Neues Konzept für Physiklehrkräfte
Die Universität Tübingen vergibt jährlich Preise für innovative Lehrformate oder besonderes Engageme

Juniorprofessor Jan-Philipp Burde erhält den Lehrpreis der Uni Tübingen für sein neues Konzept zur Ausbildung von Physikkräften. Im Sommersemester war Burde auch Dozent bei der Tübinger Kinder-Uni. Hier erklärt er gerade, wieso der Mond immer anders aussieht. Archivbild: Ulrich Janßen
Der Lehrpreis der Universität Tübingen wird in diesem Jahr an den Juniorprofessor für Didaktik der Physik Jan-Philipp Burde vergeben. Er hat ein Lehrkonzept für Lehramtsstudierende der Physik entwickelt und umgesetzt, in dem er Fachwissenschaft, Fachdidaktik und Unterrichtspraxis miteinander verschränkt. Mit seinem Lehrkonzept will er die Studierenden optimal auf ihre wichtige gesellschaftliche Aufgabe als Lehrerinnen und Lehrer vorbereiten.
Darüber hinaus hat Burde wichtige Akzente in der Studieneingangsphase gesetzt, um Lehramtsstudierenden ein vertieftes Verständnis schulrelevanter, fachspezifischer Inhalte zu ermöglichen und die Studienmotivation zu steigern. Der Preis ist in diesem Jahr mit 5 000 Euro dotiert.
Lehrpreis für Konzept im
Physiklehramtsstudium
Mit seinem fachdidaktischen Lehrkonzept will Jan-Philipp Burde Studierende des Lehramts Physik optimal auf ihre vielfältigen pädagogischen Aufgaben vorbereiten und sie befähigen, Kinder und Jugendliche schon früh für naturwissenschaftlich-technische Fragestellungen zu begeistern. Das von ihm entwickelte Lehrkonzept wurde bereits im vergangenen Jahr mit dem Lehrpreis der Fachschaft Physik ausgezeichnet.
Die von Burde angebotenen Seminare zeichnen sich vor allem durch eine enge Verzahnung von fachdidaktischen Forschungsbefunden und unterrichtspraktischer Anwendung aus. Die Studierenden lernen, ihren Unterricht so zu planen, dass er auf die Schülerinnen und Schüler zugeschnitten ist und diese optimal fördert. Auf diese Weise werden die Studierenden bereits im Studium auf typische berufliche Anforderungen in der Schule vorbereitet. Zur Förderung der Methoden- und Schlüsselkompetenzen übernehmen die Studierenden zudem in den höheren Semestern zunehmend die Gestaltung einzelner Seminare.
Das erste Studienjahr wird von Lehramtsstudierenden im Fach Physik häufig als besonders anspruchsvoll wahrgenommen. Zudem fehlt vielen der Bezug zur Schule und Fachdidaktik. Auf Initiative von Burde setzen sich die Studierenden daher bereits in den ersten beiden Semestern mit typischen schulischen Verständnisschwierigkeiten auseinander. Dadurch wird die Studienmotivation in der Eingangsphase gestärkt. Ferner können Studierende ihre eigenen Verständnisschwierigkeiten erkennen, reflektieren und korrigieren.
Burde richtete ein „Physik-Café“ ein, in dem Studierende in ungezwungener Atmosphäre vorlesungsbegleitende Übungsblätter sowie qualitative Denkaufgaben gemeinsam bearbeiten und sich bei Fragen an erfahrene Tutorinnen und Tutoren wenden können. Außerdem entwickelte er die neue Online-Plattform „Physik-verstehen!“, auf der Studierende ihr Verständnis der Physik selbst überprüfen und verbessern können.
Das Preisgeld möchte Jan-Philipp Burde verwenden, um das Physik-Café mit erfahrenen Tutorinnen und Tutoren fortzuführen und die Online-Plattform „Physik verstehen!“ zu erweitern.
