Tigers fressen den Tabellenführer

Ein schweres Stück Arbeit für die Wildkatzen, Gegner aus Vechta zu schlagen

Mit einem erst am Ende klaren Sieg zeigten die Tübinger Tigers im Basketball-Match gegen Tabellenführer Vechta, dass auch sie ganz oben stehen könnten.

15.02.2023

Ryan Schwieger von Rasta Vechta (rechts) gegen Timo Lanmüller von den Tigers. Bild: Ulmer

Ryan Schwieger von Rasta Vechta (rechts) gegen Timo Lanmüller von den Tigers. Bild: Ulmer

Das Match in Tübingen in der Paul-Horn-Arena vor mehr als 2500 Zuschauern endete mit 79:68 für die Tigers, nachdem sie zwischendrin einem Ansturm der Gegner aus Vechta standhalten mussten. Dabei hatten die Tübinger einen richtig guten Start.

Einen Vorgeschmack auf die Playoffs bekamen die Zuschauer am Sonntagnachmittag jedenfalls zu sehen. Dem Sieg der Tigers ging im Vergleich zu sonst eine deutlich höhere Intensität voraus. Vor allem die Tigers-Defense in der ersten Halbzeit konnte sich sehen lassen.

Nach der 49:31-Führung zur Halbzeit wurde es dennoch noch einmal knapp. Das Team von Gäste-Trainer Ty Harrelson gab nicht auf und verkürzte auf drei Zähler Rückstand (61:64, 32. Minute).

Starker Start

Die Tigers starteten etwas nervös ins Spitzenspiel und leisteten sich zwei schnelle Ballverluste, die die Gäste ausnutzten und sich eine 4:2-Führung nach drei Minuten erspielten. Die nächsten Minuten gehörten dann aber den Hausherren. Timo Lanmüller erzielte fünf Zähler in Serie und sorgte so für eine 7:4-Führung der Tübinger noch in der gleichen Minute.

Allerdings gelangen Lanmüller in der Folgezeit nur noch zwei weitere Treffer, aber dafür erledigte er die Aufgabe, den Vechta-Star Ryan Schwieger zu isolieren, absolut perfekt. Nicht umsonst wurde Lanmüller am Ende zum „Man of the Match“ gewählt.

Intensive Defense

Bemerkenswert intensiv blieb die Tübinger Verteidigung, die dem Tabellenführer ordentlich zusetzte. Vier weitere Tübinger Zähler sorgten in der siebten Minute für einen 18:9-Zwischenstand. Auch bei den Rebounds zeigten sich die Tigers überlegen.

Nach einem Offensiv-Rebound erzielte Bakary Dibba in der neunten Minute das 22:11. Und so spielten die Hausherren das Viertel ohne Schwächephase hoch konzentriert zu Ende und erspielten sich eine hochverdiente 27:13-Führung.

Auch das zweite Viertel ging an die Tigers, wenn auch nicht gar so deutlich wie das erste. Die Gegner hatten sich etwas besser auf das körperbetonte Spiel der Tigers eingestellt, konnten aber noch immer nicht so recht dagegen halten, weil die Tübinger nicht nachließen, die Spieler aus Vechta früh zu stören. Ein Beispiel: Ihr Dreier-Spezialist Joschka Ferner hatte kaum Gelegenheit, diese Stärke auszuspielen, er traf gerade mal einen von fünf Dreiern.

Dibba eröffnete das zweite Viertel mit einem sehenswerten Dunking für die Tigers und legte kurz darauf zur Begeisterung der Tübinger Fans ein Drei-Punkte-Spiel nach. Das war natürlich ein Spiel nach Geschmack von Dibba, dem Liebling der Fans. Da die Defense weiter wie ein Bollwerk stand, konnten die Hausherren in Person von Zac Seljaas bereits nach 13 Minuten die Führung auf 20 Zähler erhöhen (36:16).

Auszeit

Da die Offensive jedoch zu kippen drohte und die Gäste vier Zähler in Folge zum 39:22 erzielten, nahm Daniel Jansson bei den Raubkatzen trotz hoher Führung fünf Minuten vor der Halbzeit eine Auszeit. Das half, denn nun flutschte es bei den Tigers wieder.

Ein Treffer durch Lanmüller und ein Fastbreak von Mateo Seric brachten die Tigers wieder nach vorne. Zu diesem Zeitpunkt hatten die Gegner aus Vechta tatsächlich wenig zu bestellen. Wenn man überhaupt ein Haar in der Suppe suchen wollte, war es die bescheidene Dreierquote von 27 Prozent. In den folgenden Minuten bis zur Pause gestaltete sich das Spiel etwas ausgeglichener, die 49:31-Führung war bis dahin höchst verdient.

Die Gegner kommen auf

Das Team aus Vechta hatte bis Tübingen nur zweimal verloren – bei 21 Spielen. Entsprechend wollte ese natürlich eine dritte Niederlage vermeiden. Und so kam das Team hoch motiviert aus der Kabine zurück. Vermutlich hatte die Halbzeitansprache von Coach Ty Harrelson ihr Übriges getan. Jedenfalls war das Team wie verwandelt, als es in das dritte Viertel ging.

