Der Kommentar

Dreitöniges Zizibee

03.02.2021

Von Martina Fischer

Unsere Vorfahren kannten keine meteorologischen Morgen- und Abendberichte, die ihnen das kommende Wetter ansagten. Für sie waren bei ihrer innigen Verbindung mit der Natur die Gestirne und Wolken, Morgenrot und Abendrot, die Pflanzen und besonders die Tiere Wetterpropheten. Mehr als bei allen anderen Lebewesen schloss man bei den Vögeln aus ihrem Verhalten oder ihrem bloßen Erscheinen, aus ihrem Flug und Geschrei, auf kommendes Glück oder Unheil, auf Schönwetter- oder Schlechtwetterperioden:

„Tummeln abends sich die Meisen am Futterhaus,

bleibt baldiger Neuschnee ganz sicher nicht aus.“

Bei unseren Vorfahren war die Meise ein gefeiter Vogel, das heißt, sie stand unter einem besonderen Schutz. Man durfte sie keinesfalls töten, und der bloße Fang einer Meise wurde mit außerordentlich hohen Strafen belegt. Abhandlungen über diesen besonderen Schutz, den alte Rechte und ein alter Volksglaube der Meise angedeihen ließen, findet sich unter anderem in der Grimm’schen Mythologie und bei Sloet: „Bei uns in Holland stehen diese Vögelchen, weil nützlich für den Landbau unter dem Schutz des Gesetztes: sie dürfen weder gefangen, noch getötet, ihre Nester nicht zerstört und die Eier nicht weggenommen werden.“

In vielen Gebieten der Erde treten die Meisen in sehr großer Kopfzahl auf. Da sie sich zumindest im Sommer vorwiegend von Insekten ernähren, haben sie als Vertilger schädlicher Kerbtiere zweifellos eine gewisse wirtschaftliche Bedeutung, obwohl sie natürlich auch viele nützliche Tiere, wie etwa Spinnen fressen. Die Meisen sind von Gärtnern, Landwirten und Forstmännern auch heute noch gern gesehene Helfer im Kampf gegen die Schädlinge unserer Nutzpflanzen.

Um die 60 Arten zählt die Meisensippe. Es sind kleine, rastlos bewegliche und gesellige Vögel, die geschickt im Geäst herumturnen und dabei häufig mit dem Rücken nach unten hängen. Meisen sind ursprünglich Waldbewohner. Wir finden sie deshalb in Wäldern, parkartigen Landschaften, Gärten und Anlagen. Der Schnabel der Meise ist kurz, konisch spitz, kaum gebogen und seitlich etwas zusammengedrückt. Die Flügel sind recht kurz und rund, was ein Grund dafür ist, dass die Meisen nicht gerne weite, offene Flächen ohne Deckung überfliegen. Ihr Federkleid variiert von Art zu Art und kann mitunter recht bunt gefärbt sein. Im Allgemeinen ähneln sich die Männchen und die Weibchen im äußeren Erscheinungsbild, und auch das Gefieder der Jungtiere weicht meist nicht erheblich von dem der Alten ab.

Die bekannteste Meisenart ist hierzulande die „schwarzbekappte“ Kohlmeise. Schon im zeitigen Februar hört man ihr bekanntes, dreitöniges „Zizibee“.

Zum Artikel

Erstellt:
03.02.2021, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 15sec
zuletzt aktualisiert: 03.02.2021, 01:00 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen