Kommt ein Bau-Streik?

Ein Streitpunkt ist die Entschädigung für die langen Anfahrten zur Baustelle

Noch kein Ende im Bau-Tarifkonflikt: Die Schlichtung für das Bauhauptgewerbe mit seinen 890 000 Beschäftigten wurde letzten Donnerstag in Berlin unterbrochen.

13.10.2021

Werden die Baustellen bald bestreikt und brachliegen? Die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) kämpft für bessere Bedingungen für die Beschäftigten. Archivbild: Anne Faden

Werden die Baustellen bald bestreikt und brachliegen? Die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) kämpft für bessere Bedingungen für die Beschäftigten. Archivbild: Anne Faden

Das teilte die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) mit. Die Gespräche sollen demnächst in Berlin fortgesetzt werden. Der IG BAU-Bundesvorsitzende, Robert Feiger, sprach von „den schwierigsten Verhandlungen im Baugewerbe seit Jahren“. Als Schlichter vermittelt der Präsident des Bundessozialgerichts, Rainer Schlegel, zwischen den Tarifparteien.

Es habe lediglich eine leichte Annäherung gegeben. In entscheidenden Punkten lägen die Positionen allerdings noch weit auseinander. Dies betreffe insbesondere die Regelung einer generellen Entschädigung für die Fahrzeiten zu den Baustellen, so Feiger. „Hier wird es mit uns keine ‚Light-Lösung‘ geben. Auch beim Lohn-Plus stehen die Arbeitgeber weiter auf der Bremse. Und das vor dem Hintergrund des seit Langem anhaltenden Baubooms und der Rekordumsätze, die die Branche verzeichnet“, sagte der IG BAU-Branchenvorstand für das Bauhauptgewerbe, Carsten Burckhardt.

Positiv bewertet die IG BAU die Ankündigung der Arbeitgeber, am Mindestlohn 2 im Westen – also am unteren Lohnsockel für qualifizierte Bauarbeiter – festhalten zu wollen.

„Wir hoffen, dass die Arbeitgeber den Weg der Vernunft gehen und dass es uns gelingt, in der kommenden Woche die Steine aus dem Weg zu räumen. Aber es ist immer noch alles offen: Das Damoklesschwert eines bundesweiten Bau-Streiks schwebt nach wie vor über der Verhandlung“, machte Robert Feger deutlich.

„Die Arbeitgeber haben die Tarifverhandlungen zum Scheitern geführt. Sie sind nicht bereit, ein akzeptables Angebot auf den Tisch zu legen: vom Lohn-Plus über das Ost-West-Angleichen beim Lohn bis zu einer vernünftigen Regelung, um die langen Anfahrtszeiten zu den Baustellen zu entschädigen. Das sorgt gerade für enormen Frust auf dem Bau“, sagt der Bundesvorsitzende der Bau-Gewerkschaft, Robert Feiger.

Der IG BAU-Chef macht vor Beginn der Schlichtung deutlich: „Das ist die letzte Chance für eine Einigung. Wenn sich die Arbeitgeber auch bei der Schlichtung wieder querstellen, dann wird es im Herbst unweigerlich einen Bau-Streik geben. Von wichtigen Autobahnen bis zu bedeutenden Projekten im Hochbau: Hunderte von Baustellen stehen dann zwischen Flensburg und Garmisch-Partenkirchen, zwischen Aachen und Görlitz still.“

Aus allen Teilen Deutschlands waren schon am vergangenen Mittwoch Bauarbeiter-Delegationen nach Berlin gekommen, um dort beim zentralen Bau-Protest in der Hauptstadt „ordentlich Dampf abzulassen“, so die IG BAU.

Insgesamt hatten dabei „1000 plus X“ protestierende Bauarbeiter lautstark den Start der Schlichtung für das Bauhauptgewerbe begleitet. TA