Humor mit Tigerente

Die Tübinger Art28 widmet Janosch zum 90. Geburtstag eine große Ausstellung

Er ist Maler, Illustrator, Karikaturist, Roman- und Kinderbuchautor: Zu seinem 90. Geburtstag widmet die Art28-Gallery Janosch eine Jubiläumsausstellung in ihren Tübinger Ausstellungsräumen. Gezeigt werden mehr als 400 Werke, darunter noch nie gezeigte Unikate und Radierungen aus allen Schaffensperioden des Künstlers.

03.03.2021

Das Art28-Plakat zur Geburtstagsausstellung des Tigerenten-Erfinders Janosch. Plakat: Galerie Art28

Das Art28-Plakat zur Geburtstagsausstellung des Tigerenten-Erfinders Janosch. Plakat: Galerie Art28

Der Kleine Tiger will unbedingt nach Indien fahren, weil er da ja schließlich geboren ist. Er zieht mit dem Kleinen Bären, seiner Freundin Maya Papaya und der Tigerente rund um den Globus: für die Kinder ein lustiger Erdkunde- und Geschichtsunterricht. Sie lernen fremde Länder und ihre Bewohner kennen – und den bösen Großwildjäger Sir Samuel Samedi, der es auf die Tigerente abgesehen hat. Die fehlt ihm nämlich noch in seiner Trophäensammlung. Aber was kann der Bösewicht schon gegen drei dicke Freunde ausrichten?

Wer bewundert sie nicht, die Weltstars, die Janosch kreiert hat und die nicht nur in Deutschland praktisch jedes Kind kennt. Kleiner Tiger und Kleiner Bär heißen sie und haben stets einen schwarz-gelb-gestreiften Holzvogel auf vier Rädern im Schlepptau – na klar, die Tigerente. Janoschs Kultfiguren, die auch vielen Eltern aus den Werken des Kinderbuchautors bestens vertraut sind, gingen selbst im Circus Krone zusammen mit Hunderten kleiner und großer Fans auf „Große Kleine Tiger Reise“.

Horst Eckert alias Janosch gilt als einer der bedeutendsten, wenn nicht gar der einzige Künstler weltweit, der zugleich Maler, Illustrator, Karikaturist, Roman- und Kinderbuchautor ist, und es in jeder einzelnen Disziplin zu erheblicher Bekanntheit gebracht hat. Dabei hatte Janosch alles andere als eine glückliche Kindheit: Geboren am 11. März 1931 in Hindenburg (Schlesien), das heute Zabrze heißt und in Polen liegt. Sein Vater war ein Säufer, seine Mutter hätte lieber ein Mädchen gehabt. Der Bub wuchs bei seinen Großeltern in einer Bergarbeitersiedlung auf, erkrankte mit 13 an Gelbsucht und machte 1944 eine Ausbildung als Schmied in einer Schlosserei.

Nach Ende des Zweiten Weltkrieges flüchtete er mit seinen Eltern nach Westdeutschland, wo er zunächst 15 Jahre lang in verschiedenen Textilfabriken arbeitete und 1953 nach München zog, um an der Akademie der Bildenden Künste zu studieren. Doch wegen „mangelnder Begabung“ brach er das Studium nach einigen Probesemestern wieder ab und versuchte sich als freischaffender Künstler. Schließlich begann er 1956 erstmals unter dem Namen Janosch mit seiner schriftstellerischen Tätigkeit und veröffentlichte 1960 sein erstes illustriertes Kinderbuch „Die Geschichte von Valek dem Pferd“.

Sein endgültiger Durchbruch kam 1978 mit dem Kinderbuch „Oh, wie schön ist Panama“, für das er ein Jahr später den Deutschen Jugendbuchpreis gewann. 1980 zog Janosch, ursprünglich zur Erholung von einer Krankheit, in ein Haus in den Bergen von Teneriffa, das er bald als seinen ständigen Wohnort wählte.

Janosch schrieb allein rund 300 Bücher, die in 40 Sprachen übersetzt wurden. Neben Kinderbüchern wie Lari Fari Mogelzahn, der lügende Nussknacker, Onkel Poppoff, der auf Bäume fliegen kann und die Maus Schimanski, die unglaublich viel Kraft in der rechten Pfote hat, verfasste Janosch auch eine Reihe von Büchern für Erwachsene, die aber nie die Auflagenrekorde seiner Kinderbücher erreichten.

Janoschs Humor gilt als unnachahmlich und seine Werke sind voll witziger Details. Seine Figuren wie Schnuddel, die Tigerente oder sein Alter Ego Wondrak sind nicht nur bei Kindern, sondern auch Erwachsenen zu wahren Kultfiguren geworden, die er seit über 40 Jahren von Teneriffa aus mit Hilfe der Technik der Radierung auch als eigenständige bildliche Kunstwerke in Szene setzt. Jürgen Spieß

Die Art28-Gallery befindet sich in der Schaffhausenstraße 123 in Tübingen.

https://www.art28.com/