 Euro vom Innovationsfond Kunst des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg, von der Stiftung Stadtbibliothek und der Seniorenstiftung der Kreissparkasse Reutlingen.

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Erstellt:
02.06.2021, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 22sec
zuletzt aktualisiert: 02.06.2021, 01:00 Uhr

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