Musik mit Schalk im Nacken

Die letztjährigen Kleinkunstpreis-Gewinner Berta Epple kommen nach Reutlingen

Sie sind wahre Künstler an ihren Instrumenten und sind weit in der Welt herumgekommen: Die drei männlichen Verwandlungskünstler namens Gregor und Veit Hübner sowie Karl-Albrecht Fischer führen ihr Publikum mit viel szenischem Humor durch verschiedene Schauplätze und Epochen ihres reichen, musikalischen Repertoires.

05.02.2020

Drei große Kleinkünstler: die Brüder Gregor und Veit Hübner und Bobbi Fischer. Bild: Agentur

Drei große Kleinkünstler: die Brüder Gregor und Veit Hübner und Bobbi Fischer. Bild: Agentur

Sie haben während ihrer über 30-jährigen Bühnenlaufbahn schon viel erlebt, sind auf Weltausstellungen, Jazzclubs und in großen Philharmonien ebenso aufgetreten wie in Pommesbuden oder U-Bahnschächten. Eigentlich müssten sie längst Millionäre sein – doch wie das häufig im Musikgeschäft die Regel ist, lässt der Blick auf den Rentenbescheid Schlimmstes befürchten.

Als Gewinner des Kleinkunstpreises Baden-Württemberg 2019 zeigen die an renommierten Stätten ausgebildeten und mehrfach ausgezeichneten Brüder Gregor und Veit Hübner sowie Bobbi Fischer in ihrem aktuellen Programm mit eigenen und umgewidmeten Stücken die ganze Bandbreite ihres Könnens und hüpfen leichtfüßig zwischen den Musikgenres hin und her. Das Trio, das zu Studentenzeiten durch die Liebe zum Tango zusammengefunden hat, blickt mit Jazz, Chansons und Schlagern genauso wie mit lateinamerikanischen Rhythmen auf das Leben im Allgemeinen und das schwäbische Dasein im Besonderen – mit feinem Gespür für Entwicklungen und liebevoll-ironischem Blick auf ihre Heimat.

Geradezu idealtypisch verkörpert der in New York wohnhafte Gregor Hübner und sein in Korntal lebender Bruder Veit dieses Selbstverständnis. Um Liebe und Leidenschaft, Bio-Wahn und schwäbischen Kartoffelsalat geht es in ihrem witzig-rasanten Musikprogramm, in dem ein Gag den anderen jagt. Schauplätze sind Amerika, Italien, Schwaben – eigentlich die ganze Welt. Die drei Darsteller bieten Musikkabarett, das weniger von Wortwitz und politischer Kritik lebt, sondern vor allem von der schauspielerischen Schilderung überdreht gezeichneter Alltagstypen. Schauspielerisch und musikalisch sind die Drei immer dann am besten, wenn sie ihrer Improvisationsfreude freien Lauf lassen. Man merkt den drei Multiinstrumentalisten zu jeder Sekunde an, dass sie schon lange gemeinsam auf der Bühne stehen.

Schließlich ist Berta Epple die abgespeckte Version von Tango Five, einer ähnlich gearteten Gruppe, mit der sie – noch zusammen mit Klarinettist Bernd Ruf – ein Vierteljahrhundert lang eine begeisterte Fangemeinde aufgebaut haben. Gleichwohl ist Berta Epple der Zusammenschluss von drei Musikern, die ihr Handwerk so gut beherrschen, dass jeder so ganz nebenbei mindestens drei verschiedene Instrumente beherrscht. Alle drei absolvierten sowohl ein klassisches als auch ein Jazz- und Popularmusikstudium. Ihre musikalischen Fähigkeiten stellen sie ganz in den Dienst der gemeinsamen Sache. Kein Klischee ist vor dem gnadenlosen Humor dieses Trios sicher. So ist bei den geschmackvollen, melodisch eingängigen Songs auch für jeden etwas dabei: Die Alterspyramide ihres Publikums reicht nicht umsonst von 18 bis 80.

Dabei verzichtet das Trio Berta Epple weitgehend auf protzige Showeffekte und setzt stattdessen auf komödiantische und musikalische Qualität. Die Gelegenheit, solche Ausnahmemusiker mal live zu erleben, bekommt das Publikum einer Comedyshow sicher nur selten. Gregor Hübner und seine Mannen können es sogar wagen, sich einen Jazzklassiker auf witzige Art vorzunehmen, dessen Komplexität unter Jazzkennern bekannt ist. So wie sie „Take The A-Train“ von Duke Ellington interpretieren, wirkt es gleichzeitig ulkig und verspielt und wird dennoch in genialer Weise dem großen Jazzpianisten gerecht. Jürgen Spieß

Berta Epple treten am 9. Februar, 19 Uhr, im Reutlinger franz.K auf.

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Erstellt:
05.02.2020, 01:00 Uhr
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zuletzt aktualisiert: 05.02.2020, 01:00 Uhr

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