Sonderpreis
für das Projekt Lernreise
Den Sonderpreis für herausragendes studentisches Engagement 2023 der Universität Tübingen erhalten die studentischen Initiatorinnen des Projekts „Lernreise – Schule erleben!“. Die Lernreise ist ein fachübergreifendes Veranstaltungsformat, in dessen Mittelpunkt eine zehn- bis zwölftägige Reise zu sechs bis sieben Schulen in Deutschland mit außergewöhnlichen Konzepten steht. Die Veranstaltung soll das pädagogische Studium ergänzen. Die begleitenden Seminare zur Vor- und Nachbereitung werden als offizielle Lehrveranstaltungen der Universität angeboten. Die Lernreise wird von Studierenden organisiert, angefangen vom Bewerbungsverfahren für die Teilnahme über die Kontakte zu den ausgewählten Schulen bis zur Durchführung der Reise. Die Jury würdigte das außerordentliche zeitliche und inhaltliche Engagement der studentischen Initiatorinnen mit dem Sonderpreis. Sie befand das Veranstaltungsformat als besonders innovativ, seine Wirkung als nachhaltig beim interdisziplinären Austausch und den Praxiseinblicken in den Schulen. Der Sonderpreis für studentisches Engagement ist 2023 mit 1 000 Euro dotiert.
Das Projekt „Lernreise – Schule erleben!“ geht auf eine Idee des 2013 in Berlin gegründeten Vereins Kreidestaub e. V. zurück, die 2017 an die Universität Tübingen kam. Das Initiatorinnenteam der Lernreise Tübingen 2023, das mit dem Sonderpreis für herausragendes studentisches Engagement ausgezeichnet wird, besteht aus Katharina Fuchslocher, Studentin im Master of Education in Deutsch und Französisch, Elisa Belén Kugelmeier-López im Masterstudiengang Schulforschung und Schulentwicklung, sowie Laura Mirjam Sturtz im Masterstudiengang Empirische Bildungsforschung und Pädagogische Psychologie.
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Lernreise werden über ein Bewerbungsverfahren mit Motivationsschreiben zum Seminar zugelassen. Die Gruppe setzt sich aus Studierenden unterschiedlicher Studiengänge zusammen, um eine diverse und multiprofessionelle Perspektive der behandelten Themen zu ermöglichen. Im Rahmen eines Vorbereitungsseminars findet eine wissenschaftliche Auseinandersetzung unter anderem mit der Entwicklung von Einzelschulen sowie Fragen nach Chancengerechtigkeit und Inklusion statt.
Auf der Reise hospitieren die Studierenden im Unterricht an den besuchten Schulen, lassen sich konzeptionelle Besonderheiten erläutern und führen intensive Gespräche mit den verantwortlichen Akteurinnen und Akteuren. Die Erfahrungen der Reise werden in einer öffentlich zugänglichen Dokumentation aufbereitet.
Die Lernreisen sind ein langfristig angelegtes zyklisches Projekt, das jedes Jahr aufs Neue von Studierenden initiiert werden soll: Wer in einem Jahr teilnimmt, kann im folgenden zur Initiatorin oder Initiator werden und neue Studierende für die Teilnahme rekrutieren. So wird das Wissen um Organisation und Koordination Jahr für Jahr an die nächste Lernreise-Generation weitergegeben.
Das Preisgeld wollen die Initiatorinnen verwenden, um die diesjährigen Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Lernreise bei der finanziellen Eigenbeteiligung zu entlasten, so dass allen die Reise ermöglicht wird.
Den Lehrpreis vergibt die Universität jährlich für innovative Lehrformate oder besonderes Engagement in der Lehre.
Die Jury bildet die Senatskommission Studium und Lehre.

Eine lobende Anerkennung erhält das Team, das die Ausstellung „Cyber and the City – Künstliche Intelligenz bewegt Tübingen“ im Tübinger Stadtmuseum (noch bis 21. Januar 2024 zu sehen) entworfen und gestaltet hat: Professorin Ulrike von Luxburg (Bild) aus dem Fachbereich Informatik, Professor Thomas Thiemeyer und Tim Schaffarczik vom Institut für Empirische Kulturwissenschaft und Guido Szymanska vom Stadtmuseum Tübingen gemeinsam mit rund 40 Masterstudierenden. Archivbild: Anne Faden