Im Zenit

Die hochgelobte Band „Die Sterne“ kommt

08.03.2023

Die Hamburger Indie-Rockband „Die Sterne“ gibt es seit über 30 Jahren. Bild: Agentur

Die Hamburger Indie-Rockband „Die Sterne“ gibt es seit über 30 Jahren. Bild: Agentur

Ganz so einfach war es nie mit den Sternen. Das ist es auch, was zu einem Gutteil das Besondere, den Reiz dieser Band ausmacht, die vor rund 32 Jahren als LoFi-Trio in Hamburg begann und inzwischen zu den bemerkenswertesten Indierockbands in Deutschland gehört.

„Die Sterne haben ein Lied zu singen / Lieder, die dich dazu bringen / Huf und Arsch und Hirn zu schwingen / So, wie Sterne eben klingen. // Nicht dafür und nicht dagegen / sondern über und deswegen / Nicht zu dir und über mich / sondern mit dir und für dich.“

Ein typischer Songtext der Band Die Sterne, aus der Feder von Frank Spilker, dem Sänger, Liedschreiber und Gitarristen. Mit „Hallo Euphoria“ hat die Hamburger Indierock-Institution unlängst ihr 13. Studioalbum veröffentlicht, das sie beim Indi(e)stinction-Festival im Reutlinger franz.K vorstellen wird.

Die wichtigste deutsche Band der vergangenen zehn, fünfzehn Jahre sind sie wohl nicht. Aber eine der besten, das sind sie allemal. Und was noch schöner ist: Sie werden immer besser. Die Musik der vierköpfigen Band um Mastermind Frank Spilker wird von Jahr zu Jahr aufregender, punktgenauer. Und das, obwohl Bandkopf Frank Spilker seine Mitstreiter 2020 komplett ausgetauscht hat. Seitdem wird der Sänger von Jan Philipp Janzen (Drums, Perkussion) und Phillip Tielsch (Bass), Keyboarderin Dyan Valdés und Arrangeur und Gitarrist Max Knoth unterstützt.

Die Sterne sind 1991 als Musikkassetten produzierendes Trio mit Spilker, Bassist Thomas Wenzel und Drummer Christoph Leich gestartet und gaben sich auch vom Aussehen her immer als die Antiquitätenhändler im modernen Rockalltag. Wer die fünf Musiker so was wie Sampler anbieten würde, erntete garantiert verstörte Blicke. Der Sound des so liebenswert unbeugsamen Quintetts aus Hamburg entspricht weder gängigen Normen noch dem Mainstream. Warum auch? Seit 1991 zirkeln sie erfolgreich luftig-leichte Melodien und geschrammelte Akkorde aus ihren Instrumenten, genauso, wie es ihre Fans lieben. Die Mischung aus Indierock, Kraut, Funk und Electronica klingt auch 2023 noch extrem schmissig und geht in die Beine. Dabei produzieren sie einen Sound, der zwischen Vorwärtsdrängen und Harmonieverschiebung oszilliert und sich Dank gezielter Ausbrüche immer wieder aus der Fessel allzu einengender Strukturen löst.

Dagegen ist für Posen kein Platz mehr. Erwachsen geworden und jenseits der 50 ist einem Selbstinszenierung nicht mehr so wichtig. Was bleibt, ist das Gefühl großer, in Hunderten von Konzerten erarbeiteter Gelassenheit, die man mit Reife verwechseln kann, nicht aber mit Routine. Und die Musik natürlich, die so klar und präzise daherkommt wie selten zuvor.

Natürlich befinden sich Spilker und seine Band trotz der spürbaren Aufbruchstimmung auf „Hallo Euphoria“ immer noch auf der Seite der Zweifelnden, und wenn sie sich doch mal sicher sind, dann darüber, dass „wahr ist, dass das, was war, nicht mehr da ist“. Funkelnde, treibende Beats wie bei „Spilker immer mitten drin“ oder „Die Welt wird knusprig“ – eine ironische Bezeichnung für den Klimawandel – wechseln sich mit pointierten Alltagsbeobachtungen wie auf „Alles was ich will“ ab.

Die Sterne scheinen den instrumentellen Experimenten jetzt ein eher klassisches Songwriting vorzuziehen. Wenn das Diskurs-Pop genannt wird, dann wohl, weil man die meisten Stücke als intellektuelle Wortspiele und als konkrete Fragen oder Statements begreifen kann, die auf Antworten oder neue Fragen warten. Die Sterne stehen also, kein Zweifel, im Zenit, es fragt sich nur, was da danach noch kommen soll. Jürgen Spieß

Die Sterne spielen am Freitag, 17. März, 20 Uhr, beim Indi(e)stinction-Festival im Reutlinger franz.K, Unter den Linden.

Support: Angela Aux

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Erstellt:
08.03.2023, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 49sec
zuletzt aktualisiert: 08.03.2023, 01:00 Uhr

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