Die Tübinger mussten nun für jeden Korberfolg hart arbeiten oder, oftmals von der 24-Sekunden-Uhr unter Druck gesetzt, abschließen. So gelang Vechta ein 9:2-Start ins dritte Viertel zum 40:51 nach 23 Minuten.

Beide Teams schenkten sich nun keinen Zentimeter. Dies führte aber auf beiden Seiten zu wilden Offensivaktionen – viel Spielfluss kam auf keiner Seite auf.

Der Tübinger Vorsprung pendelte sich bei ungefähr zehn Punkten ein. Durch einen Dreier von Joschka Ferner kamen die Gäste in der 28. Minute auf sieben Punkte heran und waren wieder in Schlagdistanz (52:59).

Die Gefahr war groß, dass die Tigers nun nervös wurden. Der sichere Vorsprung war geschmolzen. Kurz darauf gingen die Schwaben mit einer knappen 64:57-Führung mit ins Schlussviertel. Die Bühne war also bereitet für einen Krimi.

Packendes Finale

Die Norddeutschen gelangten besser ins Schlussviertel: Bei den Rebounds kamen die Tübinger nicht mehr recht zum Zuge und gegen die zupackende Verteidigung bekamen sie nur wenige offene Würfe. Nach knapp drei Minuten standen die Zuschauer in der Paul Horn-Arena immer noch, da keine Tigers-Punkte zu feiern waren.

Dann ging es jedoch ganz schnell: Erst erlöste Seljaas die Fans mit zwei erfolgreichen Freiwürfen und Šeric brachte die Halle dann mit einem erfolgreichen Fastbreak-Dreier zum Toben (69:61).

„Wir haben es defensiv besser gemacht in der zweiten Hälfte“, sollte der Vechta-Coach nach dem Match sagen. Dennoch hatten die Tigers sich zu diesem Zeitpunkt gefangen: Ihre Offensivaktionen waren wieder durchdachter, weniger hektisch – und vor allem erfolgreich.

Auf Messers Schneide

Auf dem Spielfeld gingen den Akteuren allmählich die Kräfte aus. Zwei ganz wichtige Blocks gelangen in dieser Phase Daniel Keppeler, der die Tigers auf Kurs hielt, ehe Seljaas die Führung wieder zweistellig machte (73:62, 37. Minute).

80 Sekunden vor Schluss nahm Coach Jansson beim Stand von 73:66 eine Auszeit. Den folgenden Spielzug hatte wohl niemand vorausgesehen: Šeric stand mutterseelenallein unter dem Vechtaer Korb und erzielte das 75:66. Den sprichwörtlichen Deckel drauf machte dann aber Seljaas 42 Sekunden vor dem Ende mit seinem Dreier zum 78:68. Das nahm der schon ganz gelassen hin – der Sieg war sicher, die Kräfte erschöpft und ein großer Sieg erzielt.

Denn letzten Endes hatte man nicht unbedingt mit diesem Sieg rechnen können. Die Tigers hatten es in den letzten Spielen an Konstanz fehlen lassen. Deshalb war der Sieg umso wertvoller. Und mit ihm im Rücken könnte auch das Selbstvertrauen erwachsen, wieder eine Siegesserie zu starten.

Und das Quakenbrück am Wochenende gegen Düsseldorf verloren hatte, sind die Tigers derzeit ganz sicher Zweiter in der Tabelle. Für den Coach war erstaunlich, zu welchen Taten sein Team noch fähig ist – binnen neun Tagen durchstand es nämlich drei Ligaspiele.

Coach Daniel Jansson

„Ich dachte vom ersten Moment an, dass zwei müde Mannschaften auf dem Spielfeld stehen. Wir haben alle schwere Beine und sind müde. Wir mussten in den letzten Tagen viel fahren. Das Spiel war sehr hart und hat nicht immer schön ausgesehen.

Wir haben mit viel Energie ins Spiel hineingefunden. Vechta hat sich dann im dritten Viertel zurückgekämpft. Glücklicherweise hatten wir noch etwas Energie und am Ende sind uns einige Stopps gelungen.“

Zuschauer-Statistik

Im elften Spiel der Spielzeit 2022/2023 wurde ein neuer Saison-Zuschauerrekord knapp verpasst. Die bisherige Bestmarke von 2607 Zuschauern im Spiel gegen die JobStairs GIESSEN 46ers hatte auch nach dem Spiel gegen RASTA Vechta Bestand. Tolle 2551 Leute verfolgten die Begegnung gegen den Spitzenreiter und machten mächtig Rabatz. Mit nunmehr durchschnittlich 1969 Fans pro Partie belegen die Schwaben im ligainternen Vergleich nun Platz fünf.

Zu Beginn der Partie wurde mit einer Schweigeminute der Opfer des fürchterlichen Erdbebens in der Türkei und in Syrien gedacht. Tag für Tag steigen die Opferzahlen weiter in die Höhe. Experten gehen mittlerweile von mehr als 50 000 Todesopfern aus.

Wer spenden möchte, kann dies gerne tun: Etwa unter dem Stichwort „ARD / Erdbeben Türkei und Syrien“ des „Bündnis Entwicklung Hilft“. IBAN: DE23 200 400 600 200 400 600. Werner Bauknecht

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Erstellt:
15.02.2023, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 4min 54sec
zuletzt aktualisiert: 15.02.2023, 01:00 Uhr

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