Bittere Schlappe
Die Tigers von Chemnitz an die Wand gespielt
Die Tigers Tübingen bleiben nach dem vierten Heimspiel der Saison 2023/2024 in der easyCredit Basketball Bundesliga weiter ohne Sieg. Vor 2878 Zuschauern in der Paul Horn-Arena hat die Mannschaft von Trainer Danny Jansson nach einer schwachen Leistung mit 68:106 (36:53) gegen einen starken Gegner der Niners Chemnitz verloren.

Auch der Tigers-Trainer Daniel Jansson konnte das Spiel nicht mehr retten. Bild: Ulmer
Manchmal wünscht man sich ja, dass man hellsehen kann. Jansson hatte sich angesichts der Verletzung von Timo Lanmüller gegen Krišs Helmanis als dritten Center und für Erol Ersek entschieden (siehe Dschungelgeflüster). Als im dritten Viertel Kao Akobundu-Ehiogu bereits vier Fouls gesammelt hatte und Daniel Keppeler gar mit fünf Fouls auf der Bank saß, war nicht nur angesichts des Spielstands von 55:79 nach 30 Minuten das Spiel entschieden.
Ob Helmanis allerdings die beiden Point Guards DeAndre Lansdowne und Wesley Van Beck in der ersten Halbzeit am Punkten gehindert hätte, darf zurecht bezweifelt werden. Die Gäste von Trainer Rodrigo Pastore zeigten jedenfalls eindrucksvoll, warum sie in der Spitzengruppe der easyCredit BBL stehen: In allen Statistiken (Wurfquote, Rebounds, Assists, Steals, Blocks, Ballverluste) waren sie den Schwaben überlegen und gewannen nebenbei auch jedes einzelne Viertel. Tübingen war nicht einmal in Führung, Chemnitz hatte beim Stand von 106:68 kurz vor Schluss mit 38 Zählern die höchste Führung inne. Bei den Tigers war Jimmy Boeheim mit 16 Punkten bester Punktesammler, Jhivvan Jackson kam auf 14 Zähler. Bei Chemnitz ragten aus einer insgesamt starken Truppe Van Beck (28 Punkte) und Lansdowne (23 Zähler) heraus.
Im ersten Viertel machten es die Chemnitzer noch human. Oder man kann sagen, dass die Tigers da noch mitspielten. Coach Jansson musste zwangsweise seine gewohnte Starting-Five ändern. Anstatt des verletzten Lanmüller begann Zac Darko-Kelly. Jackson erzielte die ersten Tübinger Punkte zum 2:2 nach 65 Sekunden, allerdings kamen die Tigers in den ersten Minuten mit der aggressiven Verteidigung der Gäste überhaupt nicht zurecht. Die Tübinger kämpften und warfen sich nach jedem Ball, doch der bärenstarke Lansdowne sorgte mit insgesamt zehn Punkten im ersten Abschnitt dafür, dass der Rückstand zwei Minuten später doch plötzlich auf 13:21 angewachsen war. Doch erneut kämpften sich die Schwaben ran und hatten Rückstand bis zur ersten Viertelpause wieder halbiert (19:23).
Im zweiten Viertel sah das schon ganz anders aus, denn da kamen die Tigers mit den Gegnern nicht mehr zurecht. Ein weiteres tat die Dreierquote: Während die Sachsen vier von neun Dreiern (44 Prozent) versenkten, dauerte es bis zur 17. Minute, ehe Jackson den ersten Distanzwurf für die Tigers verwandeln konnte (30:39). Bis zur Pause sollte der Rückstand allerdings wieder deutlich anwachsen. 36:53-hieß es bis zur Pause.
17 Punkte Rückstand, dazu jeweils drei Fouls von Akobundu-Ehiogu und Keppeler – die Hypothek hätte auch kleiner sein können. Aber die Tigers machten es sich weiterhin auch selbst schwer: Nach einem erfolgreichen Dreier von Jackson zum 39:57 nach 22 Minuten kassierten die Jansson-Schützlinge von van Beck den nächsten Distanzwurf zum 39:60. Und ehrlicherweise war beim Stand von 55:79 das Spiel nach dem dritten Abschnitt bereits gelaufen.
Die Niners Chemnitz machten auch zu Beginn des letzten Viertels gleich klar, dass sie sich heute die Butter nicht mehr vom Brot nehmen lassen würden: Sowohl aus der Distanz, als auch unter dem Korb punkteten sie nahezu in jedem Angriff und gaben den Raubkatzen nicht die kleinste Gelegenheit zu einem eigenen Run. Richtige Highlights waren auf beiden Seiten nicht mehr vorhanden, vielleicht noch die 100 Punkte-Marke von Chemnitz gut zwei Minuten vor dem Ende. Lansdown dunkte den Ball zum 101:66 durch den Tübinger Korb. Schade für die immerhin 2878 Zuschauer. Sie sahen das bisher schlechteste Saisonspiel. Werner Bauknecht