Weiß statt blau

Ein Verwaltungsgericht urteilte über Frauenparkplätze

Frauenparkplätze in Parkhäusern gibt es in Deutschland seit über 20 Jahren. Die Idee dahinter: Frauen sollen nicht nachts in den dunklen, großen Gebäuden mit Angst ihr Auto suchen müssen. Deswegen sind oft spezielle Parkflächen in der Nähe der Ausfahrt für sie reserviert.

06.02.2019

Im Neckarparkhaus in Tübingen gibt es einige Parkplätze, die speziell für Frauen gedacht sind. Bild: Angelika Brieschke

Im Neckarparkhaus in Tübingen gibt es einige Parkplätze, die speziell für Frauen gedacht sind. Bild: Angelika Brieschke

Jetzt hatte ein Jurastudent aus dem Rheinland gegen die extra Parkplätze nur für Frauen geklagt. Begründung: Er fühle sich dadurch als Mann diskriminiert.

Was war vorgefallen? Der Student hatte sich bei einem Besuch in Eichstätt an den Frauenparkflächen, die er als Mann nicht nutzen sollte, so sehr gestört, dass er mit einer Klage dagegen vor Gericht zog. Ende Januar musste das Münchner Verwaltungsgericht über diesen Fall entscheiden.

Der Vorgang sorgte für relatives Unverständnis vor Gericht und in den Medien. Beruhigenderweise aber sind Frauenparkplätze kein heikles Thema in den hiesigen Verwaltungen. Im Gegenteil. Hubert Hartmann, der bei den Rottenburger Stadtwerken für die Parkhäuser zuständig ist, musste beim Anruf des TAGBLATT ANZEIGERs erstmal kurz überlegen, was es mit dem Fall in Eichstätt auf sich hatte. „Wir haben das hier nicht besprochen“, sagte er. Und auf die Frage, ob es schon mal Ärger gab deswegen, erklärte er: „Bisher hat sich noch nie jemand bei uns beschwert über die Frauenparkplätze.“

Auch in der Tübinger Stadtverwaltung sind Frauenparkplätze an sich kein Aufregerthema. Im Hinblick auf den Gerichtsfall in Eichstätt aber sagte Luzia Köberlein, die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt: „Ich denke, dass es schon sinnvoll ist, dass es Frauenparkplätze gibt in den Parkhäusern. Also Parkplätze, die gut ausgeleuchtet sind und in der Nähe der Kassenautomaten, damit man schnell beim Auto ist.“

Wie der Fall ausgegangen ist? Das Verwaltungsgericht München hat die Stadt Eichstätt dazu verdonnert, ihre Schilder auszutauschen, weil in der Straßenverkehrsordnung keine Frauen-Parkplatzschilder vorgesehen sind. Es werden nun weiße Schilder sein, keine blauen mehr. Der Grund übrigens, warum die Stadt Eichstätt Frauenparkplätze eingerichtet hatte, war: 2016 war an dem Ort eine Frau vergewaltigt worden. ika

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Erstellt:
06.02.2019, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 1min 53sec
zuletzt aktualisiert: 06.02.2019, 01:00 Uhr

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